Hände, die man spielen oder nicht spielen soll – Texas Holdem
Sie haben in der Tabelle bereits die Blätter kennen gelernt, die man abhängig von seiner Position spielen kann. Alles außerhalb dieser Liste sollte nicht gespielt werden. Jetzt werden wir uns einige spezielle Beispiele anschauen.
Favoriten und Gewinnkandidaten
Es existieren ein paar starke Blätter, mit denen Sie eine gute Chance haben, einen Durchmarsch zum Gewinn zu machen, ohne dass sie sich durch das Board verbessern. A-A, K-K und Q-Q gehören in diese Kategorie. Trotzdem müssen Sie sich immer im Klaren sein: je weniger Spieler, desto größer die Gewinnchance.
Big Slick (A-K) ist ebenfalls eine starke Startkarte, besonders, wenn sie gleichfarbig ist. Allerdings ist sie für sich allein nichts wert und wird vom kleinsten Paar geschlagen. Im nächsten Artikel beschreibe ich, wie der Flop den Wert dieses Blattes bestimmt.
Außenseiter und Verlustkandidaten
Kleine Paare sind sehr gefährlich. Besonders an Tischen mit niedrigen Einsätzen überbieten viele Spieler Blätter wie 5-5 und 6-6. Viele sind in Bubenpaare vernarrt. Der einzige Grund, der mir dazu einfällt (es ist mein Ernst, selbst wenn es wie ein Witz klingt), ist, dass Buben so schön bunt sind und damit vielleicht besser aussehen, als sie sind. Wenn Sie J-J gegen zwei Gegner spielen, von denen der eine K-X und der andere Q-X hat (X ist eine beliebige Karte unterhalb des Buben) und beide spielen bis zum Schluss, so verlieren Sie in etwa 50 Prozent der Fälle. Und Sie werden oft genug gegen wesentlich bessere Blätter laufen.
Karten mit Lücke können ebenfalls Probleme verursachen, besonders wenn die Lücke aus drei Karten besteht, z.B. bei 6-10. Die Schwierigkeit hier ist, dass damit nur ein Straight gemacht werden kann, wenn 7-8-9 in den Gemeinschaftskarten auftauchen. Wenn dann aber jemand anders 10-J spielt, haben Sie keine Chance.
Kleine gleichfarbige Verbindungskarten (suited Connectors) sind ähnlich problematisch. Zwei kleine Karos wie 2 (Karo) 3(Karo) werden durch beliebige zwei andere Karos geschlagen, wenn das Board einen Flush ermöglicht. Noch schlimmer ist, Sie müssen hoffen, dass exakt drei Karos in den Gemeinschaftskarten liegen, nicht mehr. Wären es vier, verlören Sie gegen jeden Spieler, der nur eine beliebige Karokarte hält. Sehr unfein. Und noch einmal, behalten Sie die Spieler an Ihrem Tisch im Auge. Jemand, der under the Gun nur ganz ausgewählte Karten spielt und nun erhöht, sollte Sie – außer mit Premiumblättern wie A-A, K-K oder Q-Q – zum Aussteigen veranlassen, denn er würde seinerseits aus erster Position nur derartige Blätter spielen.
Mit den Pocket Pockets fliegen
Im Schnitt bekommen Sie einmal von 221 Blättern zwei Asse (American Airlines, wenn rot schwarz). Dieses Blatt ist so speziell, dass es einen eigenen Kasten verdient. Wenn Sie an einem vollen Tisch A-A bekommen und alle bis zum Schluss mitgehen, liegt Ihre Gewinnchance unter 50 Prozent. Deshalb müssen Sie mit diesem Blatt früh erhöhen, um einige von der Opposition aus dem Spiel zu drängen. Außerdem muss Ihnen klar sein, dass die Hand bei vielen Gegnern verletzlich ist. Natürlich kündigen Sie mit einer Erhöhung ein starkes Blatt an, aber wenn andere aussteigen, passiert es seltener, dass jemand glücklich gegen Sie kauft. Pocket Aces werden andauernd geschlagen. Sie sind besonders verwundbar, wenn aus einem kleinen Paar eines anderen Spielers ein Drilling wird oder wenn jemand sich einen Flush oder einen Straight zusammenbastelt.
Asse sind die besten Startkarten, das ist das Schöne an ihnen. Das Schlechte ist, man kann mit Assen schlecht dazukaufen. Es gibt nur zwei weitere Asse und für einen Flush oder Straight braucht man vier passende Gemeinschaftskarten. Wenn Sie Asse haben, freuen Sie sich und spielen Sie die Karten furchtlos durch. Ihnen muss nur klar sein, dass Asse verletzlich sind und hin und wieder geschlagen werden.
Wenn Sie mit Assen in ein Spiel geraten, das gefährlich zu werden scheint, schieben Sie und gehen Sie anschließend nur mit. Und wenn es offensichtlich scheint, dass Sie verlieren, können Sie immer auch mit Assen aussteigen. Eine interessante Randbemerkung: Wenn Sie sicher sind, dass ein Gegner Asse hat, dann ist Ihr bestes Verteidigerblatt 6-7 gleichfarbig, aber nicht gleichfarbig mit beiden Assen. 6-7 hat viele Flush- und Straightmöglichkeiten und verdirbt den Assen das Wheel, wenn im Board 2-3-4-5 liegen.
Grenzwertige Blätter
Wenn Sie irgendeines der Blätter aus dem unteren Bereich der Tabelle spielen, begeben Sie sich in Grenzbereiche, wo es gefährlich werden könnte.
Es entbehrt nicht einer interessanten Ironie, dass die dort gelisteten Blätter gegen wenige Gegner sehr viel stärker sind als gegen viele, dass sie sich aber besser auszahlen, wenn gegen mehr Gegner gespielt wird. Des Rätsels Lösung ist, diese Blätter in beiden Situationen zu spielen und dabei den Flop zu berücksichtigen, denn auf dem Flop entscheidet sich alles. Gegen mehrere Gegner muss der Flop maßgeschneidert sein, gegen einen gelingt es Ihnen vielleicht, den Gegner glauben zu machen, der Flop würde Ihnen passen (lesen Sie Artikel 5, wo es um das Spiel auf dem Flop geht).
Aussteigen oder Erhöhen, um mitzugehen
Bevor ich dieses Artikel beende, lohnt es sich, eine allgemeine Regel für Poker zu betrachten, die Ihnen zur zweiten Natur werden sollte. Sie brauchen ein stärkeres Blatt zum Mitgehen als zum Setzen. Die Regel wird am einfachsten verständlich, wenn Sie sich folgende Extremsituation vorstellen: Sie spielen an einem Zehnertisch. Die fünf Gemeinschaftskarten liegen offen, alle Spieler sind noch dabei und neun sind vor Ihnen mitgegangen. Eine Ihrer Karten bildet mit dem Board das dritthöchste Paar. Was tun Sie? Aussteigen (natürlich). Jemand hat ein besseres Blatt. In dieser Situation sind zu viele Karten draußen und zu viele Spieler noch dabei. Je weiter Sie in der Wettreihenfolge hinten sind, desto besser muss Ihr Blatt sein, weil so viele Gegner da sind.
Hier nun ein guter Trick, der die Entscheidung erleichtert: Fragen Sie sich, ob es besser wäre, in der Situation auszusteigen oder zu erhöhen. Wenn Ihre innere Stimme Ihnen sagt: Hier kannst du keinesfalls erhöhen!, dann ist es vielleicht nicht einmal ein Mitgehen wert. Das soll jetzt nicht heißen, Sie müssen mit Ihrem Blatt erhöhen – natürlich können Sie auch einfach mitgehen -, aber diese Methode ist eine Art Lackmustest bei der Entscheidung. Diese Regel trifft auf alle Formen von Poker zu, ist aber für No Limit Hold’em eine besonders gute Leitlinie. Dort gehe ich mit der Regel einen sehr brutalen Schritt weiter. Anstatt einfach mitzugehen, erhöhe ich.