Die Anfangskarten im Spiel, Karten zum Erhöhen – Internet Poker Grundlagen

Im weiteren Verlauf dieses Buches werden Sie Schritt um Schritt erkennen, wo der Vorteil des guten Spielers liegt. Woran wir an uns selbst arbeiten, um uns zu verbessern; wonach wir unsere Gegner analysieren, um ihre Schwächen zu erkennen. Wenn wir uns mit, für uns, neuen Themen befassen, so müssen wir von allem Anfang an akzeptieren, dass jeder Lernprozess nicht nur Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch stufenweise aufgebaut werden muss. Nicht anders ist es im gewinnorientierten Pokerspiel! Gäbe es ein universelles Gewinnrezept, das uns zweifelsfrei und ohne jede weitere Überlegung mitteilen könnte, wann und unter welchen Voraussetzungen welche Karten wie zu spielen wären, dann könnten wir den Computer danach programmieren und ein Programm für uns spielen lassen. Nun, ich möchte nicht ausschließen, dass es irgendwann möglich sein wird, alle verfügbaren Informationen für ein erfolgreiches Programm auszuwerten. Schließlich gibt es mittlerweile auch Schachcomputer, die Großmeistern überlegen sind! Doch zum gegebenen Zeitpunkt ist die Situation noch so, dass die Flexibilität des Menschen einem Computerprogramm bei weitem überlegen ist.

Der erste Teil der Analyse setzt sich mit einem Basiskonzept auseinander. Von den Anfangskarten zum Flop, vom Flop zum Turn und vom Turn zum River! Wenn wir uns mit der Thematik entsprechend tiefer und eingehender vertraut machen werden, dann werden Sie nicht nur, anfangs schwer verständliche, Richtlinien besser verstehen, sondern auch erkennen lernen, wann und unter welchen Voraussetzungen wir in jede Standardstrategie Variationen einbauen. Ziehen Sie also bitte nach dem Studium des ersten Poker-Artikels keine voreiligen Schlüsse. Lesen Sie unser Poker-Portal durch und womöglich von Anfang an ein zweites Mal, bevor Sie Geld in ein für Sie neues Unternehmen investieren. Sie haben nämlich nicht nur schlechte und leicht bezwingbare Gegner vor sich – wir nennen sie „Fische“ -, sondern auch gleich starke und bessere, denen gegenüber Sie leicht zum Fisch werden könnten!

Der erste Schritt im gewinnorientierten Spiel ist selbstverständlich die Analyse der Bunkerkarten. Es sind die Karten, die nur Sie kennen! Ihr großes Geheimnis! Ihre Geheimwaffe! Vor allem auf niedrigen Tischen ist es oft unglaublich, auf welch‘ grausam schlechte Karten Einsätze erbracht werden. Hierfür gibt es zwei, zwar verständliche und willkommene, aber keinesfalls nachahmenswerte.

Gründe:
Viele Spieler denken gar nicht daran. Zeit mit dem Analysieren des Spiels zu verbringen. Sie wollen sich unterhalten! Sie sind Gambier! Betrachten Sie die unglaublich große Zahl von Menschen, die sich vor Spielautomaten drängen – in vollem Bewusstsein, dass sie gegen ein Computerprogramm ankämpfen, das ihnen keine Gewinnchance einräumt! Manche Automaten in seriösen Kasinos mögen hier vielleicht eine Ausnahme sein. Doch die meisten, insbesondere jene, die in gemeinen Cafes und Kneipen auf Opfer warten, berauben die Spieler mit unglaublicher Unverschämtheit ihres Geldes. Der größtmögliche Gewinn, der vielleicht einmal pro Woche ausbezahlt wird, ist in einer knappen Stunde wieder verspielt. Ich überlasse es den Psychologen, sich mit den Gründen dieses selbstvernichtenden Hobbys auseinander zu setzen; auch mögen Pokergambier nicht ganz so destruktiv sein. Doch möchte ich aufzeigen, dass es Spieler gibt, denen es weit mehr um Unterhaltung und das gelegentliche Erfolgserlebnis geht als um andauernden Gewinn!

Auch kennen Sie vermutlich Menschen, die regelmäßig eine Pferderennbahn besuchen! Haben Sie jemals einen getroffen, der langfristig gewinnt? Während die Provision des Kasinos am Pokertisch 5% beträgt, von den, beim Totalisator erbrachten, Einsätzen auf Pferderennbahnen werden aber meist zumindest 25% für Steuern und Rennbetrieb abgezogen. Wie soll jemand durch gute Kenntnis diesen enormen Nachteil überwinden können? Und wenn es jemanden geben sollte, der dazu fähig wäre, dann ist es der Trainer, der Jockey oder andere im direkten Umfeld des Geschehens. Selbst wenn es keine geschobenen Rennen gäbe, allein der Umstand, dass jemand mit dem jeweiligen Pferd arbeitet, erlaubt ihm um so viel mehr Information über die Gewinnmöglichkeit, dass er über einen nennenswerten Vorteil gegenüber dem normalen Rennplatzbesucher verfügt, der seine Informationen schlicht dem Rennprogramm entnimmt.

Hier kommen wir zu einem weiteren gravierenden Vorteil, den wir im Poker genießen: Bei Sportwetten, ebenso wie an der Börse, gibt es immer eine Gruppe von Menschen, die Ihnen gegenüber über einen Informationsvorteil verfügt. So genannte Insider‘. Abgesehen von der Legalitätsfrage des Ausnutzens solchen Insiderwissens, es gibt sie!

Am Pokertisch hingegen verfügt absolut niemand über mehr Wissen als Sie selbst! Sie kennen Ihre eigenen Karten, und Sie sehen die Gemeinschaftskarten am Tisch. Genauso Ihr Gegner! Sie sehen, wie er sich verhält; er sieht, wie Sie sich verhalten! Nicht die bessere Informationsquelle verschafft den entscheidenden Vorteil, sondern die bessere Auswertung der verfügbaren Information! Der zweite Grund für unkalkulierte und riskante Einsätze ist die völlig berechtigte Annahme, dass jede Anfangskarte zum Gewinnblatt werden kann‘. Hierzu kommt der Umstand, dass die höchsten Pots oft mit den unmöglichsten Anfangskarten gewonnen werden. Schlicht aus dem Umstand heraus, weil, wenn 2 – 2 – 7 am Tisch liegt, die meisten Spieler davon ausgehen, dass wohl niemand mit 7 – 2 in der Hand mitgegangen sein könnte.

Ja, es ist richtig, dass jedes Anfangsblatt zum Gewinnblatt werden kann! Die Frage ist, wie oft? Wie viele Male werden wertvolle Chips auf schlechte Karten verschwendet, weil sich der Spieler daran erinnert, dass er irgendwann einmal mit solchen Karten gewonnen hat? Weil wenige Spiele zuvor ein geborener Verlierer mit Q – 6 den Pot kassiert hat? Weil es ihm gerade so ergangen ist, dass er mit K – 2 gepasst hat, und am Tisch lagen danach K – 7 – 9 – 3 – 2; und gewonnen wurde der Pot mit A – 9?

Nachdem unser Gedächtnis häufig dazu neigt, selektiv zu agieren, können und müssen wir uns hier an Statistiken halten. Und diese Statistiken sagen uns, dass wir mit manchen Kombinationen in der Hand öfter gewinnen als mit anderen. Auch auf der Pferderennbahn gewinnen gelegentlich Pferde, die man vorher als chancenlos eingestuft hat. Setzen Sie einen Zehner auf ein solches Pferd, dann wissen Sie auch, dass es wahrscheinlich verlieren wird. Sollte es aber trotzdem gewinnen, dann haben Sie es zu einem Kurs von 10:1, 15:1 oder höher gespielt. Setzen Sie aber am Pokertisch auf 7-2, dann kriegen Sie dafür exakt den gleichen Kurs wie ein anderer Spieler, der A – A, A – K oder K – K in der Hand hält. Was also sollte der Grund sein, auf Karten, deren Gewinnchancen von Anfang an niedriger sind, Geld zu investieren? Ich habe die Bunkerkarten als Ihre Geheimwaffe bezeichnet! Sie sind somit auch die Geheimwaffe des Gegners! Würden Sie sich, mit einem Taschenmesser ausgerüstet, auf eine Auseinandersetzung mit jemandem einlassen, wenn Sie zu befürchten hätten, dass Ihr Gegner über eine Schusswaffe verfügt?

Karten zum Erhöhen
Beginnen wir mit den besten Karten, die in jedem Fall gespielt werden, mit denen aus jeder Position heraus erhöht werden kann und mit denen auch jederzeit eine weitere Erhöhung möglich ist. Allen voran natürlich: A – A, das Wunschblatt jedes Hold’em-Spielers! Bei diesem Blatt, mehr als bei allen anderen, taucht die Frage auf: Wollen wir viele Spieler im Pot oder eher wenige? Je mehr Spieler mitgehen, desto höher wird der mögliche Gewinn. Allerdings, Ihre Chance zu gewinnen reduziert sich entsprechend. Simulatoren zeigen, dass wir mit A – A, gegen einen einzelnen Gegner, in fast 90% der Fälle gewinnen. Gehen mehrere mit, sind es nur mehr knapp über 60%. Würden alle 9 Gegner mit rein zufällig verteilten, und keineswegs ausnehmend guten, Karten im Pot bleiben, dann reduziert sich auch dieser Prozentsatz noch!
Warum? Nehmen wir an, Sie halten A – A in Händen, und am Tisch liegt Folgendes:

6♣ – K♣ – 7♥ – J♦ – 3♣
In diesem Fall halten Sie zwar das Überpaar – so nennen wir ein Bunkerpaar, das höher ist als die höchste Karte am Tisch – doch folgende Kombinationen schlagen Sie:
■ K-K, J-J, 7-7, 6-6, 3-3 – Drilling
■ Jede Kombination von K – 6, K – 7, J – 3, etc. – zwei Paare
■ 4 – 5 – Straße
■ Zwei beliebige ♣ – Flush

Haben Sie einen einzigen Gegner vor sich, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser eine der genannten Karten im Bunker hält, relativ gering. Bleiben aber mehrere Spieler im Pot, dann wird die Chance, dass einer davon die passenden Karten hält, wesentlich größer. Wenn wir also mit Topkarten den Einsatz erhöhen, dann tun wir das nicht nur aus dem Grund, dass mehr Geld im Pot liegt, sondern auch, um das Feld der Gegner zu schmälern. Wie wir später sehen werden, gelingt uns das natürlich nicht immer. Dementsprechend müssen wir in solchen Fällen unsere Strategie in den weiteren Wettrunden anpassen.

Unumstritten bleibt A – A natürlich der allerbeste Start. Nicht ganz so gut, aber immer noch vortrefflich, sieht es mit K – K aus. Der große Unterschied ist der, dass, sobald auch nur ein einziges A am Tisch liegt, Sie nicht mehr sicher sein können, über das höchste Paar zu verfügen, insbesondere, wenn von einem anderen Spieler ein Einsatz erbracht wird. Genau aus diesem Grunde werden Paare als Anfangskarten, logischerweise, immer schwächer, je niedriger sie sind. Taschenpaare verbessern sich selten! Die Chance, zu zwei verschiedenen Kartenwerten eine passende dazuzukaufen, ist wesentlich größer als zu einem Paar die dritte Karte. Halten Sie K – Q in der Hand, dann gibt es noch jeweils drei K und drei Q, zusammen also 6 passende Karten im verbleibenden Paket. Wenn Sie jedoch 8 – 8 im Bunker haben, dann sind nur mehr zwei Achter verfügbar, und die Chance, den dritten zu kaufen, wird sehr bescheiden.

Während Sie also mit A – A und K – K jederzeit erhöhen, werden Q – Q und mehr noch J – J und 10 – 10 eher vorsichtig gespielt. Wie Sie in der folgenden Tabelle sehen werden, so ist es nicht empfehlenswert, mit Paaren unter 7 – 7 in früher Position auch nur einen Einsatz zu erbringen.
Das nächstbeste Blatt ist eine Kombination von A und K. Sobald eine der beiden Karten am Tisch liegt, haben Sie nicht nur das höchste Paar, sondern auch den höchsten Kicker. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dass der Kicker in Hold’em von äußerst großer Bedeutung ist. Ihre neun Gegner erhalten insgesamt 18 Karten. Das ist knapp ein Drittel des Paketes. Haben Sie ein A, und ein weiteres liegt am Tisch, so ist die Wahrscheinlichkeit entsprechend hoch, dass ein anderer Spieler eines der verbleibenden zwei hält. Hier wird der Kicker entscheidend!

Nachdem die meisten Spieler eher mit höheren Kartenwerten mitgehen, so passiert es relativ häufig, dass, wenn nur niedrige Karten am Tisch liegen, ungeachtet ob sie gepaart sind oder nicht, kein einziger Spieler eine dazu passende Karte hat. In diesem Fall gewinnt natürlich auch A – K.
Liegt Q-J-10-x-xam Tisch, dann haben Sie mit A – K eine Narrenstraße. Narrenstraße bzw. Narrenflush nennen wir jene, die von keiner anderen geschlagen werden kann. Also, haben Sie ein Flush mit dem jeweiligen A, dann ist es ein Narrenflush. Liegt dieses A am Tisch, haben Sie das Narrenflush mit dem passenden K. Eine Narrenstraße ist natürlich nicht nur A – K – Q – J – 10. Auch wenn 5-6-7-x-xam Tisch liegt, und Sie halten 9 – 8 im Bunker, dann ist Ihre Straße durch keine andere zu schlagen.

Also, A – K kann immer aggressiv gespielt werden, ungeachtet, ob sie in der gleichen Farbe sind oder nicht. A – Q erlaubt auch noch ein gewisses Forcieren, allerdings bereits mit entsprechender Vorsicht, da jeder K hier natürlich gefährlich wird. Haben Sie A – J oder A – 10 in der Hand, dann können Sie oft noch bei einer Erhöhung mitgehen (aber nicht immer); selbst jedoch mit einem solchen Blatt den Pot anzuheizen, das überlassen wir den Gambiern unter den Pokerspielern.

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