Was ist eigentlich Poker und wer kann mitspielen – Internet Poker Grundlagen

Wen das schon interessiere, fragte ich meinen schwedischen Freund Dan Glimne, als er mir in den frühen Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts berichtete, er schreibe ein Buch über Poker. Er nahm mir die etwas hochnäsige Frage nicht einmal übel, sondern lächelte mich nur freundlich an. „Du wirst schon sehen“, sagte er. „Pokern hat eine ganz große Zukunft!“ Wenn wir diskutieren, hat mal der eine, mal der andere recht. In diesem Fall war es Dan, der frühzeitig einen guten Riecher für die Entwicklung hatte und schon beizeiten sah, was auf die Gesellschaft zukam.

Ich hatte seinerzeit noch nicht das richtige Gespür für den Trend. Da mag es mir so gegangen sein wie vielen, die ein umfassendes Repertoire an gut zementierten Vorurteilen haben. Weil nichts so fest geglaubt wird wie das, was wir nicht wissen, hatte ich immerhin eine klare, wenn auch recht pauschale Vorstellung von dem Spiel, und diese zudem noch in mehreren Varianten. Pokern, so dachte ich, sei ein Zeitvertreib für haltlose Zocker, die jederzeit ohne Hemmung bereit wären, sich innerhalb weniger Stunden eigenhändig in den Ruin zu treiben. Zu dieser gedanklichen Spielart stellte ich mir jeweils zwei passende Szenarien vor.

Im ersten Szenario forderten drei ebenso tadellos gekleidete, wie halbseiden aussehende Herren einen nur aus Neugierde ins Casino geratenen Besucher schmierig-freundlich auf, doch auf ein kleines, harmloses Spielchen Platz zu nehmen. Just eben sei Carlo ans Telefon gerufen worden, sein Platz sei also für ein Weilchen leer und man wolle doch in größerer Runde weiterspielen. Der arglose Besucher setzt sich, spielt mit kleiner Münze und gewinnt. Er riskiert mehr und mehr, und er gewinnt mehr und mehr, weil er nicht merkt, dass man ihn gewinnen lässt. Bald glaubt er an eine unglaubliche Glückssträhne. Er setzt sein ganzes Geld ein und verpfändet dazu Haus und Hof, weil solche Leute immer ein Haus und einen Hof haben, die sie verpfänden können. Am nächsten Morgen haken sich zwei der schmierig-freundlichen Spielfreunde rechts und links bei ihm unter. So begleiten sie ihn zum Notar, wo er die Schuldscheine einlöst, indem er ihnen Haus und Hof überschreibt. Dann schreibt der arme Tropf einen Abschiedsbrief und hängt sich am nächsten Fensterkreuz auf.

Oder ein anderes Szenario: Eine düstere, verqualmte Kneipe im Bahnhofsviertel. Immer wieder verschwindet eine Gestalt möglichst unauffällig durch eine Tür im Hintergrund, auf der ein schwarz-silbernes Plastikschild mit der Aufschrift „Privat“ befestigt ist. Dort sitzen sie, unter einer tief hängenden Lampe. Auf der fleckigen Filzdecke, die wohl einmal dunkelgrün gewesen war, stapeln sich Chips. Daneben liegen bündelweise Banknoten. Gerade als der offensichtlich glückliche Gewinner ankündigt, aufhören und nach Hause gehen zu wollen, schreit jemand aus dem Hintergrund: „Vorsicht! Polizei!“ Der Tisch fällt um, Geld, Jetons und eine ebenfalls eingesetzte Rolex liegen unbeachtet am Boden, weil alles zum Hinterausgang stürzt. Kurz danach sammelt der Wirt zusammen mit einer nur unwesentlich bekleideten Dame in dem ansonsten leeren Raum die Schätze vom Boden und beide freuen sich, wie gut doch immer wieder der Trick mit dem blinden Alarm in seiner illegalen Spielhölle funktioniert…

Dann gab es in meinem Klischeevorrat auch noch die professionellen Spieler. Emporkömmlinge, die im Schlepptau der Reichen und Schönen mit ein paar Cent angefangen hatten und nun in der Oberliga mitmischten. Diese reisten, so stellte ich es mir vor, von Wettbewerb zu Wettbewerb, von Meisterschaft zu Meisterschaft. Immer abwechselnd am Spieltisch oder im Flugzeug, um rechtzeitig beim nächsten internationalen Turnier dabei zu sein. Nichtsnutzige Millionärssöhnchen zumeist, die es sich leisten konnten, sinnentleert weltweit in Sachen Poker tätig zu sein und ihren Vater um rasche Überweisung anzugehen, wenn wieder einmal ein paar siebenstellige Summen verloren waren.

Solche und ähnlich platte gedankliche Aufgüsse sind ebenso weit verbreitet wie falsch. So falsch, dass noch nicht einmal das Gegenteil davon richtig wäre. Falsch ist auch die Ansicht, Poker wäre ein Glücksspiel. Doch, natürlich ist es ein reines Glücksspiel – dann jedenfalls, wenn es darum geht, den Erfolg eines Mitspielers zu erklären …

Doch zum wahren Glücksspiel wird es nur dann, wenn bei einem Spieler Illusion und Ignoranz eine harmonische Verbindung eingehen. Natürlich muss ein guter Pokerspieler auch immer wieder auf ein Quäntchen Glück vertrauen. Doch in erster Linie muss er Wahrscheinlichkeiten erkennen und abschätzen können. Er bewahrt auch in kritischen Situationen die Ruhe. Und er weiß, wann es klüger ist, sein Blatt wegzulegen und auszusteigen.

Poker ist eine aufregende Mischung aus Glück und Wahrscheinlichkeit, aus Mut und Vorsicht, aus Lauern und Angriff, aus Bluff und Einschätzung der Mitspieler.

Und Poker hat viele Gesichter, es gibt mehrere Varianten und Spielarten. Doch wer heute von Poker spricht, meint in der Regel Texas Hold’em, die mit Abstand beliebteste Pokervariante. Sie wird nicht nur auf den privaten Pokerpartys gespielt, sondern ist auch die Variante, die üblicherweise im Fernsehen zu sehen ist. In diesem Poker-Portal werde ich daher vor allem eine Einführung in Texas Hold’em geben und nur kurz auf weitere denkbare Pokervarianten eingehen.

Ein Wort noch zur Sprache. Es ist beim Pokern üblich, vorwiegend englische Ausdrücke zu verwenden. Manches würde übersetzt ebenso lächerlich klingen wie der Versuch, einen Vier-Zylinder-Benzin-Motor in einen Vier-Topf- Zerknallgas-Treibling einzudeutschen…

Aber ebenso richtig ist auch, dass dieses Pokerbuch eben gerade keiner dieser staubtrockenen Wälzer ist, in denen mit Fachchinesisch nur so um sich geworfen und langwierige und komplizierte Strategiebeschreibungen zum Besten gegeben werden. Denn dieses Poker-Portal soll in erster Linie Spaß machen! Und ist das nicht die Hauptsache beim Pokern? In diesem Sinne:
Viel Spaß bei der nächsten Pokerparty wünschen Tom Werneck, Pat Lauer und der Verlag

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