Der River könnte Ihnen Geld bringen – Internet Poker Grundlagen
Liegt die fünfte Gemeinschaftskarte auf dem Tisch, dann hat sich endgültig entschieden, was aus Ihrem anfänglichen Blatt geworden ist. Von diesem eigenen Blatt abgesehen, müssen Sie sich nun natürlich auch ein Bild davon verschaffen, was Ihre Gegner, im für Sie ungünstigsten Fall, für Kombinationen halten könnten. Anfängern passiert es hier allzu oft, dass sie von der Stärke der eigenen Karten völlig überzeugt sind und plötzlich feststellen müssen, dass sie von einem Flush, einer Straße oder einem Full House geschlagen worden sind.
Mit einer gewissen Spielerfahrung wird dies zum selbstverständlichen, unbewussten Vorgang. Doch prägen Sie sich von allem Anfang an ein, dass Sie das höchstmögliche Blatt ins Kalkül ziehen.
■ Gibt es zumindest drei Karten einer Fünfergruppe (4 – 5 – 6, 8 – 9 – J, 7 – 10 – J), so droht die Gefahr einer Straße. Sind es vier Karten (8 – 10 – J – Q), ist diese Gefahr natürlich entsprechend größer. Um so mehr noch, wenn die vier Karten Zusammenhängen, wie 4 – 5 – 6 – 7, da in diesem Fall sowohl die 3 als auch die 8 eine Straße formt.
■ Gibt es drei Karten der gleichen Farbe, droht ein Flush.
■ Liegt ein Paar auf dem Tisch, so besteht die Möglichkeit eines Full
House, was sowohl Ihre eigene Straße als auch Ihr Flush schlagen würde. Extrem unwahrscheinlich (1 zu 989 pro Spieler), aber möglich, ist natürlich auch ein Vierling.
Ein eher seltener Idealfall ist, dass Ihr eigenes Blatt unschlagbar ist! Bei anderen Pokervarianten können Sie sich dessen so gut wie nie sicher sein. Im 5-Card-Draw sogar nur im Falle eines Royal Flush! Sie wissen bereits, dass Spieler mit einem A meist auch dann mitgehen, wenn der Kicker schwach ist, was bei Q oder J (mit schwachem Kicker, wenn er nicht in der gleichen Farbe ist) aber nicht der Fall ist. Daher werden Asse immer mehr gefürchtet!
Nehmen wir an, die Gemeinschaftskarten sind:
A♠ – 3♠ – 5♦ – 9♠ – J♠
und Sie halten einen KA in der Hand, dann ist Ihr Blatt völlig unschlagbar.
Das Gleiche wäre der Fall bei Q♣ – J♣ – K♦ – 7♥ – A♠
und Sie haben den Zehner, also die Narrenstraße. Das Schlimmste, was Ihnen hier passieren könnte, wäre – und wenn es nur eine einzige Karte ist, die für die Straße fehlt, passiert dies auch relativ oft -, dass Sie den Pot mit jemandem teilen, der ebenfalls 10 im Bunker hält.
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen Sie mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen können, das höchste Blatt zu haben, obwohl ein anderes Sie schlagen könnte. Nehmen wir an, der Flop wäre:
Q-Q-6-6-9
Sie haben die Q und somit das höchstmögliche Full House (somit interessiert uns auch die Kartenfarbe nicht). Geschlagen können Sie nur von 6-6 werden!
Allerdings, von den nun 990 verschiedenen Möglichkeiten von Bunkerkarten (ursprünglich sind es 1.326, doch nun sind 7 Karten bekannt, was das Restpaket auf 45 Karten reduziert), ist diese Kombination, also 6-6, die einzige, die einen Poker formt. Auch wenn Sie diese Möglichkeit durch die Zahl der gegnerischen Spieler dividieren, ergibt es noch immer 110. Das bedeutet, dass es Ihnen in 110 vergleichbaren Situationen nur einmal passieren wird, dass der Gegner über diese passenden Karten verfügt. Die gleiche Relation gilt übrigens für die Möglichkeit eines Straight Flush mit zwei fehlenden Karten.
Nun, auch wenn der Gegner erhöht und wieder erhöht, so können wir doch ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass er entweder eine Q hat, was zur Potteilung führen würde, eine 6 oder gar nur A – A oder K – K. Wie bereits erwähnt, bieten sich solch günstige Situationen natürlich nicht allzu oft. Im Normalfall müssen wir abwägen, wie stark unser eigenes Blatt, im Vergleich mit der möglichen Stärke der Gegner, ist.
Zwar müssen wir immer bedenken, dass manche Spieler (und wir tun dies auch selbst gelegentlich) Gewinnkarten verstecken, und zwar in folgender Weise: Trotz der Gewissheit (zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit) des besten Blattes am Tisch gehen wir in den ersten drei Einsatzrunden bloß mit, ohne zu erhöhen, warten auf den Einsatz nach dem River – und dann folgt der Zuschlag.
Normalerweise jedoch erlaubt das Verhalten der Gegner in den vorangegangenen Runden einen gewissen Einblick:
■ Hat ein Spieler schon in der ersten Runde erhöht, so können wir davon ausgehen, dass er zwei hohe Kartenwerte, oder auch ein Taschenpaar, in der Hand hält.
■ Hat ein Spieler nach dem Flop oder nach dem Turn erhöht, so mag er die passende Karte gekauft haben.
■ Hat er nach Flop und Turn erhöht, checkt aber nach dem River, dann ist entweder seine Erwartung nicht eingetroffen, oder die Gemeinschaftskarten lassen ihn ein stärkeres Blatt fürchten (oder er ist ein Check-Raiser, was die Sache wieder etwas komplizierter macht).
Wichtig ist hier natürlich auch, die Spieler in ihrem Gesamtverhalten einschätzen zu lernen. Wir werden die Eigenschaften der Pokerspieler in weiterer Folge näher unter die Lupe nehmen. Fürs Erste beschränken wir uns auf den relativen Wert unserer Karten. Von den endlosen Möglichkeiten, die sich im Poker immer wieder ergeben, können wir in diesem Text natürlich nur einige wenige, doch lehrreiche, Beispiele heranziehen.