Wer hat eigentlich Texas Holdem Poker erfunden – erfahren Sie mehr
Es ist gut möglich, dass sich die Mannschaft von Christoph Kolumbus die Zeit auf der Santa Maria mit Pochen vertrieb. Es gibt ein Dokument aus Straßburg aus dem Jahre 1441, in dem das Spiel „Poque“ erwähnt wird.
Man muss kein Sprachforscher sein, um das französische „Poque“, das englische „to poke“ und unser Wort „pochen“ (also klopfen) dem heutigen Namen „Poker“ zuordnen zu können.
Damals – und auch heute noch – wurde dieses Kartenspiel rund um ein Brett gespielt. In seiner Mitte waren oft Kartensymbole aufgemalt, außen herum befanden sich acht Vertiefungen, und bei manchen Versionen gab es in der Mitte auch eine Mulde für die Wetteinsätze. Gespielt wurde mit Karten in vier Farben von der Sieben bis zum Ass. Karten mit gleichen Werten hießen Poch. Der höchste Poch waren vier Asse.
Dabei haben nicht etwa Pochspieler die Spielkarte erfunden. Spielkarten sind älter. Als weitgehend gesichert gilt China im frühen 13. Jahrhundert als Ursprung der Spielkarte. Gut hundert Jahre später kam die Karte (damals noch aus Elfenbein gefertigt) über Ägypten nach Europa – und brachte von dort aus dem Spiel Ganjifa die Idee mit, auf den Ausgang einer Partie Wetten abzuschließen.
Persien steuerte mit As Nas ein weiteres wesentliches Element des Pokerspiels bei: die Hierarchie der Hände. Im 15. Jahrhundert entstand in Spanien das Spiel Primern, das dem Pokerspiel, wie wir es heute kennen, schon einigermaßen ähnlich war. Es folgten in Frankreich Bouillotte, Breton und Poque, Poch im deutschen Sprachraum und Brag in England. Ein Blick ins Lexikon verrät, dass „to brag“ so viel wie „protzen, angeben“ heißt. Damit macht es schon mit dem Namen deutlich, um was es bei diesem Spiel geht.
Kultspiel in den USA
Spielforscher streiten sich um das genaue Datum, aber auf den genauen Tag kommt es wohl nicht an. Etwa um 1830 machten französische Auswanderer das damalige Pokerspiel für bis zu vier Spieler mit einem Satz von 20 Karten in vier Farben in New Orleans bekannt. Als wichtiges Verkehrsmittel für lange Strecken tuckerten damals riesige Schaufelraddampfer den Mississippi hinauf und hinunter. Die Fahrt war lang und langweilig, und so vertrieb man sich die Zeit an Bord mit Pokern. Viele Auswanderer wurden dabei von Falschspielern um ihre armselige Habe gebracht, mit der sie eigentlich eine neue Existenz gründen wollten. Schon damals galt hier die Erkenntnis, dass man durch ein freundliches Wort und einen Colt viel mehr erreicht als durch ein freundliches Wort allein. Und so wurden die Spieler oft genug mit Messer und Pistole davon überzeugt, dass sie nicht den geringsten Anspruch auf den Wetteinsatz haben.
All dies konnte jedoch nicht verhindern, dass sich das Spiel Schritt für Schritt erst im Osten und dann – mit dem Goldrausch in der Mitte des 19. Jahrhunderts – auch im Westen der Vereinigten Staaten verbreitete. Die kurze Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 reichte aus, um viele Pokervarianten wie Stud oder Draw Poker entstehen zu lassen. In dieser Zeit wurde auch (erst) die Pokerhand der Straße eingeführt.
Erst später setzte sich überall das komplette Spiel mit 52 Karten durch und zu den gängigen Gewinnkombinationen kam der Flush hinzu. Wild Widow, die Pokerversion, in der die fünfte Karte eine von allen Spielern verwendbare Gemeinschaftskarte ist, kam erst vor rund 90 Jahren auf. Heute ist dieses Spiel, das man mittlerweile nur noch Texas Hold’em nennt, die gängigste Art des Pokerns.
Der eigentliche Texas-Hold’em-Boom begann jedoch erst Anfang der Siebzigerjahre, als mit der World Series of Poker (kurz: WSOP) erstmals eine richtige Meisterschaft ins Leben gerufen wurde. Spätestens seit Christopher Bryan Moneymaker, ein kleiner Buchhalter aus Tennessee, sich bei der WSOP 2003 mit einem Einsatz von 39 Dollar zweieinhalb Millionen Dollar erspielte – und damit seinem Namen (der kein Pseudonym ist!) alle Ehre machte -, ist Poker das Kult-Kartenspiel in den USA.
Pokerboom in Europa
Nach Europa kam das Pokern (wie so vieles andere, das aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu uns herüberschwappt) mit deutlicher Verzögerung. Den ersten großen Boom des Spiels zu Beginn der Siebzigerjahre bekamen wir Europäer gar nicht so recht mit – lediglich in Studentenkreisen erlebte das Spiel, meistens in den Varianten Seven Card Stud oder Five Card Draw gespielt, eine erste Woge der Begeisterung. Zunächst in den jungakademikerbuden rund um Oxford und Cambridge, kurz darauf auch auf dem Kontinent.
In Deutschland wurde zunächst Hamburg zur ersten Hochburg einer gut organisierten, jedoch zumeist im Verborgenen blühenden Szene. Nicht unbedingt bewusste Heimlichtuerei steckte dahinter, sondern eher eine gewisse Scheu, denn oft und gern pflegten die frühen deutschen Pokerrunden das Flair des scheinbar Verbotenen.
Für Otto Normalverbraucher hatte das Pokern etwas Verruchtes: Es galt als reines Glücksspiel, bei dem Tausende von Mark binnen weniger Minuten den Besitzer wechseln konnten, bei dem bärtige Männer knurrend Schuldscheine akzeptierten, und das in verqualmten Hinterzimmern dabei mithalf, Existenzen zu ruinieren. Teenager, die man damals auf das Spiel ansprach, erröteten gerne und dachten spontan an Strip-Poker.
Ab Mitte der Neunzigerjahre änderte sich diese Einstellung ganz allmählich. Intelligente Spieler wie Michael Keiner oder Alexander Dietrich leisteten Aufklärungsarbeit, und die Turniere verließen die Hinterzimmer der Kneipen und hielten in den Casinos Einzug. Doch erst die Kombination aus dem Interesse der Fernsehmacher und den Online-Angeboten für jedermann holten Poker endgültig auch in Deutschland aus der Schmuddelecke.
Vor allem die Erfindung der Hole-Card-Cam machte Pokern für das Fernsehpublikum attraktiv, indem die „Handkarten-Kamera“ – unter einem Glastisch angebracht – die verdeckten Karten der Spieler für den Zuschauer sichtbar machte und diese somit die Aktionen und Strategien der Profispieler direkt nachverfolgen konnten. Hier können auch fortgeschrittene Profispieler allein vom Zuschauen noch einiges Know-how dazulernen.
Heute ist Poker ein beliebtes Kartenspiel, das oft, gern und begeistert gespielt wird: ob im Internet, zu Hause auf der eigenen Pokerparty oder auf einem Pokerturnier – Poker ist einfach Kult!
Wusstest du schon …
… dass die Pokerhand Ass-Acht auch „Dead man’s hand“ genannt wird, weil der berühmte Westernheld und Pokerspieler Wild Bill Hickok im Jahr 1876 von hinten erschossen wurde, als er just diese beiden Karten in der Hand hielt?
… dass allein im Jahr 2006 bei virtuellen Pokerturnieren in den verschiedenen Online-Portalen rund 60 Milliarden Dollar umgesetzt wurden? Diese Summe entspricht in etwa dem aktuellen Haushaltsvolumen des Staates Paraguay.
… dass sich mehrere bekannte Schachgroßmeister nebenbei als Pokerspieler verdingen?
Zu den erfolgreichsten gehören unter anderem der Deutsche Matthias Wahls und der Österreicher Ivo Donev.
… dass sich der berühmte Pokerspieler Doyle alias „Texas Dolly“ Brunson mittels eines Bluffs erfolgreich gegen zwei maskierte Räuber wehrte? Texas Dolly griff sich an die Brust und täuschte eine Herzattacke vor – die Diebe flohen Hals über Kopf, denn eine Mordanklage wollten sie wohl nicht riskieren. Gut geblufft, Dolly!