Verständnis Ihrer Motive, wenn Sie ein tight-aggressiver Pokerspieler sind

Die erste Frage ist: Warum spielen Sie Poker? Und die nächste ist: Warum haben Sie diesen Spielstil gewählt? Sie haben den tight- aggressiven Spielstil aber nicht nur gewählt; Sie mussten für dessen Ausgestaltung hart arbeiten. Demzufolge stellt sich für Sie diese zweite Frage: „ Warum haben Sie so hart an der Entwicklung Ihres Spielstils gearbeitet?“

Die Antworten auf diese beiden Fragen liegen auf der Hand. Sie spielen Poker, um zu gewinnen, und haben diesen Spielstil herausgebildet, weil er die besten Ergebnisse verspricht. Sie haben jedoch möglicherweise Ihre anderen Motive zurückgeschraubt.

Das Verständnis aller Ihrer Motive könnte Ihnen dabei helfen, zwei sehr wichtige Entscheidungen zu treffen: welches Level beziehungsweise welche Partie Sie wählen und ob Sie versuchen sollten, Vollprofi zu werden. Wir haben gesehen, dass das Ego von Nick „The Greek“ sowie seine Sucht nach Wettbewerb ihn seine Bankroll gegen Johnny Moss, einem weitaus besseren Spieler, gekostet haben.

So etwas passiert ständig. Unzählige junge Männer und ein paar Frauen versuchen, Spieler zu schlagen, die für sie zu stark sind. In der Regel verlieren sie nur ihre Bankroll, aber einige ruinieren ihr ganzes Leben. In der Regel sind sie in ihrer kleinen Welt die besten Spieler und wollen in der großen Liga mitmischen. Sie sparen monate- oder jahrelang und leihen sich vielleicht sogar Geld für eine Bankroll. Sie kündigen ihren Job, ziehen nach Las Vegas oder in eine andere Pokerhochburg, spielen auf höheren Limits – und gehen pleite. Wenn Sie versucht sind, diesen Weg zu machen, lesen Sie den Anhang „Kündigen Sie nicht Ihren Job“.

Ihr Spielstil hat außer ökonomischen auch psychologische Gründe, wobei letztere stärker ausgeprägt sein könnten (aber vermutlich erachten Sie diese als nicht so wichtig). Eventuell bewerten Sie diese anderen Antriebe niedriger, weil Pokerspieler viel mehr über Geldgewinne reden als über alle anderen Motive zusammen.
Die Ursache für diese Überbewertung liegt hauptsächlich in der Poker-Kultur. Wir reden über Geld in einer Art und Weise, wie Wall- Street-Banker darüber reden: Wir sehen es als Ergebnisliste. Sie sind sicher auch in vielen anderen Bereichen konkurrenzfähig. Sie finden vermutlich auch an anderen Spielen Gefallen und spielen diese gut. Möglicherweise streben Sie auch nach hohem Ansehen und anderen psychologischen Befriedigungen. Wenn ich an die Sache psychoanalytisch heranginge, würde ich sagen, dass Sie nahe daran sind, zwanghaft-obsessiv zu sein, aber das ist nicht mein Ziel. Wir wollen lediglich untersuchen, welche anderen Motive Ihre Spielweise beim Poker beeinflussen.

Blättern Sie zurück zum Abschnitt „Warum spielen Sie Poker?“ in Poker-Artikel 1: „Das gewisse Etwas“. Gehen Sie ihn schnell noch einmal durch und übernehmen Sie Ihre Antworten von unserem Poker-Ratgeber in die folgende „Selbstbewertungs“-Tabelle. Die nächsten Absätze ändern vielleicht die Art und Weise, wie Sie Ihre Motive sehen.

Tabelle XI: Meine Motive zu spielen
Geld gewinnen %
Kontakte knüpfen, Leute treffen %
Entspannung %
Der Reiz des Risikos %
Sich selbst im Wettbewerb beweisen %
Selbstbestätigung durch Siege %
Zeitvertreib %
Andere Gründe (spezifizieren) %
Gesamtergebnis (muss 100 % ergeben) %

Jeder Spieler sollte wissen, warum er den von ihm gewählten Spielstil pflegt, aber diese Selbsterkenntnis ist für Sie viel weniger wichtig als für andere Spieler. Ungeachtet Ihrer Gründe haben Sie den bestmöglichen Spielstil ausgearbeitet (aus einer Gewinnverlust- Perspektive).

Wenn Sie nicht mindestens 20 Prozent bei den Stichpunkten „Sich selbst im Wettbewerb beweisen“ und/oder „Selbstbestätigung als Sieger“ erzielen, belügen Sie sich selbst. Sie spielen nicht allein um des Geldes willen. Jeder, der die Intelligenz und Disziplin besitzt, ständig zu gewinnen, kann vermutlich viel mehr Geld mit anderen Dingen verdienen.

Wenn Sie in der Summe nicht mindestens 75 Prozent bei den Stichpunkten „Geld gewinnen“, „Sich selbst im Wettbewerb beweisen“ und „Selbstbestätigung als Sieger“ erzielen, wäre ich ziemlich überrascht und etwas würde nicht stimmen. Entweder spielen unerwartete Faktoren mit hinein oder Sie belügen sich selbst.

Stimmen Ihre Bewertungen mit diesem Muster überein, haben Sie genau den richtigen Spielstil für Ihre Motive herausgearbeitet. Kein anderer Stil bringt auch nur annähernd so große Gewinne und das Gefühl erfolgreichen Wettstreits mit sich. Der einzige Nachteil könnte die Vereitelung Ihrer anderen Motive sein.

Bedauern Sie es beispielsweise, dass Sie sich nicht entspannen und das Spiel nicht genießen können? Würden Sie den anderen Spielern gerne freundlicher gegenübertreten, anstatt sie nur als Gegner zu sehen, die geschlagen werden müssen? Haben Sie manchmal den Wunsch, irrationalen Impulsen nachzugeben und besseren Händen nachzujagen oder einfach aus Jux und Dollerei zu zocken? Falls Sie sich über diese Dinge ernsthaft Gedanken machen, mildern Sie Ihren Spielstil ein wenig ab. Machen Sie sich ein bisschen lockerer und seien Sie etwas weniger aggressiv. Mit anderen Worten: Poker ist nur ein Spiel und sollte Vergnügen bereiten.

Sind diese Dinge für Sie nicht wichtig, sollten Sie kein Jota von Ihrem Spielstil abweichen. Sie machen es genau richtig. In diesem Abschnitt eines jeden Poker-Artikels über die Spielstile betone ich die Wichtigkeit des Stilwechsels. Dort wird ein Raster mit einem Pfeil aufgezeigt, der den Weg vom Ist- zum Idealzustand weist. Sie sind bereits in dieser Ecke und die anderen Spielstile werden dort vermutlich nicht hingelangen. Sie haben Ihr Zuhause gefunden – genießen Sie es.

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