Verbalisieren Sie Ihre Analysen – wichtigste Pokerstrategien lernen
Diese Form des nachvollziehbaren Denkens wurde bereits genannt, ist aber bei der Handanalyse besonders hilfreich. Setzen Sie den Gegner ausdrücklich auf eine bestimmte Hand und formulieren Sie Ihre Schlussfolgerung, indem Sie die gegnerischen Spielstile berücksichtigen. Liegen Sie falsch, ermitteln Sie, wo der Fehler lag, und passen Ihre Schlussfolgerung das nächste Mal an. Lassen Sie uns ein paar Beispiele anführen.
Beispiel Nr. 1: Wenn beim Hold’em auf dem Turn das dritte Herz auftaucht.
A. Der Spieler auf dem Button ist überaus loose-aggressiv. Sie sitzen im Big Blind und haben auf dem Flop mit einem Flush Draw mit Dame als höchste Karte gebettet. Vor ihm haben zwei Spieler gecallt und er hat nicht geraist. Die dritte Herz-Karte komplettiert Ihren Flush; Sie betten, ein Spieler callt und er raist. Was machen Sie?
Reraisen! Ihre Formulierung sollte etwa wie folgt lauten: „Weil er ein äußerst tight-aggressiver Spieler ist, hätte er auf dem Flop mit einem Flush Draw mit einem Ass oder König als höchste Karte oder einem anderen Draw geraist. Da er keinen derart hohen Flush hat, habe ich nunmehr die beste Hand.“
B. Der Spieler auf dem Button ist überaus tight-passiv. Es gibt drei Caller und Sie haben im Big Blind mit J♣J ♠ lediglich gecheckt.
Auf dem Flop kommen
Sie betten und alle außer dem Button, der raist, folden. Weil ein äußerst tight-passiver Spieler wahrscheinlich nicht mit einer Hand raist, die Sie schlagen können (ausgenommen AT oder KT), reraisen Sie nicht, sondern callen. Auf dem Turn kommt der
womit Sie Top Set treffen, aber auch ein Flush ermöglicht wird. Was machen Sie?
Betten. Ihre Formulierung sollte etwa wie folgt lauten: „Weil er ein tight-passiver Spieler ist, würde er vor allem im Heads-Up nicht mit einem Draw raisen. Demzufolge kann er keinen Flush haben. Weil er so tight-passiv ist, kann ich keinen Check-Raise anstreben; er würde vermutlich ebenfalls checken.“ Beachten Sie, bei beiden Spielzügen ist die Berücksichtigung des gegnerischen Stils erforderlich. Sie können darauf vertrauen, dass der loose-aggressive Spieler keinen hohen Flush hat, weil er mit einem Draw geraist hätte, und können ebenfalls darauf vertrauen, dass der tight-passive Spieler keinen Flush hat, weil er mit einem Draw nicht geraist hätte (ausgenommen vielleicht mit einem Blatt wie 8♥ 7♥).
Können Sie sich dessen sicher sein? Natürlich nicht. Menschen können auch einmal entgegen Ihren Gewohnheiten agieren oder es könnte sein, dass Sie den gegnerischen Spielstil falsch einschätzen. Um sich weiterzuentwickeln müssen Sie aber ausreichendes Vertrauen in Ihre Schluss-folgerungen entwickeln, um dieses mit Geldgewinnen zu untermauern.
Beispiel Nr. 2: „Sollte ich einen Check-Raise anstreben?“ Vor dem
Flop sind zwei Spieler gelimpt und der loose-passive Spieler auf dem Button raist. Sie callen im Big Blind mit
womit Sie Top Two Pair haben. Was machen Sie?
Check-Raisen. Ihre Formulierung sollte etwa wie folgt lauten: „Er kann kein Set haben, weil ein loose-passiver Spieler mit einem Paar zum Board nicht raisen würde. Vermutlich hat er ein hohes Paar oder zwei hohe Karten wie AK. Wenn alle bis zu ihm checken, wird er vermutlich betten. Bette ich, wird er nicht raisen. Beide Caller könnten einen Gutshot haben und die Pot- und Implied Odds rechtfertigen den Call einer Bet. Wenn er bettet und ich raise, werden beide mit einem Gutshot folden oder mit einem Call einen Fehler begehen.“
Beispiel Nr. 3: Call gegen eine mögliche Straight. Beim Seven-Card Stud raiste eine loose-passive Spielerin, als ihr in der dritten Setzrunde eine Dame ausgeteilt wurde und sie damit folgendes Blatt bekam.
Sie kann keine drei Damen haben, weil zwei Damen bei anderen Spielern zu sehen sind.
Sie begannen mit
und betteten in der dritten Setzrunde, als Ihnen eine Zehn ausgeteilt wurde. Im Pot liegen neun Big Bets und es gibt keine anderen Caller. Was machen Sie?
Callen. Ihre Formulierung könnte etwa wie folgt lauten: „Mit der Dame hat sie eine Straight vervollständigt, denn als loose-passive Spielerin würde sie mit Two Pair mit einem Paar Damen nicht raisen und sie kann keine drei Damen haben. Treffe ich mein Full House, gewinne ich ganz sicher. Aufgrund der Hoffnung, etwas zu treffen, ist ein Call jetzt und in der vierten Setzrunde gerechtfertigt. Treffe ich, wird sie mich sicherlich ausbezahlen. Wenn ich nichts treffe und sie bettet (was sie möglicherweise unterlässt), folde ich.“
Diese Denkweise ist nicht neu; unterbewusst machen Sie das jedes Mal. Indem Sie es während des Spiels in Worte fassen, wird es greifbarer. Wenn Sie dann von einer späteren Bet oder den Karten beim Showdown überrascht werden, können Sie Ihre Analyse rekapitulieren, ermitteln, an welchem Punkt Sie falsch lagen, und in Zukunft präziser urteilen. Beachten Sie, dass Sie mit diesem Prozess nicht erst beginnen können, wenn Sie an der Reihe sind. Jedes Mal, wenn ein Spieler agiert, müssen Sie sich in Gedanken Notizen über ihn und seine Spielweise machen. „Joe würde in dieser Position nicht raisen, ohne …“
Außerdem müssen Sie automatisch den Pot berechnen und natürlich wissen, wie viel Outs Sie haben. Wenn Sie erst im letzten Moment anfangen abzuwägen, was die Gegner früher gemacht haben, und beginnen, den Pot und Ihre Outs zu berechnen, verbleibt Ihnen für eine intelligente Entscheidung nicht genügend Zeit.