Beobachten wie ein Blatt sich füllt – Texas Holdem

Anders als der amerikanische Name andeutet, ist die Turnkarte kein Wendepunkt. Der entscheidende Moment einer Hand ist fax Flop, die Riverkarte bereitet die Bühne für den Sieger, aber der Turn liegt irgendwie dazwischen. Es ist ein übler Ort schlechter Wirtschaftslage, denn die Preise verdoppeln sich und die Anzahl an Karten reduziert sich. Alte Hold’em-Hasen pflegen zu sagen, der Turn spiele sich von selbst. Diese Feststellung enthält mehr Wahrheit als Lüge, aber das bedeutet nicht, dass man nicht über den Turn reden sollte.

Beobachten wie ein Blatt sich füllt
Von allen Karten, die Sie bei Hold’em bekommen, hat die Turnkarte am wenigsten Einfluss. Nur wirklich geistig beschränkte Spieler würden nach dem Flop mit einem Doppelkauf – zwei erforderliche Karten für einen Straight oder Flush – weiterspielen. Deswegen ist es unwahrscheinlich, dass Ihr Blatt auf diese Weise vernichtet wird.
Allerdings verdoppelt sich der Einsatz hier und auf dem River, wenn Sie also einen Fehler machen oder leichtsinnig mitgehen – im Gegensatz zum Flop -, dann kostet es das Doppelte. Und auf lange Sicht sorgt falsches Mitgehen auf dem Turn für die Gefährdung Ihres Spielkapitals. Platt formuliert wird sich Ihr Blatt mit dem Turn verbessern oder verschlechtern. Das ist nicht ganz so stupide, wie es klingt. Denken Sie darüber nach, wenn Ihr Blatt sich auf dem Turn nicht verändert, verschlechtert es sich relativ zu den anderen (und wenn viele im Rennen sind, wird es sich definitiv verschlechtern).

Die Chancen stehen gegen eine Verbesserung Ihres Blattes mit der Turnkarte, weil Sie entweder eine Ihrer Handkarten paaren oder einen Straight- oder Flushansatz verbessern müssen. Im Hold’em stehen die Chancen immer gegen eine Verbesserung – für jedes Blatt. Deswegen gewinnen Sie im Falle einer Verbesserung etwas an Vorsprung vor dem Rest der Spieler (vorausgesetzt, die Karte hilft nicht auch jemand anderem). Das ist großartig, denn genau diese Art von Problem wünscht man sich im Poker. Hier haben Sie das spezielle Was tue ich, wenn ich gewinne-Problem. Sie müssen jetzt die wichtige Entscheidung treffen, ob Sie checkraisen oder anspielen sollen.

Checkraisen oder an spielen: Das ist hier die Frage
Hier nun eine wirklich gute Faustregel für checkraisen auf dem Turn: Wenn Sie glauben, Ihr Gegner wird setzen und anschließend Ihr Checkraise mitgehen, dann sollten Sie schieben. Wenn nicht, sollten Sie sofort anspielen! Schauen wir uns ein Blatt an, das für ein Checkraise gut geeignet zu sein scheint, zum Beispiel Q-Q bei einem mehrfarbigen Board von 2-4-9-Q (das bestmögliche Blatt unter den Bedingungen): Wenn Sie schieben und der Gegner ebenfalls schiebt, haben Sie vielleicht einen Einsatz verschenkt. Wenn Sie checken, der Gegner spielt an und Sie erhöhen, kann es gut sein, dass er anschließend passt – wie erwähnt, Checkraisen ist ein sehr aggressives Manöver und steigen dann aus.

Und es stimmt, Sie haben zwei Einheiten eingefahren, aber Sie haben dem Gegner auch die Chance gegeben, einfach selbst zu schieben. Denn vermutlich haben Sie mit Ihrem Damenpaar vor dem Flop erhöht und auf dem Flop gesetzt. Natürlich wollen die Gegner eine weitere Gratiskarte sehen – wenn Sie schieben, bekommen sie genau das. Wenn Sie anspielen, könnten die Gegner mitgehen – tatsächlich gibt es eine ganze Klasse von Spielern, die mitgehen, aber niemals anspielen würden, wenn Sie schöben (z.B. jemand mit K-9).

Die erwähnenswerte Ausnahme: Der fertige Flush
Ein Flush ist eine großartige und starke Hand, die sich mit ein wenig Glück für Sie auf dem Turn materialisiert (Bingo! Sie haben aber auch Glück. Es scheint, als wenn Ihnen das ständig passiert). Behandeln Sie solche Blätter wie im Abschnitt Checkraisen oder anspielen: Das ist hier die Frage weiter oben, allerdings mit einer großen Ausnahme: Wenn Sie einen kleinen Flush haben, der potenziell durch höhere Flushes gefährdet sein könnte, so müssen Sie sofort anspielen. Angenommen, Sie halten J(Kreuz) 10(Kreuz) in Position 8 und die beiden anderen noch aktiven Spieler sitzen direkt hinter Ihnen in Position 9 und 10. Sie müssen als Erster agieren und die bisherigen Gemeinschaftskarten sind 4(Kreuz) 7(Kreuz) Q(Karo) 2(Kreuz).

Die Bedingungen sind sehr gut, denn Sie haben den Flush in Kreuz und es ist möglich, dass einer der beiden hinter Ihnen (der auf dem Flop eröffnet hat) ein Paar Damen getroffen hat. Wenn der Spieler mit den Damen kein zweites Paar (oder die Kreuz-Dame) hält, kauft er sich jetzt tot. Und selbst wenn er ein zweites Paar hat, muss er sein Blatt noch auf dem River zum Full House ergänzen. Die Gefahr lauert an anderer Stelle: wenn jemand mit einer höheren Kreuzkarte als Ihr Bube hinter Ihnen sitzt. Die Dame, der König und das Ass könnten bei jemand anderem sitzen – das sind exakt die Karten, die gern gespielt werden (besonders, wenn jemand mit der auf der Hand ein Paar mit dem Board hat).

Wenn Sie jetzt sofort anspielen, ist jeder, der dazukaufen will, gezwungen, anhand der Potquoten (Artikel 12) zu entscheiden, ob kaufen sich lohnt. Ihr Einsatz eröffnet den anderen reichlich Möglichkeiten, Fehler zu machen:
✓ Sie verrechnen sich bei den Pot Odds und steigen aus, wenn sie mitgehen sollten (oder sie wissen überhaupt nichts über Potquoten und entscheiden einfach falsch).
✓ Sie verrechnen sich bei den Pot Odds und gehen mit, wenn sie aussteigen sollten (auch hier wissen sie vielleicht gar nicht, worum es geht, und wählen einfach falsch).
✓ Sie könnten einen Bluff versuchen und erhöhen nochmals mit einer Hand, die sich eh’ totkauft.

Wenn jemand Sie erhöht und Ihr Flush komplett ist, sollten Sie mitgehen und auf dem River schieben und dann mitgehen. Es ist möglich, dass jemand versucht, Sie zu bluffen. Wenn ja, besiegen Sie ihn auf dem River. Es ist auch möglich, dass jemand einen besseren Flush als Sie hat (z.B. mit K(Kreuz) Q(Kreuz); das wäre dann einfach nur Pech – aber Sie müssen Ihre Verluste minimieren, indem Sie auf dem River nicht als Erster losballern. Und natürlich ist der Vierflush auf dem River umso gefährlicher, je niedriger Ihr Flush ist. (Sie haben mit 2(Kreuz) 3(Kreuz) gespielt? Schämen Sie sich!)

Weil bei No Limit immer so sehr viel mehr Ihres Kapitals auf dem Spiel stehen kann, müssen Sie viel vorsichtiger sein und die Hände mit einbeziehen, die Ihre Gegner hinter Ihnen schon gespielt haben. Ebenso müssen Sie deren Aktion vor dem Flop mit einbeziehen:
✓ Mit A-X und K-Q von gleicher Farbe wird vermutlich erhöht worden sein. Jetzt müssen Sie sich etwas zurückziehen und auf Turn und River nur schieben und dann mitgehen.
✓ Gleichfarbige K-X oder Q-X sind etwas unklarer und ziehen vielleicht keine Erhöhung nach sich. Ihre beste Aktion wäre hier, genug zu setzen, damit die Person, die kaufen will, dafür nicht die richtigen Potquoten bekommt. Trotzdem müssen Sie hier auf Niederlagen vorbereitet sein.
✓ Wenn ein notorisch zurückhaltender Spieler (Slowplayer) hinter Ihnen sitzt, schieben Sie bis zum Schluss und gehen Sie dann nur mit.
✓ Wenn ein Gewohnheitsbluffer hinter Ihnen sitzt, schieben Sie. Wenn er auf dem Turn anspielt, gehen Sie all in (nicht erst auf dem River, die Karte darf der Gegner nicht sehen, bevor er eine Entscheidung zu fällen hat). Wenn er nicht anspielt, warten Sie auf die Riverkarte:

• Wenn sie von Kreuz ist, schieben Sie, gehen aber jeden Einsatz mit.
• Ist es kein Kreuz, setzen Sie minimal, um einen Bluff herbeizuführen. Wenn er hinter Ihnen anspielt, erhöhen Sie anschließend brutal, bis zum All in.

Auf Versteckte Verbesserungen achten
Auf dem Turn müssen Sie auf Möglichkeiten achten, die eventuelle Verbesserungen für Ihr Blatt bieten, mit denen Sie gar nicht gerechnet haben.
Wenn Sie zum Beispiel mit 10(Pik) 10(Kreuz) und einem Flop von Q(Kreuz) 8(Kreuz) 3(Herz) gestartet sind, so ist das nicht sehr aufregend. Solange niemand wegen der Kreuz-Dame besonders aufgeregt wirkt und nicht zu viele Spieler aktiv sind, können Sie sich mit ruhigem Gewissen den Turn ansehen. Wenn dann allerdings der J(Kreuz) fällt, sind die Dinge sowohl besser als auch schlechter geworden. Sie haben nun einen akzeptablen Flushansatz. Weil Kreuz-Bube und -Dame beide offen liegen, könnte nur das Ass oder der König Ihren eventuellen Flush schlagen. Sie haben auch einen Bauchschuss, eine Straße mit Lücke, die durch eine 9 geschlossen würde (und nur der Vollständigkeit halber – die 9(Kreuz) würde zu einem zauberhaften Straight Flush ergänzen).

Das bedeutet, es existieren
✓ neun Kreuzkarten im Reststapel, die den Flush ermöglichen. Damit gewinnen Sie, solange nicht eine der zwei höheren Kreuzkarten bei einem anderen Spieler sitzt.
✓ drei weitere Neunen (die 9(Kreuz) haben wir schon als Flushmöglichkeit mitgerechnet). Damit dürften Sie gewinnen, solange niemand bereits einen Flush hat oder jemand noch mit K-9 im Spiel herumstreunt und zum Schluss eine 10 fände.
✓ zwei weitere Zehner im Reststapel. Das ist vermutlich gut, solange niemand mit 9-10 auf einen Straight aus ist (ziemlich unwahrscheinlich, denn es würde bedeuten, alle Zehner wären im Spiel und die letzte 10 müsste jemand zusammen mit einer 9 haben und er müsste bis hierhin gespielt haben). Nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.

Angenommen, Ihr Zehnerpaar ist jetzt nicht das Topblatt (und das ist sehr wahrscheinlich, wenn viele Mitspieler dabei sind, immerhin sind ein Bube und eine Dame bei den Gemeinschaftskarten), dann sind jetzt 14 Karten im Reststapel von 46, die Ihr Blatt verbessern können. Diese Karten mit Verbesserungspotenzial nennt man Outs. Achtung: Nicht mit jedem Out wird Ihr Blatt automatisch zum Gewinner, sondern es hängt stark von der Zusammensetzung der gegnerischen Blätter ab und deren Verbesserung mit der Riverkarte (mehr dazu finden Sie im nächsten Artikel2).

Dieses Blatt reicht nicht aus, um geradeheraus anzuspielen, besonders gegen viele Gegner. Wenn die Potquote aber besser als 3,5 zu 1 ist, können Sie mitgehen. Beachten Sie, dass die Chancen in dieser Situation gegen Sie stehen – das bedeutet, Sie werden eventuell verlieren, mathematisch gesehen gewinnen Sie aber auf lange Sicht betrachtet, wenn Sie mitgehen. Wenn vor Ihnen gesetzt und erhöht wird, bevor Sie überhaupt an der Reihe sind, sollten Sie besser aussteigen. Es bedeutet fast sicher, dass Sie sich totkaufen werden oder dass eine günstige Karte für Sie für einen Gegner noch günstiger ist (zum Beispiel wenn er eine höhere Kreuzkarte hält als Sie).

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