Feinabstimmung der Bewertung anderer Spieler – wichtigste Pokerstrategien lernen

Für die Feinabstimmung wird ein „Ausnahmebericht“ genanntes Prinzip angewendet. Eine gute Unternehmensführung vergeudet die Zeit der Mitarbeiter nicht mit unnötigen Berichten, will aber über alles Bescheid wissen, was über das Normalmaß hinausgeht. Wenn sich zum Beispiel Verkäufer- oder Kundenreklamationen häufen, will sie dies gemeldet bekommen. Die zweistellige Kennzahl gibt Ihnen einen schnellen Überblick über den gegnerischen Spielstil, aber mit ein paar Feinabstimmungen lässt sie sich noch besser nutzen. Zum Beispiel ändert sich der Stil vieler Spieler, wenn sie betrunken sind, sich auf der Verliererstraße befinden oder gewaltige Gewinne einfahren. Einige verhalten sich in frühen Setzrunden anders als in den späteren. Andere betten aggressiv, aber raisen konservativ. Manche tight-passiven Spieler bluffen häufig. Diese Feinabstimmungen helfen zwar, Ihre Strategie anzugleichen, aber verkomplizieren das System und erschweren dessen Anwendung. Wenden Sie diese nur an, wenn den Ausnahmefällen große Abweichungen innewohnen oder sie häufig genug Vorkommen, dass Anpassungen nötig sind. Sie können sie auch ignorieren, bis Sie das Grundsystem beherrschen.

Kurzzeitige Änderungen im Stil
Viele Spieler ändern ihren Stil, wenn sie gewinnen oder verlieren, betrunken oder nüchtern sind, müde oder ausgeruht, knapp bei Kasse usw. Sind diese Änderungen vorhersehbar, machen Sie sich eine Notiz. Vielleicht kennen Sie zum Beispiel Spieler, auf die diese Beschreibungen zutreffen:
• Nüchtern 7,7 (loose-aggressiv); Betrunken 9,9 (Maniac)
• Normalerweise 3,3 (tight-passiv); Bei schweren Verlusten 7,3 (loosepassiv)
• Normalerweise 7,3 (loose-passiv); Bei Geldknappheit 3,3 (tight-passiv)
• Normalerweise 5,5 (Durchschnitt); Nach einer schlimmen Niederlage 7,7 (loose-aggressiv; macht z. B. wütende Raises)

Unterschiede zwischen den einzelnen Setzrunden
Ein paar Spieler verhalten sich in den frühen Setzrunden looser als in den späteren. Sie callen mit schwachen Händen in der ersten oder zweiten Setzrunde, bleiben aber nicht dabei, wenn sie nicht frühzeitig etwas treffen (besonders bei Pokervarianten mit Flop, weil dort das Glück beim Übergang von der ersten zur zweiten Setzrunde eine große Rolle spielt). Noch weniger Spieler weisen das entgegengesetzte Verhaltensmuster auf: Zuerst sind sie relativ tight, bleiben aber mit schwachen Händen dabei. (Dieses Verhalten ist bei Stud-Spielern verbreiteter, weil der Pot größer wird und indessen der Glücksanteil wegen der wachsenden Zahl an Kombinationen, die jede neue Karte aufwirft, zunimmt.)

Manche Spieler verhalten sich in den frühen Setzrunden mehr oder weniger aggressiv als in den späteren. Sie raisen zum Beispiel nicht ohne starke Karten vor dem Flop, machen das aber mit ziemlich schwachen Händen auf Flop und Turn. Andere weisen genau das entgegengesetzte Verhaltensmuster auf. Fügen Sie zur Beschreibung dieser Unterschiede eine Zahl mit Bindestrich an. Die erste Ziffer bezieht sich auf die frühe(n) Setzrunde(n) und diejenige nach dem Bindestrich auf die späteren. Zum Beispiel könnte jemand, der den Flop mit Schrott sehen möchte, aber foldet, wenn er nichts Akzeptables trifft, bei der Kenngröße „loose/tight“ mit 8-4 bewertet werden. Jemand, der vor dem Flop selten raist, aber danach relativ aggressiv agiert, könnte bei der Kenngröße „passiv/aggressiv“ mit 3-6 bewertet werden. Beachten Sie, dass in diesen Beispielen Werte von 4 und 6 Vorkommen, obwohl das System normalerweise Bewertungen nahe dem Durchschnitt ignoriert. Sie wurden verwendet, um das Pre- und Post-Flop- Spiel zu unterscheiden.

Übermäßiges Verteidigen der Blinds
Die Einstellung zur Verteidigung ihrer Blinds steht bei den meisten Spielern im Einklang zu deren Stilbewertung. Loose Spieler verteidigen sie, während es tighte unterlassen. Ein paar tighte Spieler verteidigen ihre Blinds jedoch übermäßig, besonders den Big Blind. Wenn Sie diese Einschätzung vornehmen, berücksichtigen Sie die Position des Raisers. Gute Spieler callen bereitwilliger einen Raise von jemandem in Late Position (weil dieser vielleicht stehlen möchte), als von einem Spieler in Early Position (dessen Raise vermutlich berechtigt ist). Machen Sie sich eine Notiz wie „ÜVB“ (übermäßiges Verteidigen der Blinds) und passen Sie Ihr Spiel an.

Unterschiede zwischen Betten und Raisen
Die meisten Spieler verhalten sich gleichbleibend passiv oder aggressiv, aber einige betten weitaus aggressiver als sie raisen. Sie betten mit schwachen oder grenzwertigen Händen, aber raisen nur, wenn sie eine sehr starke haben. Um dieses Muster zu beschreiben, vergeben Sie getrennte Werte für Betten (B) und Raisen (R). Angenommen, ein Hold’em-Spieler ist vor dem Flop loose-passiv, bettet aggressiv mit schwachen Händen nach dem Flop, aber raist nicht, wenn er keine sehr starke Hand hält. Er könnte mit 7,3-7(B)-3(R) bewertet werden.

Denken Sie daran: Das Komma steht zwischen den Kenngrößen für loose/tight und passiv/aggressiv, während der Bindestrich die frühen (Pre-Flop) und späten Setzrunden unterteilt. Diese kleine Zahlenfolge teilt Ihnen unmittelbar sämtliche in der vorgehenden Sequenz steckenden Informationen mit. Das Aufschreiben und Erinnern fällt dabei offensichtlich viel leichter als bei einem langen Text.

Bets aufgrund Schwäche der Gegner und Position
Beim Hold’em oder Omaha betten einige Spieler nahezu immer, wenn auf dem Flop alle bis zu ihnen gecheckt haben. Wann immer solch ein Spieler als Letzter agiert, sollten Sie in Betracht ziehen, mit jeglichen Karten zu checken. Haben Sie eine gute Hand, können Sie getrost auf einen Check-Raise hinarbeiten. Wegen der Wichtigkeit dieses Verhaltensmusters sollten Sie sich eine Notiz dazu machen.

Check-Raise
Wenn jemand ungefähr genauso oft checkraist wie die meisten Spieler mit ähnlichen Werten, ist keine Anpassung nötig. Aggressive Spieler checkraisen zum Beispiel weitaus häufiger als passive und loose-aggressive machen die meisten Check-Raises. Notieren Sie sich jede Ausnahme dieser Regel – wenn zum Beispiel ein passiver Spieler häufig checkraist oder ein aggressiver selten.

Betten oder Raisen mit Draws
Dies ist ein überaus wichtiges Thema. Wissen Sie, dass jemand regelmäßig bettet oder raist, sobald er einen Draw hat, sollten Sie mit Ihren marginalen Händen normalerweise einen Raise oder Reraise in Betracht ziehen, besonders wenn Sie damit andere Spieler verjagen können. Spielen jedoch nur Sie beide um den Pot, können Sie möglicherweise auch eine eher passive Strategie einschlagen, um besagten Spieler zu Bluffs zu animieren. Wenn umgekehrt jemand nie mit einem Draw bettet oder raist, sollten Sie einige Blätter folden, mit denen Sie normalerweise callen würden (es sei denn, der Pot ist sehr groß). Die meisten aggressiven Spieler, besonders die loose-aggressiven, betten oder raisen mit einem Draw-oftmals törichterweise. Sie reraisen zum Beispiel im Heads-Up mit einem schwachen Draw, weil sie denken: „Wenn ich treffe, werde ich einen hübschen Pot gewinnen.“ Falls die Einstellung dieses Spielers bezüglich des Spiels mit einem Draw sich von Spielern mit ähnlichen Werten unterscheidet, machen Sie sich eine Notiz und verwenden diese Information gegen ihn.

Bluffen
Machen Sie sich nur dann eine Notiz, wenn ein Spieler seltener oder öfter blufft als ähnlich bewertete Spieler. Achten Sie auch darauf, wann er blufft. Einige Spieler bluffen in bestimmten Situationen fast automatisch, wenn zum Beispiel in der laufenden oder der vorhergehenden Setzrunde alle gecheckt haben. Diese Information ist pures Gold wert. Sie können ihn mit der geeigneten Hand zu einem Bluff einladen. Wenn Sie umgekehrt wissen, dass er niemals blufft – oder in einer bestimmten Situation nicht -, können Sie folden, wenn er bettet. Da diese Information derart wertvoll ist, sollten Sie sich darüber unbedingt eine Notiz machen.

Aberglaube
Viele Spieler sind abergläubisch, auch wenn sie nicht darüber reden. Sie haben zum Beispiel eine Lieblingshand, wie ein Paar Zweien oder JTs, die sie überziehen. Andere werten vielleicht bestimmte Hände aus Aberglaube ab. Sie raisen zum Beispiel mit einem Paar Buben, Damen oder Königen, aber nicht mit Assen, weil sie törichterweise glauben, dass ein Raise zur Niederlage führt. Manchmal erzählen sie Ihnen unverblümt von ihrem Aberglauben. Ein Spieler sagt zum Beispiel, dass er beim Hold’em 57 spielt, weil er im Jahr 1957 geboren wurde. Bei anderen Leuten müssen Sie Fragen wie die folgenden stellen: „Warum hast Du diese Hand gespielt?“ Oder: „Warum hast Du nicht geraist?“ Gewöhnen Sie sich an nachzufragen; Sie werden überrascht sein, wie viel Sie dabei lernen.

Notizen
Die meisten machen sich nur widerwillig Notizen, aber Sie können sich einfach nicht alles merken. Nehmen Sie sich nach einer Hand oder Session ein paar Minuten Zeit für einige Notizen – das wird sich finanziell lohnen. Ein Diktiergerät ist eine ausgezeichnete Investition – auf dem Nachhauseweg diktieren Sie Ihre Beobachtungen über die anderen Spieler, Ihr eigenes Spiel, Verbesserungsmöglichkeiten usw. Sie müssen dabei jedoch sehr diskret vorgehen. Es ist auf jeden Fall angeraten, dies nicht am Tisch zu tun. Viele Leute sehen im Poker hauptsächlich eine Freizeitbeschäftigung und Sie wollen diese nicht merken lassen, dass
1. das Spiel weitaus mehr Geheimnisse birgt, als sie denken, und
2. dass Sie es derart ernst nehmen. Im ungünstigen Fall verwandeln sich Ihre Gegner dann von leichten zu schwierigen. Eine ausführliche Diskussion zu diesem Thema finden Sie in Hold’em Poker for Advanced Players: 21st Century Edition (S. 153-156).

vorherige Wer braucht überhaupt Poker-Psychologie – detailliertere Information
nächste Täuschung vermeiden und die Emotionen halten – wichtigste Pokerstrategien lernen