Pokerface bedeutet cool und ruhig bleiben Teil I – neue Pokerstrategien lernen

Auch Menschen, die absolut nichts mit dem Pokerspiel zu tun haben, sind mit diesem Begriff vertraut: Pokerface!

Fälschlicherweise, wird meist angenommen, dass es dem Spieler (oder auch Menschen im täglichen Leben) mit dem eisernen Gesichtsausdruck gelingt, seine Emotionen perfekt zu verbergen! Diese Annahme ist falsch! Er verbirgt seine Emotionen nicht! Er hält sie unter Kontrolle!

Sagen wir nicht, dass der Gesichtsausdruck der Spiegel der Seele sei? Sind wir innerlich ausgeglichen, so steht uns dies ins Gesicht geschrieben! Niemand steigert sich in Gefühle und Leidenschaften, ohne es in dieser oder jener Form zu zeigen!

Der größte Feind des Pokerspielers sind seine eigenen Emotionen!
Vielleicht könnten wir den Dalai Lama hier als Berater heranziehen, denn es sind alle guten Eigenschaften, die im Buddhismus gelehrt werden, die sich der gute Pokerspieler zu Eigen machen sollte; und es sind alle, vom Standpunkt des Buddhisten aus gesehenen, negativen Qualitäten, derer sich der gute Pokerspieler strikt zu erwehren hat.

Diese Behauptung mag Sie verwundern! Wie soll das Aufgeben des eigenen Ichs, das Loslassen von jeglicher Leidenschaft, der Ausdruck des Mitgefühls, das Vermeiden von Habgier, das Praktizieren von Geduld, das Loslösen von irdischen Werten schlechthin, wie soll uns all dies verhelfen, unsere Gegner am Pokertisch zu besiegen? Wie können wir Mitgefühl für jemanden aufbringen, dessen Geld wir letztendlich kassieren wollen? Noch dazu, ohne habgierig zu sein? Unser Ich sollen wir aufgeben und Stolz vermeiden, wenn uns ein wirklich guter Zug gelungen ist? Passiver Geduld sollen wir uns widmen, während wir gespannt auf die nächste Karte warten oder mit größter Aufmerksamkeit jeden Schritt der Gegner zu speichern versuchen? Klingt das nicht alles nach Unsinn?

Für viele Pokerspieler ja! Sie halten es für Unsinn! Doch wir, als Winner, wollen bessere Spieler sein. Ein besserer Spieler ist ein besserer Mensch. Ein besserer Mensch ist jemand, der seine Emotionen unter Kontrolle hält, der nichts Unüberlegtes tut, der den Gegner, auch wenn er ihm unterlegen ist, respektiert; jemand, der auch Verluste hinnehmen kann, ohne die Nerven zu verlieren!

Verstehen Sie mich nicht falsch: Weder möchte ich Buddhismus predigen, noch erwarte ich Spieler in orangefarbener Mönchskleidung am Pokertisch! Die Lehre des Buddhismus ist ein Weg, sich selbst besser kennen zu lernen. Ein guter Pokerspieler kennt sich selbst!

Beginnen wir mit Geduld! Und bewusst wähle ich ein Beispiel, das den soeben zitierten buddhistischen Lehren nicht ferner liegen könnte.

Denken Sie an einen Jäger, der zeitig morgens am Hochstand sitzt. Entspannt und geduldig beobachtet er die Lichtung. Eine Stunde, eine zweite. Nichts! Sollte er dem Rehbock zürnen, der nicht zeitgerecht zur Exekution erscheint? Geduldig unternimmt er einen neuen Versuch am Abend. Und noch einen am nächsten Morgen!

Endlich zeigt sich der Bock! Noch immer schießt er nicht wild in die Richtung des Tiers, während dieses voller Vorsicht und ängstlich die Nase aus dem Unterholz streckt. Minuten vergehen, bis es einige wenige Schritte vorwärts wagt, noch immer bereit, auf das leiseste Geräusch, die unmerklichste Bewegung hin, spontan ins Dickicht zurück-zuspringen.

Der Jäger wartet! Wartet, bis die Aufmerksamkeit des Rehbocks nachlässt, bis er entspannt Nahrung aufnimmt, bis er im richtigen Winkel steht! Und dann folgt ein einziger Schuss! Zielsicher! Tödlich!

Natürlich könnte der Jäger auch, mit Maschinenpistole bewaffnet, wild durch den Wald streifen, Magazin um Magazin verballern, wenn immer irgendwo eine Bewegung wahrzunehmen ist; und eines Tages mag er vielleicht auch auf diese Weise – wenn das Glück ihm gut gesinnt ist -ein Stück Wild erlegen.

Geduld mag eine Gabe sein! Geduld mag erlernbar sein! In jedem Fall ist sie Grundvoraussetzung, um im Poker erfolgreich zu sein! Natürlich bedeutet dies auch, dass Sie sich, wenn immer Sie an einem Pokertisch sitzen, von allen Einflüssen, die Ihrer Geduld im Wege stehen könnten, fernhalten sollten. Es könnte Zeitdruck sein! Sie müssen den Tisch verlassen, haben noch genau eine Stunde, und in dieser einen Stunde wollen Sie Ihr Plansoll erfüllen, wollen eventuell entstandene Verluste aufholen. Lassen Sie sich davon nicht beirren!

Das Beste wäre natürlich, ohne jegliches Zeitlimit zu spielen. Doch nicht nur, dass dies nicht immer möglich ist, so könnte es auch Müdigkeit sein, die Sie zu einem Ende drängt. Machen Sie keine Pläne, was während der nächsten Stunde zu passieren hat. Sie können die Entwicklung des Spiels nicht beeinflussen. Sie können nur in der jeweiligen Situation das jeweils Richtige tun. Wenn Sie merken, dass Ungeduld Ihr Gemüt beeinflusst, und Sie können diesen Einfluss nicht überwinden, brechen Sie die Sitzung ab. Es wird beim nächsten Mal gewiss leichter sein, einen beschränkten Verlust aufzuholen als einen enormen, weil Sie am Ende die Geduld verlassen hat.

Ich hoffe, es ist nicht notwendig, darauf hinzuweisen, dass das verwendete Spielkapital zu Ihrer freien Verfügung stehen muss. Glücksspieler teilen fast ausnahmslos die schmerzliche Erfahrung, dass jeder Versuch, der mit Geld unternommen wird, das für andere Zwecke bestimmt war, mit dramatischem Verlust endet. Sind die Voraussetzungen in einem Geschicklichkeitsspiel nicht noch gravierender? Stellen Sie sich vor, dass Sie unter dem Zwang stehen, nicht verlieren zu dürfen! Ihr Einsatz möge das Geld für die Hypothek sein oder für die Miete, das Budget für die Familie, geborgtes Geld, was auch immer. Können Sie sich vorstellen, dass Sie unter solchen Voraussetzungen die beste Entscheidung treffen? Glauben Sie, unter einem solchen Druck fähig zu sein, Spiel um Spiel schwache Karten als solche akzeptieren zu können und folgerichtig zu passen? Noch dazu, wenn der Pot in Größenordnungen steigt, dass, wenn Sie dieses eine Mal Glück hätten, dieses eine Mal am River die richtige Karte fallen würde, schmerzvolle Verluste der vorangegangenen Spielphase aufgeholt sein würden?

Es gibt gewiss noch eine ganze Menge anderer Gründe, die sich negativ auf die Bereitwilligkeit zur Geduld auswirken mögen. Schwierigkeiten im Geschäft oder Beruf, Überarbeitung, familiäre Probleme, unangenehme Mitspieler und letztendlich auch, wie es so oft passiert, eine Summe schmerzlicher Konfrontationen am Pokertisch. Lernen Sie so rasch wie möglich, Anzeichen von Ungeduld nicht nur zu erkennen, sondern auch spontan die Konsequenzen zu ziehen: Spielabbruch – oder zumindest eine regenerierende Spielunterbrechung.

Andere positive Eigenschaften, wie etwa Mitgefühl, Großzügigkeit oder schlicht Freundlichkeit, können wir als Gegenpol der negativen betrachten. Sollte es auf die Spielstrategie einen günstigen Einfluss ausüben, wenn Sie einen bestimmten Spieler am Tisch durch und durch nicht leiden können? Wenn Sie ihm jeden Pot neiden, den er gewinnt? Wenn Sie sich innerlich freuen, wenn er einen Verlust erleidet? Könnte es in solcher Situation nicht leicht passieren, dass Sie gegen diesen speziellen Mitspieler einen ungerechtfertigten Bluff unternehmen oder einfach Ihre Karten überschätzen, weil Sie sich wünschen, dass er verliert; dass Sie ungerechtfertigt mitgehen, weil Sie es gerade ihm nicht vergönnen, Sie aus dem Pot zu bluffen?

Zugegeben, es gibt unangenehme Spieler! Vulgäre Äußerungen, Überheblichkeit, Schulmeisterei; die Pokertische sind voll von ihnen – und niemand mag sie. Doch hüten Sie sich davor, persönlich zu werden. Wir würden diesen Mann nicht an unseren Esstisch einladen, nicht mit ihm auf ein Bier gehen, doch dass er hier an diesem Kartentisch sitzt, können wir nicht verhindern. Wir kennen nicht die Ursachen, warum er zu dem geworden ist, was er ist. Wir können nur sein Verhalten tolerieren, seine Züge analysieren und Schritt um Schritt durch geschicktes Spiel die Chips, die anfangs vor ihm liegen, auf unserem eigenen Platz stapeln.

Freuen Sie sich, wenn ein anderer gewinnt! Schlicht aus dem einen Grund: Würden Sie sich nicht darüber freuen, so hätte er trotzdem gewonnen! Vergiften Sie nicht Ihre Laune durch Neid oder Habgier! Das Allerschlimmste, was Ihnen während eines Pokerspiels passieren kann, ist Ärger! Wenn immer wir uns ärgern, richtig tief und emotionell, verlieren wir die Kontrolle über uns selbst!

Wenn wir uns im Allgemeinen fragen, wann und warum wir uns zu ärgern beginnen, dann finden wir meist, für jeden einzelnen Fall, eine scheinbar vernünftige Erklärung. Wir ärgern uns beim Autofahren, bei der Arbeit, beim Streitgespräch mit dem Ehepartner, beim Fehlverhalten unserer Kinder, beim Lesen der Nachrichten. Und sobald wir vom Ärger so richtig befangen sind, verhalten wir uns anders! Natürlich verhalten wir uns anders, denn schließlich haben wir auch allen Grund, verärgert zu sein! Oft jedoch müssen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt selbst eingestehen, dass wir uns, im Angesicht des Ärgers, anders, und hier nur selten zu unseren Gunsten, verhalten oder entschieden haben, als wenn wir uns nicht von Emotionen hätten hinreißen lassen.

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