Unterschiede bei den Online-Limits – Internet Pokerstrategien
Was lnternet-Poker wirklich vom realen Poker unterscheidet, sind die so genannten Mikro-limits (Spiele mit Limits von $l/$2 oder niedriger) und No Limit- oder Pot Limit-Cashgames (wir werfen beide in diesem Poker-Artikel zusammen). Wenn Sie online die kleineren Limits spielen – speziell die Mikrolimits, dann ist das immer noch ernst zu nehmendes Poker. Im wirklichen Leben werden Mikrolimits oft belächelt. Freunde und Nachbarn spielen zum Spaß und benutzen dieselben Münzen, die eh’ anschließend wieder in der gemeinsamen Kasse landen. Der Kontrast im Geschicklichkeitsniveau ist nur ein Symptom für den Unterschied zwischen Heimrundenspielern, die auf Spaß aus sind, und ernsthaften Onlinespielern. In realen Kartenclubs sollten Sie gar nicht erst nach Mikro-limits fragen.
Der primäre Unterschied bei No Limit Spielen ist die Häufigkeit hoher Wetten. Es scheint sehr viel leichter zu sein, einen hohen Betrag per Mausklick für Kaufansätze oder auch gute Blätter zu riskieren, als wenn man echte Chips über den Filz schieben und dabei einem Gegner in das unerbittliche Auge schauen muss. Lesen Sie weiter, um die Onlinemutationen von Mikrolimit- und No Limit-Poker zu verstehen.
Mikrolimits aus der Nähe betrachtet
In realen Kartencasinos findet man als niedrigste Limits $l/$2 für Holdem, $2/$4 für Omaha und vielleicht $FS2 Stud. Diese Zahlen treffen für die meisten Pokerrooms von Las Vegas und den USA zu. ln Deutschland sind die Limits durchweg höher. Seitdem der neue Pokerboom durchs Land gebt, bieten wieder viele Spielbanken Holdem an. Sie werden aber kein Spiel unterhalb CS.’CIO finden. €2/€4 wurde kurze Zeit in einer norddeutschen Spielbank angeboten. allerdings nur als Marketinggag. In der Onlinewelt ist es anders. Sie können dort zu Einsätzen von $0,02/$0,04 Holdem und Omaha und zu $0,04/$0,08 Stud spielen. Ein Durchschnittsspieler kann also mit dem niedrigsten Realwelteinsätzen etwa die 50-fache Aktion erleben, wenn er das Geld online zu Mikrolimits riskiert. Damit wird das Internet zu einem großartigen Übungs- und Trainingsfeld für jede Spielvariante. Und das ohne die Drohung eines großen finanziellen Risikos.
Die Gegnerschaft kennen
Lassen Sie sich nicht durch die Minieinsätze täuschen. Ja. dort spielen Anfänger (und wenn Sie einer sind, empfehlen wir Ihnen, genau dort zu starten), aber Sie sollten Online Mikrolimits nicht mit den lässigen Partien um Pfennigbeträge aus Ihrer Schulzeit verwechseln. Die Gegner an den Mikrotischen sind härter und erfahrener als die in den Spielen, mit denen Sie groß geworden sind. Zunächst ist jeder, gegen den Sie antreten. mindestens 18 Jahre (da man seine Gegner nicht sieht, wird das manchmal vergessen). Die Reife der Spieler macht den Unterschied aus. Neben den Anfängern tummeln sich dort auch immer einige erfahrene Leute, die neue Theorien oder Ideen gelesen haben und diese ausprobieren möchten. Selbst einige Veteranen des Poker haben vielleicht vor kurzem erstmals ein Pokerbuch gelesen, nachdem sie jahrelang nur auf die harte Tour gelernt hatten.
Diese erfahrenen Kartenhaie wissen immer noch, wie sie Sie reinlegen können, ob mit oder ohne neue Theorien. Andere Spieler gehen ausschließlich an die Mikrolimits, um Geld für die höheren Tische zu verdienen. Und alle diese Spieler können hervorragende Gegner sein. Am liebsten wollen Sie natürlich Spieler, denen es egal ist, was mit ihrem Geld passiert. Die sind nur für Spaß und Aktion eingeloggt. Allerdings sind die Spaßsucher in der Minderheit. Die meisten Onlinespieler nehmen die Mikrolimits sehr viel ernster, als Sie es vielleicht aus Heimrunden gewohnt sind. Das bedeutet jetzt nicht, Spielen um Mikrolimits sei das Äquivalent eines nächtlichen Spaziergangs durch die dunkelste und übelste Gegend der Stadt und mit den Taschen voller Geld. Sie werden nicht ausgeraubt. Aber denken Sie daran. Ihr Geld ist der potenzielle Preis eines anderen (lesen Sie dazu noch einmal den Abschnitt: Die psychologischen Grundlagen vorn in diesem Poker-Artikel. Dort geht es ums Spiel mit Geld, das man nicht spürt).
Strategiewechsel – oder nicht
Strategisch betrachtet geht man an Mikrolimit-Spiele genauso heran wie an ihre Ableger mit höheren Einsätzen. Sie sollten auch an diesen Tischen solide Poker spielen. Bleiben Sie nicht mit unrealistischen Ansätzen oder unterdurchschnittlichen Karten dabei, nur weil es billig ist. Sie könnten sonst schlechte Angewohnheiten entwickeln, die sich später auf höhere Einsätze übertragen, wenn es nicht mehr so preiswert ist.
Kamikazespieler in Holdem und Omaha
Sie befinden sich im Frühstadium eines No Limit Holdem Turniers. Jeder hat etwa gleich viele Chips. Als verdeckte Karten bekommen Sie A-K. Sie setzen und hinter Ihnen erhöht Ass-Nett, ein Spieler, von dem Sie wissen, er spielt jedes Blatt mit As (so wie A-4, ungleiche Farben). Wie spielt er sie? Er setzt gern stark an und hat keine Angst mitzugehen. Die Erhöhung vor dem Flop weist vielleicht auf ein Blatt mit As hin. Der Flop bringt A-K-8. Sie haben jetzt die zwei höchsten Paare und damit fast sicher das beste Blatt, wenn wir die Möglichkeit eines Drillings bei einem anderen Glückspilz ausschließen. Beim Poker in vier Wänden würde der Gegner vielleicht mit einer Wette in Höhe des Big Blind mitgehen, vielleicht mit etwas Glück auch in doppelter Höhe. Aber Ass-Nett hat die Tendenz, ein wenig zu stolz auf sein As zu sein. Vielleicht wird er einen All-in-Satz mitgehen, besser wäre aber, nur die Hälfte Ihrer Chips zu setzen. Vielleicht wird er gierig und erhöht seinerseits all in. Wenn er nur mitgeht, können Sie mit der Turnkarte all in gehen, unabhängig davon, welche Karte tatsächlich fällt. Wir kennen kein Casino aus Stein, wo eine solch ungestüme Art des Mitgehens zu erleben wäre. Derartiger Hochmut ist aber in der Onlinewelt überraschend normal, besonders bei den Turnieren mit niedrigen Startgebühren.
Nach dieser Holdem-Erfahrung wollen Sie Ihre neu erworbene Geschicklichkeit in einem Pot Limit Omaha-Turnier testen. Wie beim Holdem Turnier sind auch dort alle Spieler etwa gleichstark in Chips. Sie bekommen A♦, Q♥, Q♠, 4♦ . Alle Spieler am Tisch bringen den Big Blind vor dem Flop. Der Flop kommt mit Q, 10♦, 3♥. Das ist für Ihr Startblatt nahezu perfekt. Sie haben den jetzt bestmöglichen Drilling und können den bestmöglichen Flush in Karo machen. Sollte sich mit Turn oder River ein Paar im Board bilden, hätten Sie das beste Full House, und die verbleibende Qc auf dem Turn oder River brächte Ihnen einen Super-Vierling. Ihre Chancen, dieses Spiel zu gewinnen, sind unabhängig von den Karten, die noch kommen werden, sehr hoch. Wenn Sie jetzt aus früher Position einen Betrag in Höhe des Pots setzen, ist es fast garantiert (zumindest bei niedrigen Startgebühren), dass mindestens ein Spieler mitgeht. Vielleicht denkt jemand (besonders wenn er auch einen Flush machen kann), Sie wollten den Pot stehlen. Ein noch besseres Manöver wäre vielleicht sogar, nur zu schieben, um einen anschließenden Einsatz maximal zu erhöhen.
Wenn alle anderen nach Ihnen schieben, setzen Sie mit der Turnkarte den Pot. Aus später Position, besonders auf dem Button, sollten Sie etwa die Hälfte des Pots setzen. Jetzt ist für die anderen Ihr Einsatz schwer zu interpretieren. Setzen Sie auf den Flushdraw oder spielen Sie nur Ihre Position aus, um andere aus dem Spiel zu drängen? Vielleicht wird jemand sogar zu einem Einsatz aufgestachelt, so dass Sie anschließend groß erhöhen können. Wenn jemand den halben Poteinsatz mitgeht, setzen Sie auf dem Turn den Pot, egal, welche Karte kommt. Nutzen Sie stattdessen die Zeit nach dem Aussteigen, um die Gegner zu beobachten. Wer spielt locker, wer zurückhaltend? Stellen Sie anschließend Ihr Spiel auf die neuen Erkenntnisse ein. Die Cents, Dollars und Euros addieren sich mit der Zeit zu ansehnlichen Beträgen. Wenn Sie bei den Minilimits regelmäßig gewinnen, können Sie daran denken, die nächste Limitstufe zu erklimmen. Das wird gar nicht so lange dauern. Wenn Sie Ihre Gegner nicht unterschätzen und solide spielen, sind die Mikrolimits eindeutig zu schlagen.