Verständnis Ihrer Motive – wenn Sie ein loose-passiver Pokerspieler sind
Die erste Frage ist: Warum spielen Sie Poker? Und die nächste ist: Warum haben Sie einen derart selbstzerstörerischen Spielstil gewählt? Sicherlich spielen Sie nicht in erster Linie um des Geldes willen, weil Sie beständig verlieren. Hören Sie auf, sich selbst zu belügen. Sie wissen, dass es so ist.
Lassen Sie uns herausfinden, warum Sie wirklich spielen. Blättern Sie zurück zum Abschnitt „Warum spielen Sie Poker?“ in Poker-Artikel 1: „Das gewisse Etwas“. Gehen Sie ihn schnell noch einmal durch und übernehmen Sie Ihre Antworten von unserem Poker-Ratgeber in die folgende „Selbst- einschätzungs“-Tabelle.
Die nächsten Absätze ändern vielleicht die Art und Weise, wie Sie Ihre Motive sehen.
Tabelle VII: Meine Motive zu spielen
Geld gewinnen %
Kontakte knüpfen, Leute treffen %
Entspannung %
Der Reiz des Risikos %
Sich selbst im Wettbewerb beweisen %
Selbstbestätigung als Sieger %
Zeitvertreib %
Andere Gründe (spezifizieren)
Gesamtergebnis (muss 100 % ergeben) %
Jeder Spieler sollte wissen, warum er den von ihm gewählten Spielstil pflegt, aber diese Selbsterkenntnis ist besonders für Sie wichtig, weil Ihr Stil hoffnungslos ist (aus der Gewinnperspektive). Wenn Sie nicht verstehen, warum Sie auf diese Weise spielen, können Sie leicht mehr Geld verlieren, als Sie es sich leisten können. Werfen Sie noch einen Blick auf Ihre Selbsteinschätzung. Wenn Sie in der Summe nicht mindestens 75 Prozent bei den Stichpunkten Kontakte, Entspannung, Zeitvertreib, Risiko und Anderes erzielen, belügen Sie sich selbst. Sie spielen definitiv nicht um des Geldes willen oder um sich im Wettbewerb zu beweisen. Im abschließenden Abschnitt, „Umsetzung“ revidieren Sie möglicherweise Ihre Einschätzung.
Wahrscheinlich haben Sie sich nicht bewusst für den loose-passiven Spielstil entschieden; er entspricht einfach Ihrem Naturell. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand absichtlich für den mit Abstand nachteiligsten Spielstil entscheidet. Anstatt sich entschieden zu haben, spielen Sie einfach so, wie Sie sich auch in anderen Bereichen verhalten. Sie sind ein geselliger Mensch, der freundlich und kooperativ ist, und verabscheuen Konflikte, Wettbewerb und Konfrontationen. Sie callen so häufig, weil Sie Anschluss suchen, und raisen selten, weil Sie nett sein wollen und vielleicht sogar fürchten, wegen Gier und Penetranz abgelehnt zu werden. In unseren Poker-Artikel zum Thema „Negotiate to Win: Gaining the Psychological Edge“ verwende ich für die Beschreibung Ihres grundlegenden Stils den Begriff „abhängig“. Ein paar Auszüge sind vielleicht ganz hilfreich.
„Extrem unselbstständige Menschen sehnen sich nach Liebe, Akzeptanz, Verständnis und Anerkennung. Das heißt, sie sind geradezu abhängig von der Meinung anderer.“
„Sie sind warmherzig, freundlich und aufrichtig an anderen Menschen interessiert. Sie (…) genießen das gesellschaftliche Beisammensein. Sie sind gütig und einladend, mit einer natürlichen Fähigkeit, anderen das Gefühl des Willkommenseins und Wohlgefühls zu vermitteln.“
„Sie drücken Offenheit und Ehrlichkeit aus und erwarten dies auch von anderen. Weil sie wissen, dass ihnen vertraut werden kann, neigen sie dazu, anderen Menschen zu vertrauen, selbst wenn sie vorsichtiger und skeptischer sein sollten. (Gebrauchtwagenhändler lieben diese Art von Kunden.)“
„Sie sind kooperativ, folgsam und entgegenkommend.“
„Sie neigen auch zu Freigiebigkeit. Sie wollen den Menschen helfen.“
„Einige Leute, besonders die dominanten, können sie leicht manipulieren und ausnutzen.“
„[Sie] fürchten sich (…) vor jeder Form des Konflikts (einschließlich Wettbewerb).“
Erkennen Sie sich wieder? Wenn ja, wundere ich mich, dass Sie pokern, wo doch Aggression, Wettbewerb und Täuschung den Kern dieses Spiels ausmachen. Dämon Runyon hat einmal geschrieben, ein friedfertiges Pokerspiel sei nicht denkbar, weil es darum geht, das Geld anderer Leute zu gewinnen. Millionen Leute spielen Bridge, Canasta, Binokel und Dutzende andere Kartenspiele, ohne jemals einen Cent zu wetten, aber dass jemand ohne Einsätze pokert, ist kaum vorstellbar. Anders als bei den meisten anderen Kartenspielen sind beim Poker Entscheidungen über Einsätze notwendig und nicht über das Abspielen der Karten. Beim Poker geht es nicht um das Reizen und um Entscheidungen, wie die Karten auszuspielen sind, sondern einzig um das Setzverhalten (eine Ausnahme ist das Draw Poker). Da Einsätze das Wesen des Spiels sind und gutes Setzverhalten für Ihren Erfolg und den Respekt, der Ihnen entgegengebracht wird, ausschlaggebend ist, könnte Ihnen ein bisschen mehr Vergnügen – und unermesslich bessere Ergebnisse – winken, wenn Sie lernen, wie man korrekt setzt.