Einen Einsatz mitgehen, Erhöhen und Checkreisen im Texas Holdem
Dies ist die Grenze eines etwas komplizierten Gebietes.
Wenn jemand gesetzt hat, wissen Sie ein wenig über sein Blatt: Zunächst einmal hat er schon seine Starthand für gut genug befunden, um einzusteigen (oder er musste, weil er small oder Big Blind ist), und nun signalisiert er, dass der Flop irgendwie zu seinen Karten passt. Das Wichtigste, was Sie jetzt zum Mitgehen bedenken müssen, ist der Charakter desjenigen, der eröffnet hat. Ist er ein aggressiver Spieler? Schüchtern? Ein Hitzkopf? Ist er erregt, weil er das letzte Spiel verloren hat? Ist er betrunken? Treffen Sie eine gute Einschätzung, bevor Sie sich zum Mitgehen entscheiden (mehr über das Einschätzen der Gegner im nächsten Artikel).
Karten, die irgendwie zum Flop passen, können mitgehen. Immerhin ist es noch eine preiswerte Wettrunde und mit dem Turn bekommen Sie eventuell eine Karte, die noch besser zu Ihren passt. Außerdem wird der Gegner jetzt vielleicht etwas weniger aggressiv, weil sein Blatt auch nicht so stark ist und weil er vielleicht nur Ihren Mut testen wollte. Andererseits kann die Turnkarte auch völlig blutleer daherkommen und Ihr ohnehin nicht sehr prächtiges Blatt nicht besser machen – dann ist es eben einfacher, doch auszusteigen. Blätter, die gut zum Flop passen, können mitgehen und sogar ein Erhöhen erwägen. Das stelle ich im folgenden Abschnitt vor.
Sie brauchen kein Gewinnerblatt, um korrekterweise mitzugehen. Sie können sogar wissen, Außenseiter zu sein – aber solange die Pot Odds zu Ihren Gunsten stehen (mehr dazu im nächsten Artikel2), ist es richtig, mitzugehen.
Wenn die Entscheidung zum Mitgehen zu schwer fällt, stelle ich mir immer die Frage: Würde ich aussteigen oder erhöhen, jetzt, wovor mir jemand gesetzt hat? Wenn die Antwort Erhöhen! lautet, können Sie zumindest mitgehen. Lautet sie Aussteigen!, dann sofort weg mit den Karten. Das Spiel wird jetzt höchstens teurer und komplizierter, nicht preiswerter. Es ist – besonders bei Limit Hold’em – eine außerordentlich schlechte Idee, jemanden auf dem Flop des Bluffens zu verdächtigen und dann bis zum Schluss mitzugehen. Wenn Sie glauben, jemand blufft, gibt es folgende Möglichkeiten:
✓ Sie liegen falsch. Tatsächlich hat er ein Blatt und Sie müssen zusehen, wie Ihr Geld davonsegelt.
✓ Noch hat der Gegner kein Blatt, aber zum Schluss bekommt er noch eines.
Dieses Szenario könnte durch einen SemibluffbemxVX werden (siehe die nächsten Poker-Artikel) oder er hat einfach nur Glück.
✓ Er könnte – trotz seines Bluffs – bessere Karten haben als Sie.
Ich weiß, dass der Typ blufft
Ich bin schon mehrmals während meiner Pokerkarriere mit Leuten zusammengekommen, bei denen ich sicher war, sie bluffen. Es war entweder an ihren Teils zu erkennen oder an der speziellen Spielweise. Ich hatte nur ein Problem: Mein Blatt taugte ebenfalls nichts. Überdenken Sie das folgende Szenario: Sie sind mit 5* 6V auf dem Button, der Small Blind erhöht und der Big Blind steigt aus. Sie haben mehr als sechs Stunden mit demselben Typen an diesem Tisch gespielt und das einzige Mal, dass er bisher aus dem Small Blind erhöht hat, war, als er den Big Blind und einen anderen Spieler zum Aussteigen bringen wollte.
Der Flop ist A(Kreuz) A(Herz) 9(Karo) und er spielt an.
Sie sind jetzt sicher, dass er weder ein Ass noch eine 9 hat. Wenn er eine gute Hand hat, zittert er wie Espenlaub und jetzt sitzt er versteinert da. Tatsächlich redet er auf Sie ein, und das macht er nur, wenn er blufft. Sie wissen, er wird eine Erhöhung von Ihnen mitgehen und auch anschließend bis zum Schluss weiterspielen. Er hat es bereits acht Mal an diesem Tisch gemacht und wird es wieder tun, denn er will sehen, was Sie haben. Er glaubt nicht, dass Sie ein Ass haben, weil Sie damit immer aus hinterer Position erhöhen (hoppla, das ist ein Teil) und es diesmal nicht gemacht haben. Das Problem hier ist Ihr schlechtes Blatt. Es reicht nicht, um seinen Bluff mitzugehen. Wenn er eine höhere Karte als die 8 hält (was ziemlich sicher ist), sind Sie besiegt. Das bedeutet, die bittere Wahrheit ist, Sie haben Recht, er blufft. Und trotzdem müssen Sie aussteigen. Akzeptieren Sie es und dann weiter zum nächsten Spiel.
Erhöhen
Wenn‘ Sie erhöhen wollen, sollten Sie folgende Leitlinien beachten: (a) Überlegen Sie, wie die Person, die Sie erhöhen, auf Ihre Erhöhung reagieren soll und (b) agieren Sie dann entsprechend dieser Überlegung.
Fragen Sie sich, wie wahrscheinlich eine Person wegen Ihrer Erhöhung aussteigt und dann:
✓ Wenn die Person aussteigen soll, Sie aber nicht glauben, dass das passieren wird, sollten Sie nicht erhöhen, sondern nur mitgehen. Sie helfen sich nicht mit einer Erhöhung.
✓ Wenn der Gegner nicht aussteigen soll, Sie aber vermuten, er wird, warten Sie ab und gehen Sie jetzt nur mit. Die Runde am Turn kostet das Doppelte und Sie werden dann mehr Geld machen.
✓ Wenn Sie glauben, der Gegner feuert zurück (erhöht), und Sie wollen das nicht, dann erhöhen Sie nicht. Der beste Weg, ein Erhöhungsscharmützel zu vermeiden, ist, selbst gar nicht erst damit zu beginnen.
✓ Wenn Sie glauben, er feuert zurück, und Sie wollen das, worauf warten Sie noch? Los, los, los! (Hey, Sie sind sich doch sicher, was Sie tun, oder?)
✓ Wenn es egal ist, ob die Person erhöht oder aussteigt, dann sollten Sie erhöhen. Sie brauchen dazu ein recht gutes Blatt. Wenn der Gegner aussteigt, haben Sie den Pot sofort gewonnen. Wenn er weiterspielt, machen Sie vermutlich später noch mehr Geld.
✓ Wenn Sie nicht sicher sind, wie er reagiert, erhöhen Sie. Seine Reaktion wird vieles enthüllen – und Sie werden fast sicher auf dem Turn die Kontrolle über das Spiel haben.
Erfolgreiches Bluffen ist bei Limit Hold’em viel schwerer als bei No Limit, weil die Strafe für das Mitgehen (zumindest kurzfristig betrachtet) weniger hart ausfällt.
Checkraisen
Wenn Sie schieben und dann – nachdem jemand nach Ihnen gesetzt hat – erhöhen, nennt man das checkraise. Es wird – mit Recht – als eines der aggressivsten Manöver am Pokertisch angesehen (na ja, vielleicht nicht ganz so aggressiv, wie jemandem einen Drink über die Hose zu schütten).
Auf dem Flop sollten Sie nur unter einigen wenigen speziellen Umständen checkraisen:
✓ Sie haben ein sehr gutes Blatt, aber die Anzahl der aktiven Spieler ist noch zu hoch und muss reduziert werden.
✓ Sie spielen gegen jemanden, den Sie besiegen werden, und Sie sind sicher, er wird mitgehen und in der nächsten Runde als Erster setzen. Wenn er in der nächsten Runde nicht eröffnet, sollten Sie einfach nur mitgehen und auf dem Turn erhöhen, damit bekommen Sie einen Extraeinsatz von ihm.
✓ Sie haben das beste Blatt, es wird sehr wahrscheinlich das beste bleiben und Sie sitzen an einem Tisch mit lauter Maniacs, die jede Wettrunde bis zum Gehtnichtmehr erhöhen, bis – Sie den fettesten Pot Ihres Lebens einfahren!
Diese Spannungsebene gibt es kein zweites Mal im Poker.
✓ Sie denken, ein Checkraise funktioniert als Bluff, und Ihr schüchterner Gegner wird danach aussteigen, bevor dasselbe Manöver in der nächsten Wettrunde doppelt so teuer wird.
✓ Sie können mit Checkraisen eine Gratiskarte bekommen. (Schauen Sie dazu in den Abschnitt Eine Gratiskarte bekommen)
✓ Sie wissen, jemand versucht zu kaufen. Sie schlagen ihn in diesem Moment, würden aber verlieren, wenn er sein Blatt erfolgreich komplettiert. Der
Grund für das Checkraise hier ist, dass Sie ihn vielleicht zum Aufgeben bewegen. Wenn das nicht klappt, muss er zumindest zahlen, um weitere Karten zu sehen.
In jeder anderen Situation ist es besser, nur mitzugehen und auf die nächste Bietrunde zu warten. Checkraisen macht auch die größten Schnarchnasen am Tisch aufmerksamer und diese Art von Aufmerksamkeit können Sie nicht gebrauchen. Die beste Hand wird den Pot gewinnen und Sie müssen damit nicht wiederholt setzen, um das Blatt zu verbessern. Wenn Sie auf dem Flop setzen und Gegner steigen aus, verlieren Sie unter Umständen Geld, weil auf dem Turn mehr herausgekommen wäre. Bedenken Sie, die Spielfolge anspielen-erhöhen-mitgehen ist bei zwei Spielern vier Einheitenwert (Einsatz 1 + mitgehen 1 + erhöhen 1 + mitgehen 1). Die gleiche Spielfolge bringt auf dem Turn das Doppelte, nämlich acht Einheiten. Selbst wenn der Gegner auf dem Turn nach Ihrem Checkraise aussteigt, haben Sie trotzdem zwei Einheiten mehr verdient, als wenn Sie auf dem Flop geschoben und erhöht hätten. (Sie wären den Einsatz des Gegners auf dem Flop nur mitgegangen und hätten seinen doppelten Einsatz auf dem Turn erhöht. Er setzt dann drei Einheiten anstelle von einer.)
Checkraisen hat ohne Frage seine Berechtigung und es würzt das Pokerspiel ungemein. Normalerweise findet es aber in den späteren Spielphasen statt. No Limit ist etwas anders. Sie sollten ein sehr brutales Checkraise erwägen, wenn jemand versucht zu kaufen. Das Problem dabei ist natürlich, dass Sie todsicher sein müssen, dass er tatsächlich kaufen will (und Sie nicht bereits besiegt), und es gibt genügend Spieler, die mit einem Semibluff all in gehen.
Unschickliches Checkraisen
In der Frühzeit des Poker wurde Checkraisen als unsportlich und nicht gentlemanlike betrachtet – so sehr, dass es als brüske und unfaire Spielweise galt und in vielen professionellen Kartenclubs nicht erlaubt war. Im Laufe der Zeit setzte es sich dann allerdings durch und wurde erlaubt – nicht nur, um die potenzielle Taxe zu steigern, sondern auch, um die Kunden zufriedener zu machen. Selbst heute finden Sie noch Überbleibsel dieser Regelung. Viele der älteren Kartenclubs der USA erwähnen Check und raise ist erlaubt explizit in ihren Hausregeln. Wenn Sie das nächste Mal in Las Vegas sind und dringend wieder einmal schmunzeln möchten, schauen Sie nach dem Schild mit den Hausregeln, ob der Satz dort erwähnt wird. Und wenn Sie eine wirklich interessante Reaktion erleben möchten, rufen Sie einen Floorman und fragen Sie ihn, ob in seinem Club Checkraisen erlaubt ist. In deutschen und österreichischen Spielbanken und in den Cardcasinos der Alpenrepublik war das Für und Wider von Checkraising nie Diskussionsthema. Es ist erlaubt.