Ziemlich sicher Texas Holdem spielen – Pokerstrategien für fortgeschrittene

Grundsätzlich lässt sich beim Pokern jede denkbare Kartenkonstellation mit der Wahrscheinlichkeitsmathematik berechnen. Und das ist auch gut so, denn Wahrscheinlichkeiten sind beim Pokern elementar wichtig. Sie erleichtern deine Entscheidungen, wie viel Geld du auf eine bestimmte Hand setzen möchtest.

Nehmen wir einmal an, du hast einen Flush-Draw. Als Draw oder Drawing-Hand bezeichnet man eine Hand, die weitgehend vollständig ist, aber noch eine Verbesserung braucht. Du hast also zwei Pikkarten auf der Hand und der Flop beschert dir zwei weitere Pikkarten.
Zum Flush fehlt nun nur noch eine einzige ♠-Karte.

A♠ Q♠ 5♠ 9♥ 8♠

Outs und Odds
Die Frage ist nun: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, diesen Draw-Flush mit dem Turn oder River tatsächlich zum Flush zu vervollständigen? Dazu musst du zunächst wissen, wie viele Outs – das sind die Karten, die deine Hand verbessern können – es gibt.

In Frage kommen alle übrigen Pikkarten, und das sind 9. In 47 Karten sind 9 Outs enthalten. Es spielt dabei keine Rolle, wie viele Mitspieler am Tisch sitzen und Handkarten haben. Es ist auch gleichgültig, wie viele Karten durch Folds aus dem Spiel gekommen sind. Solange du diese Karten nicht kennst, hat jede Pikkarte für dich als Anwärter auf den Flush eine Wahrscheinlichkeit von 9 geteilt durch 47, beim Turn aufgedeckt zu werden (ist der Turn nicht der ersehnte Treffer, verändert sich die Wahrscheinlichkeit ein wenig). Dieses Ergebnis, also die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Out zu erhalten – hier sind es 19% – bezeichnet man als Odds.

Es gibt zwei einfache Faustregeln, mit denen man selbst die Odds, also die Wahrscheinlichkeiten, in einem Pokerspiel berechnen kann:
1. Regel: Zahl der möglichen Outs vor dem Turn mit 4 multiplizieren
2. Regel: Zahl der möglichen Outs vor dem River mit 2 multiplizieren
Beispiel: Nach dem Flop fehlt dir eine Karte zum Flush.
Es gibt hierfür 9 Outs.

Handkarten
10♠ K♠

Flop
8♠ J♦ 3♠

Mögliche Outs
A♠ 2♠ 4♠ 5♠ 6♠ 7♠ 9♠ J♠ Q♠

Du rechnest also: 9 x 4 = 36. Das ist genau genug, denn die Wahrscheinlichkeit, im Turn oder River eine Pikkarte zu treffen, liegt – streng statistisch betrachtet – bei 35%.

Natürlich solltest du auch deine Position am Tisch berücksichtigen. Eine Hand, die in früher Position eher schwach ist, kann in später Position stärker sein, weil du beobachten konntest, wie sich die vorhergehenden Spieler verhalten haben, du also über mehr und bessere Informationen verfügst.

Auch die Erfolgschance verschiedener Starthände spielt eine Rolle. Grundsätzlich gilt hier: je höher der Wert der Karten, desto höher auch der Wert der Kartenkombination. Kombinationen in gleicher Farbe – die man auch als suited bezeichnet – sind ebenfalls stärker als Kartenkombinationen in verschiedenen Farben.

Schwächere Hände erfordern sorgfältige Überlegung und Vorsicht. Ob und wie du sie spielst, solltest du von deiner Position im Spiel, von der Zusammensetzung der Spielrunde und von dem Spielverhalten deiner Mitspieler abhängig machen. Doch gerade für unerfahrene Spieler ist es wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass ein entschlossener Fold ein ausgezeichnetes und bewährtes Mittel ist, das eigene Konto zu schonen.

In der folgenden Übersicht sind beispielhaft einige Wahrscheinlichkeiten aufgelistet, die dir bei deiner Entscheidungsfindung in einem Pokerspiel (mitgehen, erhöhen oder passen) helfen sollen.
Zehn Beispiele für Wahrscheinlichkeiten

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Übrigens: Diese Übersicht enthält natürlich nicht alle Wahrscheinlichkeiten, die sich errechnen lassen. Im Gegenteil: Die Tabelle lässt sich um viele Varianten erweitern …

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Ein fetter Pot
Auch wenn das bereits bekannte Wort „Odds“ hier wieder auftaucht – was ja nichts anderes heißt als „Chancen“ – geht es bei den Pot-Odds um etwas anderes. Pot-Odds stellen das Verhältnis von Gewinnwahrscheinlichkeit und Gewinnhöhe dar und sind damit eine wichtige Entscheidungshilfe, wenn du dir die Frage stellst, ob es sich lohnt, weiter in den Pot einzuzahlen, obwohl deine Chancen möglicherweise nicht ganz so gut stehen.

Auch Pot-Odds lassen sich berechnen. Zumindest theoretisch. Praktisch sieht es allerdings oft anders aus, weil sich die Werte nicht so leicht packen lassen. Um das Prinzip zu verdeutlichen, hier ein Beispiel: Wenn du 20 Chips einzahlen müsstest, um 100 gewinnen zu können, ist das Pot-Odd-Verhältnis 1:5. Wenn du jedoch nur 10 Chips einzahlen müsstest, um den gleichen Pot zu erbeuten, ist das Verhältnis 1:10 – und sollte damit ausreichen. Wenn du nur einen Chip einzahlen müsstest, so wäre das Pot-Odd-Verhältnis 1:100.

Konsequenz: Je niedriger die Pot-Odds sind, desto besser, weil der Verlust geringer ist, wenn ein Mitspieler den Pot einheimst. Bei einem niedrigen Pot-Odd-Verhältnis ist es folglich eher ratsam mitzugehen als bei einem hohen, weil bei diesem das Verlustrisiko hoch ist.

Wer gelernt hat, mit Pot-Odds sicher umzugehen, kann damit seinen Mitspielern das eigene Spiel aufzwingen, denn durch den eigenen Einsatz verändert sich ja deren Pot-Odd-Quote. Wenn die nachfolgenden Spieler aufgebensollen, liefert man ihnen durch einen hohen Wetteinsatz ein unattraktives Pot-Odd-Verhältnis. Will man jedoch erreichen, dass sie mitgehen und den Pot mästen, so setzt man selbst nur wenig ein.

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