Gegenstrategien bei loose-aggressive Spieler und Gegner Teil I – Pokerstrategien lernen
Mit einem solchen Spieler wird die Partie unterhaltsamer, aber auch riskanter und anstrengender. Weil der Pot größer und die Action wilder ist, unterliegen Sie bei Ihren Entscheidungen einem größeren Stress. Ob Sie es wollen oder nicht – Sie werden zum Zocken verleitet. Sie müssen drei grundlegende Entscheidungen treffen. Sollten Sie sich mit ihm anlegen? Wo sollten Sie sitzen? Auf welche Weise sollten Sie Ihre Strategie angleichen?
Sollten Sie sich mit ihm anlegen?
Das hängt von Ihrem Wesen ab. Wenn Sie Action mögen und verhältnismäßig gut spielen, sollten Sie natürlich mit ihm spielen. Sie können mehr Spaß haben und mehr Geld verdienen als in jeder anderen Partie. Sind Sie ein vorsichtiger, konservativer Spielertyp, dem Risiko, wilde Action und Unklarheit missfällt, sollten Sie ihm aus dem Weg gehen. Sie würden sich in der Partie nicht wohlfühlen und möglicherweise herbe Verluste erleiden, weil der LAG Sie überrennen könnte und die Action Ihr Urteilsvermögen verfälscht. Setzt sich ein Maniac an Ihren Tisch, sollten Sie in Betracht ziehen aufzustehen.
Wenn Sie knapp bei Kasse sind, sollten Sie ihm wahrscheinlich ebenfalls aus dem Weg gehen. Ihre Schwankungen würden zu stark ausfallen und Sie könnten derart ängstlich agieren, dass der LAG Sie überrennt. Dieser Ratschlag gilt umso mehr, je weniger Spieler an der Partie teilnehmen, besonders wenn Blinds oder beträchtliche Antes im Spiel sind. Sie würden sich in der Partie nicht wohlfühlen und hätten auch keine großen Chancen, erfolgreich abzuschneiden, wenn Sie nicht die Prinzipien beim Spiel mit wenigen Gegnern verstehen.
Wenn sich die Gegneranzahl verringert, ändert sich alles. Die meisten Pots werden mit viel schlechteren Blättern gewonnen; weniger Pots werden bis zum Ende ausgespielt; Bluffs beziehungsweise Stehlen der Blinds nimmt stark an Bedeutung zu. Wenn Sie auf eine gute Hand warten, werden die Blinds und Antes Sie auffressen. Aufgrund dieser Charakteristika beim Spiel mit wenigen Gegnern wird der Spielstil eines LAG in Varianten mit Blinds zur gewinnträchtigen Notwendigkeit.
• „Wollen Sie beim Hold’em (oder Omaha) mit wenigen Gegnern erfolgreich sein, müssen Sie realisieren, dass jemand, der ständig bettet, am besten abschneidet, wenn Sie nicht aufpassen.“ Aus: Hold’em Poker for Advanced Players: 21st Century Edition (S. 185).
• Ständiges Betten funktioniert beim Stud wegen des kleineren Verhältnisses von Antes zu Blinds nicht, aber: „Eine Partie mit wenigen Gegnern kann sich für viele Spieler, die volle Tische gewohnt sind, als schwierig erweisen, weil diese nie gelernt haben, wie man schlechte bis mittelmäßige Blätter gut spielt.“
• „An vollen Tischen können Sie nahezu immer davon ausgehen, dass die Gegner im Durchschnitt relativ gute Karten haben. Das bedeutet, dass Sie mit den schlechteren der mittelmäßigen Hände besser nicht spielen sollten. Aber in einer Partie mit wenigen Gegnern, in der die anderen Spieler sich viel öfter an Pots beteiligen, begegnen Sie häufig Situationen, bei denen es falsch wäre zu folden – so schlecht die Karten auch sein mögen.“
• „Gegen loose, aggressive Spieler sollten Sie mit Ihren schlechten Händen nicht bloß kleinlaut callen. Gelegentlich müssen Sie die Keule auspacken und mit Händen raisen, die kaum einen Call wert zu sein scheinen. Auf diese Weise vermeiden Sie, dass Ihre Gegner mit ihren Semi-Bluffs einen zu großen Vorteil erlangen.“
• „Befinden Sie sich in einer Partie mit loosen und aggressiven Spielern, müssen Sie manchmal auch mit Händen, die unterhalb Ihres Call- Spektrums liegen, ab und zu Raises einstreuen.“ Alles aus: Seven- Card Stud for Advanced Players: 21st Century Edition (S. 170-172).
Möglicherweise empfinden Sie es als schwierig oder unmöglich, solch große Veränderungen an Ihrer Strategie vorzunehmen. Gelingt Ihnen das nicht, sollten Sie in Partien mit wenigen Gegnern nicht gegen LAGs spielen.
Wo sollten Sie sitzen?
Das ist leicht: Unmittelbar zu seiner Linken, damit er vor Ihnen an der Reihe ist. In der Regel wollen Sie zur Linken eines loosen und/oder aggressiven Spielers sitzen. Dann können Sie den loosen Spieler raisen, um die nach Ihnen sitzenden Spieler zu vertreiben, womit Sie ihn isolieren und das Maximum aus seiner Neigung, mit schwachen Karten zu spielen, herausholen. Sitzen Sie zur Linken eines aggressiven Spielers, raist er, bevor Sie an der Reihe sind. Haben Sie eine starke Hand, können Sie reraisen. Mit einer schwachen Hand können Sie folden. Wären Sie als Erster an der Reihe, würden Sie mit einer Hand, die Sie im Wissen um einen nachfolgenden Raise nicht gespielt hätten, zunächst eine Bet investieren und anschließend eine weitere. Da diese Spieler loose und aggressiv sind, ist es unabhängig von Ihren Karten eine Hilfe, zu deren Linken zu sitzen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Siehe Hold’em Poker for Advanced Players: 21st Century Edition sowie die nachfolgende Diskussion über Informationen.
Wenn Sie nur eine mittelmäßige Hand haben und er raist, können Sie beruhigt folden. Säßen Sie zu seiner Rechten und hätten bereits eine Bet investiert, würden Sie eventuell eine weitere bringen. Callt er nur, können Sie Ihre leidlich gute Hand spielen. Wenn jedoch ein Spieler nach Ihnen raist und der LAG reraist, müssen Sie häufig folden. Haben Sie eine geeignete Hand, können Sie raisen oder auch reraisen, um gegen ihn im Heads-Up zu landen. Nur sehr wenige Spieler werden drei Bets callen – und riskieren eine Raise-Orgie -, selbst wenn deren Hand geringfügig besser ist als Ihre schwächste Hand für einen Reraise. Da Ihre Hand vermutlich besser ist als seine, wollen Sie im Heads-Up spielen. Beachten Sie aber, dass Sie eine geeignete Hand benötigen. Sie brauchen eine Hand, die einen Showdown ohne Verbesserung gewinnen kann. Demzufolge ist beim Hold’em
(eine Hand aus der Gruppe 3). Beim Stud ist Middle Pair viel besser als die meisten Drawing Hands.
Wenn Sie eine großartige Hand haben und er raist, sollten Sie in der Regel reraisen, um die anderen Spieler auszuschalten und eine Raise- Orgie zu inszenieren. Haben Sie eine wirklich großartige Hand (wie zum Beispiel drei Damen beim Stud), können Sie auch einfach callen und eine Menge Action bekommen, weil viele Spieler seine Raises nicht ernst nehmen und kaum bemerken, dass Sie nach ihm gecallt haben. Diese hätten nach einem Reraise von Ihnen gefoldet, callen aber in diesem Fall mit schwachen Blättern und könnten sogar mit gutenreraisen. Dann können Sie einen weiteren Raise bringen oder mit Ihrer Strategie des Fallenstellens fortfahren. Stehen Ihnen von diesem Spieler jedoch verlässliche Informationen zur Verfügung, setzen Sie sich zu seiner Rechten. Weil LAGs Geduld und Selbstbeherrschung vermissen lassen, können Sie bisweilen deren Pläne im Voraus erkennen. Tatsächlich betten oder raisen sie hin und wieder in einem unpassenden Moment. Auch wenn sie ihre Bets nicht vorab signalisieren, können Sie oft bemerken, dass sie unzufrieden mit ihrer Hand sind und folden werden.
Wenn Sie bemerken, was der LAG plant, ist es von großem Vorteil, zu dessen Rechten zu sitzen. Sie können grenzwertige Blätter folden, mit Ihren großartigen slow spielen und genau im richtigen Moment bluffen. Befinden sich ein oder zwei Spieler zwischen Ihnen, können Sie ein Squeeze Play initiieren. Wenn Sie zum Beispiel wahrnehmen, dass er einen Fold vorbereitet, können Sie bluffen und die Spieler zwischen Ihnen folden möglicherweise aus Angst, überboten zu werden.
Haben Sie andererseits eine großartige Hand und sehen, dass er eine Bet plant, können Sie die Spieler nach ihm in die Zange nehmen. Sie können im Wissen, dass er bettet, checken und die anderen callen mit schwachen Blättern. Dann raisen Sie, woraufhin er vielleicht sogar reraist. Damit haben Sie die anderen Spieler mit zwei, drei oder vielleicht sogar mehr Bets in die Falle gelockt.
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