Wie gut sind Sie in der Handanalyse – wichtige Pokerstrategien lernen
Die Handanalyse ist die wichtigste Fähigkeit, die Sie verbessern müssen, wenn Sie mehr als nur ein mittelmäßiger Spieler sein wollen. Darin zeichnen sich alle großartigen Spieler aus. Dieser Abschnitt behandelt vier Themen:
1. Wie gut sind Sie in der Handanalyse?
2. Verbesserung dieser Fähigkeit.
3. Verstehen der Körpersprache.
4. Erkennen von Informationen.
Weil Pokerhände einen relativen und keinen absoluten Wert besitzen, müssen Sie zuerst bestimmen, was Ihre Gegner haben, und entsprechend reagieren. Diese Unterscheidung zwischen Denken und Aktion bedeutet, dass es zwei unabhängige Bereiche gibt: eine in Ihrem Gehirn und eine in Ihrem Herzen. Ihr Gehirn legt Ihre Fähigkeiten fest (wie genau können Sie die gegnerischen Karten einschätzen), während Ihr Herz darüber entscheidet, ob Sie genug Selbstvertrauen in Ihre Entscheidung haben, um entschlossen zu handeln.
Die besten Spieler sind in beiden Bereichen ausgesprochen gut. Die schlechtesten Spieler können nur sehr schlecht Karten lesen, besitzen aber viel Vertrauen in ihre eigenen schlechten Entscheidungen. Das Handanalyse-Raster stuft Sie bezüglich dieser beiden unabhängigen Bereiche ein. Die Zahlen auf der linken Seite beziehen sich auf die Fähigkeit in der Handanalyse, und die Zahlen unterhalb auf das Vertrauen in Ihre eigene Entscheidung.
Wir wollen die vier Ecken des Rasters in Augenschein nehmen, weil sie das zugrundeliegende Muster illustrieren. Die Beschreibungen sind überspitzte Beschreibungen. Nahezu jeder ist weniger extrem.
1,1 Jenseits von Gut und Böse (sehr wenig Fähigkeiten bzw. Selbstvertrauen). Dieser Spieler weiß nicht, was am Tisch vorgeht und warum. Er spielt seine Karten und kümmert sich nicht sonderlich, was die anderen haben könnten. Man sieht ihn mit einer Straight raisen, weil dies eine gute Hand ist, obwohl jemand anderes offensichtlich einen Flush hat. Möglicherweise schaut er nicht einmal auf das Board. Als einmal ein Spieler von einer Partie Blackjack an einen Pokertisch flüchtete und sich ans äußerste Ende setzte, sagte ein kurzsichtiger Spieler, dass er sich dort nicht hinsetzen würde, weil man von dort die gegnerischen Karten so schlecht sieht. Der andere antwortete: „Ich schaue niemals auf die Karten der anderen. Das verwirrt mich nur.“
1,9 Der verblendete „Experte“ (extrem wenig Fähigkeiten, aber übersteigertes Selbstvertrauen). Er ist in der Handanalyse miserabel, aber denkt, er könne es. Er verkörpert eine erstaunliche Kombination aus Ignoranz, Arroganz und Widerwärtigkeit.
Sie sind schon einigen begegnet. Diese Typen haben zu allem etwas zu sagen: Poker, Politik, Wirtschaft, Sport etc. Die Hälfte der angeführten Fakten stimmt nicht und sie besitzen überhaupt kein Urteilsvermögen, was sie allerdings nicht aufhält. Oft behaupten sie, viel Geld zu gewinnen, aber sie lügen. Sie verlieren einen Pot und geben dann der Dummheit des anderen die Schuld. Er macht einen brillanten Spielzug, aber einem ignoranten Bauern unterläuft ein Fehler, der unserem Experten dann den Pot kostet. Im Film „The Cincinnati Kid“ gibt es einen solchen Experten. Er macht sich viele Notizen, stellt komplizierte Berechnungen an und bringt eine Bet, die zum Verlust führt. War es sein Fehler? „Nein“, beharrt er und zeigt auf den Gewinner, „er hätte nicht callen dürfen!“
Obwohl diese Spieler große Verwirrung stiften, sind sie oft willkommen, weil sie viel verlieren. Man toleriert deren lästige Persönlichkeit, um an deren Geld zu kommen. Natürlich ist dieses „Selbstvertrauen“ nur Fassade, die Unsicherheit überdecken soll. Aber wir wollen sie nicht psychologisch analysieren; wir wollen einfach nur deren Geld. In der Tat nützt es nicht nur unserem Geldbeutel, wenn wir sie schlagen – es ist vor allem gut für unsere Psyche. Wir lieben es, sie zu schlagen.
9,1 Der Streber (extrem ausgeprägte Fähigkeiten, aber kein Selbstvertrauen). Er besitzt großartige Fähigkeiten in der Handanalyse, ist aber derart unsicher, dass er daraus kaum Vorteil ziehen kann. Sie kennen seine Sprüche: „Ich weiß, dass ich geschlagen bin, aber ich muss callen.“ Oder: „Ich kann nicht sagen, warum ich nicht geraist habe. Ich wusste, dass ich die beste Hand habe, hatte aber Angst, dass Du vier Achten (oder irgendeine andere extrem unwahrscheinliche Hand) hast.“
9,9 Der wirkliche Experte (extrem ausgeprägte Fähigkeiten und Zuversicht). Er kann überaus gut Karten lesen und hat das Selbstvertrauen für großartige Manöver. Er foldet gute Hände, wenn er meint, geschlagen zu sein, callt oder raist aber mit Blättern, welche die meisten von uns wegwerfen würden. Man realisiert kaum, wie gut er ist, weil er seine Karten weder zeigt noch über sie redet. Er weiß, dass er gut ist, will aber nicht, dass wir es wissen.
5,5 Der durchschnittliche Spieler. Der durchschnittliche Spieler erkennt einige Signale, übersieht aber auch viele und missversteht oft die, die er sieht. Ab und zu macht er einen großartigen oder fürchterlichen Spielzug, aber meistens besteht sein Spiel aus reiner Routine. Er callt mit akzeptablen Händen, raist mit sehr guten und tut sich selten mit Einfallsreichtum hervor.
Gehen Sie hart mit sich selbst ins Gericht. Keine dieser überspitzten Beschreibungen trifft zur Gänze auf Sie zu, aber möglicherweise erkennen Sie sich ein bisschen wieder. Wir haben zur Veranschaulichung ein Raster benutzt, weil Sie dadurch leichter erkennen können, wie ähnlich Sie den vier Karikaturen sind. Wenn Sie wollen, nehmen Sie sich einen Moment Zeit und stufen sich selbst ein. Natürlich können Sie das auch einfach überspringen oder später machen. Beginnen Sie mit Ihrer Fähigkeit, „die Gegner auf eine Hand zu setzen“. Wie gut können Sie einschätzen, was Ihre Gegner haben? Diese Beurteilung lässt außer Acht, was Sie aus dieser Information machen. Wenn Sie zum Beispiel oft richtig erkennen, geschlagen zu sein, aber trotzdem callen, um sicher zu gehen, geben Sie sich eine hohe Wertung in der Fähigkeit in der Handanalyse (aber nicht für das „Vertrauen in Ihre Entscheidung“, dem nächsten Bereich).
Kreuzen Sie die Beschreibung an, die in der nachfolgenden Tabelle I am ehesten auf Sie zutrifft. Vergleichen Sie sich nur mit den Gegnern in Ihrer Partie, aber nicht mit den besten Spielern oder abstrakten Maßstäben, beispielsweise wie gut Sie Ihres Erachtens bei der Handanalyse sein sollten.
Tabelle I: Fähigkeit in der Handanalyse
1. □ Extrem schlecht, einer der schlechtesten in meiner Partie.
2. □ Sehr schlecht.
3. □ Schlecht.
4. □ Leicht unterdurchschnittlich.
5. □ Etwa durchschnittlich.
6. □ Leicht überdurchschnittlich.
7. □ Gut.
8. □ Sehr gut.
9. □ Extrem gut.
Die nächste Bewertungsskala misst, wie sehr Sie auf Ihre Handanalyse vertrauen und entsprechend agieren. Es handelt sich in erster Linie um Grenzsituationen, bei denen nicht offensichtlich ist, was Sie tun sollten. Callen Sie zum Beispiel, wenn Ihres Erachtens eine vernünftige Chance besteht, dass jemand blufft, und wenn Sie eine Hand haben, mit der Sie nur einen Bluff schlagen können? Natürlich müssen Sie bei allen diesen Entscheidungen die Größe des Pots berücksich-tigen; eine schwierige Entscheidung bei einem kleinen Pot verstünde sich bei einem großen möglicherweise von selbst. Selbstvertrauen ist die am schwersten zu beurteilende Eigenschaft und Sie sollten die Bewertung, die Sie jetzt vornehmen, eher als provisorisch ansehen. Sobald Ihnen mehr Informationen zur Verfügung stehen, könnten Sie diese durchaus ändern wollen. Kreuzen Sie die Beschreibung an, die in Tabelle II am ehesten auf Sie zutrifft.
Tabelle II: Vertrauen in meine Einschätzungen*
1. □ Ich habe in meine Einschätzungen kein Vertrauen. Ich konzentriere mich auf meine eigenen Karten, bette mit den guten, raise mit den großartigen und folde mit den schlechten, ohne mir besondere Gedanken darüber zu machen, was die anderen haben könnten.
2. □ Ich habe in meine Einschätzungen sehr wenig Vertrauen. Mit einer guten Hand calle ich, sogar wenn ich mir ziemlich sicher bin, geschlagen zu sein. Ich will auf Nummer sicher gehen.
3. □ Ich habe in meine Einschätzungen nur wenig Vertrauen. Mit
einer guten Hand calle ich wahrscheinlich sogar, wenn ich denke, geschlagen zu sein.
4. □ Ich habe in meine Einschätzungen etwas weniger Vertrauen als
der Durchschnitt. Wenn ich mit einer guten Hand vermutlich geschlagen bin, calle ich manchmal und manchmal nicht.
5. □ Ich habe in meine Einschätzungen ungefähr so viel Vertrauen
wie der Durchschnitt.
6. Ich habe in meine Einschätzungen etwas mehr Vertrauen als der Durchschnitt. Mit einer guten Hand folde ich, wenn ich mir ziemlich sicher bin, geschlagen zu sein.
7. □ Ich habe in meine Einschätzungen beträchtliches Vertrauen.
Mit einer guten Hand folde ich, wenn ich denke, wahrscheinlich geschlagen zu sein.
8. □ Ich habe in meine Einschätzungen sehr großes Vertrauen. Mit
einer sehr guten Hand folde ich, wenn ich denke, geschlagen zu sein.
9. □ Ich habe in meine Einschätzungen unerschütterliches Vertrauen. Mit einer extrem guten Hand folde ich, wenn ich denke, geschlagen zu sein. Und ich raise mit einer grenzwertigen Hand, wenn ich denke, sie sei die beste.
* Bei den Punkten 6 bis 9 wird ein eher kleiner Pot vorausgesetzt. Bei großen Pots sollten Sie häufig callen, selbst wenn Sie davon ausgehen, vermutlich nur die zweitbeste Hand zu haben.
Jetzt können Sie Ihre Gesamtbewertung notieren. An erster Stelle das Ergebnis der Handanalyse und an zweiter Stelle das Ergebnis des Vertrauens in meine Einschätzungen:
Mein Ergebnis beim Handanalyse-Raster ist ………… , ………..
Gehen Sie zu der Grafik „Handanalyse-Raster“ auf Seite 66 und fügen Sie an der entsprechenden Stelle ein „X“ ein.
Dann lesen Sie die überspitzte Beschreibung in der nächstliegenden Ecke. Wenn Sie zum Beispiel für „Fähigkeit“ eine 7 und für „Vertrauen“ eine 3 ermittelt haben, lautet die nächstliegende Bezeichnung „Streber“. Inwieweit stimmen Sie dem zu oder nicht? Schreiben Sie die Ähnlichkeiten und Unterschiede auf. Dann schreiben Sie auf, was Sie aufgrund der Erkenntnisse tun wollen.
Meine Bewertung liegt nahe bei der Ecke mit der Bezeichnung
Folgende Ähnlichkeiten beziehungsweise Unterschiede zeichnen mich gegenüber dem Spielertyp …………… aus.
Ähnlichkeiten
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Unterschiede
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Inwiefern beeinflussen diese Ähnlichkeiten und Unterschiede Ihren Pokerstil?
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Was werden Sie aufgrund dieser Erkenntnisse tun?
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