Fallstricke beim Poker im Kasino vermeiden
Poker als komplexes Spiel zu beschreiben wäre eine massive Untertreibung. Selbst die Meisterspieler. die seit Jahrzehnten an den härtesten Tischen überleben, entdecken nahezu täglich noch neue Tricks. Deswegen ist Tilt ein Wort, das Sie oft hören werden. Tilt bedeutet durchdrehen, die Selbstkontrolle verlieren, weil einige Dinge mehrfach nicht so gelaufen sind, wie ein Spieler es sich vorgestellt hat. Auch Top-Profis sind nicht immun gegen Tilt. Der Druck bei den großen Turnieren lässt manche von ihnen vor den Kameras implodieren. Aber die besten Spieler haben verstanden, dass der Weg zum Pokerchampion nie endet, deswegen sollte man immer weiter suchen nach neuen Stufen der Erleuchtung.
Es liegt weit außerhalb des Rahmens dieses Kasino-Ratgebers, tiefer in die Pokermaterie einzusteigen.
Obwohl ich hier nichts über fortgeschrittene Pokerstrategie bringe, liefert dieser Artikel einiges an grundsätzlichen Ratschlägen, die nützlich für Ihr Spiel sein können. Schlüsselelement zu erfolgreichem Poker ist aggressives Spiel (mit guten Blätter rücksichtslos erhöhen). Einfach nur von Flop über Turn bis zum River schieben und mitgehen und die Stärke gegnerischer Blätter übersehen, ist ein sicherer Weg ins Verderben.
Im Folgenden beschreibe ich ein paar der häufigsten Fehler, die Leute beim Pokern machen. Das Spiel mag zu Hause eine rein soziale Angelegenheit sein, um im Kasino zu gewinnen, müssen Sie allerdings mehr ans Gewinnen denken, als daran, neue Freunde zu finden. Wenn Sie die beschriebenen Fallgruben umfahren, haben Sie schon einen kleinen Vorsprung vor den meisten Gegnern.
✓ Zu viele Blätter spielen. Ohne Frage ist der größte strategische Fehler der meisten Anfänger so zu spielen, als könnte man mit zwei beliebigen Karten gewinnen. Obwohl es in der Theorie stimmt, ist es trotzdem eine selbstmörderische Taktik, mit schwachen Startblättern ins Gefecht zu gehen. Manchmal funktioniert es und die unwahrscheinlichsten Dinge treffen ein, man gewinnt Riesenpötte, aber langfristig verliert man damit Geld.
Konzentrieren Sie sich darauf, weniger Blätter als zu Hause in der Heimrunde zu spielen. Wenn Sie aber spielen, dann so aggressiv wie möglich. Damit kreieren Sie das Image eines soliden Spielers, der sich nicht herumschubsen lässt. Das ist wichtig für den Erfolg. Gefürchtet zu werden ist viel profitabler als gemocht zu werden.
Bitte daran denken: mit zwei beliebigen Karten kann man verlieren. Der erste Schritt zum erfolgreichen Spiel bedeutet für Texas Hold’em, besonders wählerisch bei den zu spielenden Karten zu sein. Zugegeben, es bringt nicht sehr viel Spaß, Blatt um Blatt abzuwerfen, aber solides Spiel bringt mehr Profit als wie ein Verrückter mit allem Schrott ins Spiel einzusteigen.
✓ Spielen wie zu Hause am Küchentisch. Selbst wenn Sie ein versierter Spieler in Ihrer Heimrunde sind, werden Sie beim ersten Kasinopoker so etwas wie einen Kulturschock erleben. Die Spielgeschwindigkeit ist höher, es geht formeller zu und es sind deutlich weniger Spieler in einem Pot aktiv. Schon im ersten Spiel kann es zu einem Checkraise von dem harten Burschen rechts von Ihnen kommen – obwohl checkraising in Ihrer Heimrunde als unschicklich gilt. Wenn Sie aber anpassungsfähig sind, kann das Spiel sogar stimulierend sein, Ihnen neue Impulse geben und das wöchentliche Heimspiel mit den Kumpels wirkt mit seiner Langsamkeit und den ständigen Unterbrechungen plötzlich etwas langweilig.
✓ Das Spielkapital ausreizen. Bleiben Sie in Ihrer finanziellen Wohlfühlzone. Es sind frühe und hohe Verluste, die Menschen aus der Balance bringen und sie tilten lassen. Der richtige Umgang mit Ihrem Spielkapital lässt Sie auch nachts besser schlafen. Wenn Sie sich innerhalb vorher festgelegter finanzieller Grenzen bewegen, werden Sie niemals mehr als * einen kleinen Teil Ihres Kapitals verlieren (mehr dazu in Kasino-Artikel 4).
Wenn Sie in eine Verluststrähne geraten, spielen Sie anschließend nicht aus Verzweiflung um höhere Einsätze, um die Verluste schneller wieder auszugleichen. Dadurch trudeln Sie eventuell in noch größere Verluste. Halten Sie sich an die gewohnten Einsätze, bis Sie dort konsequent gewinnen. Dann, wenn Ihr Spielkapital von 2000 € auf 3000 € gewachsen sind, können Sie von 3 €J 6 €- zum 5 €/10 €-Limit wechseln. Aber tun Sie das niemals aus purer Verzweiflung.
✓ Schieben und jagen (checking and chasing). Bis zum River dabeibleiben, selbst wenn sich das Blatt nicht verbessert, ist kein besonders cleveres Poker. Ein Spieler, der störrisch bis zum Schluss mitgeht und auf eine Wunderkarte hofft, ist genau so dumm wie ein Autofahrer, der sich verfahren hat und niemanden nach dem richtigen Weg fragt. Viele Spieler verhalten sich so, obwohl es viel besser (=sparsamer) gewesen wäre, frühzeitig auszusteigen.
✓ Tunnelblick, den Überblick verlieren. Das Phänomen Tunnelblick erlebt man oft bei neuen Spielern. Wenn sie einen Flop sehen, beachten sie nur, was er für die eigenen Karten bedeutet. Es ist aber ebenso wichtig zu bedenken, wie der Flop Blätter der Gegner verbessern könnte.
Poker ist kein Solosport. Um erfolgreich zu spielen, müssen Sie immer die Gesamtsituation – nicht nur die eigene – mit im Auge haben. Besonders in Spielen mit Gemeinschaftskarten wie Holdem und Omaha müssen Sie immer mit einkalkulieren, wie sich andere Blätter damit verbessern könnten. Nichts ist im Poker schlimmer, als das zweitbeste Blatt zu halten.
✓ Höchstes Paar überbewerten. Wenn jemand im Holdem oder Omaha/8 das Top-Paar floppt (ein Paar aus der höchsten Flopkarte und einer eigenen bilden kann), denkt er oft als erstes: Super, ich habe das beste Blatt. Das kann der Fall sein, aber zwei Paar sind normalerweise nötig, um zu gewinnen. Deswegen Vorsicht und nicht zwingend mit einem Paar verrückt spielen, selbst wenn es das Top-Paar ist.
Fast jeder weiß, dass die schwächste Starthand 7-2 von unterschiedlicher Farbe ist. Aber viele wissen nicht, dass die absolut mieseste Hand beim Poker die zweitbeste ist, selbst wenn sie für sich allein betrachtet stark ist. Damit wird man in das Spiel gesaugt und geht bis zum Schluss, nur um dann festzustellen, man ist nur Zweiter geworden. Nur wenige Gefühle im Poker sind mieser als schon sicher zu glauben, den Riesenpot gleich einziehen zu können, nur um dann Zusehen zu müssen, wie ihn ein anderer wegschnappt.
✓ Sich mit Karten verheiraten (und nicht trennen können). Viele Pokerspieler stimmen darin überein, dass nur das Kasino und die offene Straße Gefährten fürs Leben sein sollten. Ich rede hier aber nicht vom Familienstatus. Ich möchte hier vor den Gefahren warnen, sich in bestimmte Startblätter zu verlieben und nicht wieder loslassen zu können. Das Ergebnis
einer solchen unglücklichen Bindung ist oft, das man sich nicht lösen kann, selbst wenn es offensichtlich ist, dass man geschlagen ist. Selbst mit starken Startkarten – Königen oder Damen zum Beispiel – kann es Flops geben, die den vernünftigen Spieler veranlassen, die Scheidung einzureichen und auszusteigen.
✓ Respektlosigkeit. Viele Spieler nehmen es einfach nicht wahr, wenn ein Einsatz ungewöhnliche Stärke signalisiert. Wenn ein Spieler aus vorderer Position erhöht, hat er in der Regel eine starke Hand. Oder wenn jemand Sie auf dem Turn checkraist, sollten die Alarmglocken bei Ihnen losgehen, denn vermutlich sind Sie geschlagen.
Im Poker wird Aggression belohnt. Manchmal ist die beste Strategie allerdings, sich leise zurückzuziehen. Ein erfolgreicher Spieler ist auch in der Lage, eine gute Hand aufzugeben. Beobachten Sie die anderen Spieler an Ihrem Tisch sorgfältig. Wenn jemand selten erhöht oder nur die besten Blätter spielt, brauchen Sie selbst eine starke Hand, wenn er hoch anspielt.
✓ Zu vorhersagbar sein. Poker spielt sich am besten, wenn die Gegner ständig unsicher wegen Ihres Blattes sind. Wenn Sie mit schwachen Händen immer schieben und nur mit starken Händen anspielen, merken erfahrene Spieler das sehr schnell und stellen ihre Spielweise darauf ein. Variieren Sie Ihr Spiel mit einem Checkraise hier und da oder einem zeitlich guten Bluff. Wenn Sie normalerweise mit einem Flush-Ansatz bieten, checken Sie das nächste Mal. Immer wenn ein Gegner denkt, Sie lesen zu können, sollte er eine Überraschung erleben.
✓ Emotionell involviert sein. Verlieren Sie niemals den Vorteil, indem Sie sich nur auf einen Gegner konzentrieren. Vielleicht haben Sie einen wirklich nervigen Typen am Tisch, der alle Knöpfe drückt, um Sie auf die Palme zu bringen. Wenn so ein mieses Subjekt Ihnen dann auch noch kurz vorher einen Riesenpot abgenommen hat und anschließend spottet, dann ist der Wunsch nach Rache und Finanzieller Revanche nur verständlich.
Selbst wenn es schwer fällt, lassen Sie niemals einen anderen Spieler Ihre Emotionen negativ beeinflussen. Atmen Sie tief durch, ignorieren Sie ihn, vielleicht hilft es, zwei drei Spiele auszusetzen. Konzentrieren Sie sich auf die anderen Spieler, um besser zu spielen. Wenn alles nichts hilft, suchen Sie sich einen anderen Tisch.
✓ Sein Blatt ausposaunen. Es gibt viele individuelle Signale eines Spielers, die etwas über die Qualität seines Blattes aussagen. Diese sogenannten Teils sind häufig sehr verräterisch. Was ist ein Teil? Ein sonst sehr redseliger Spieler schweigt plötzlich oder hält den Atem an, wenn er ein starkes Blatt hat. Schweißperlen auf der Stirn oder zitternde Hände sind ziemlich sichere Signale, weil sie nur schwer zu schauspielern sind. Wenn jemand eine Erhöhung plant, blickt er vielleicht vorher für Sekundenbruchteile zu seinen Chips. Wenn ein Spieler will, dass Sie mitgehen, lehnt er sich lässig zurück, wenn Sie aussteigen sollen, lehnt er sich einschüchternd vor.
Beobachten Sie die Gegner ständig, um aus dem Verhalten Rückschlüsse auf die Stärke ihrer Blätter zu gewinnen. Typische Verhaltensmuster eines Spielers wiederholt er unbewusst. Genauso wichtig ist, sich selbst zu beobachten. Vielleicht lesen die anderen Sie wie ein offenen Kasino-Ratgeber.
Wann man beim Poker im Kasino aufhören muss: Die 30 oberen Limits sind genug
Ich bin normalerweise kein Fürsprecher für künstliche Verlustgrenzen im Spiel. Im Poker allerdings sind sie wegen der emotionellen und psychologischen Aspekte durchaus sinnvoll, denn sie können verhindern, dass man heißläuft. Annie Dukes Bruder Howard Lederer gab ihr zu Beginn ihrer Karriere einen wertvollen Rat: Sie solle immer aufhören, sobald sie 30 obere Einsätze verloren hätte (in einem 10 $/20 $ Spiel wären das 600 Dollar). Durch Befolgen dieser Regel vermied sie, jemals heißzulaufen und schlecht zu spielen, wenn es nicht gut für sie lief. Es schützte auch ihr Spielkapital vor einem größeren Verlust, wenn sie es einmal mit wirklich guten Spielern zu tun bekam.