Pokerknigge immer wieder halten – Grundprinzipien im Poker lernen
ln einem zünftigen Western fliegen Pokerspieler, die im Verdacht stehen, mit gezinkten Karten zu spielen, üblicherweise schwungvoll durch die Schwingtür des Saloons und landen bäuchlings vor den Pferden. Wer auf frischer Tat ertappt wird, wie er ein Ass aus dem Ärmel zieht, wird wahl-weise sogleich erschossen oder spätestens am nächsten Tag zum vorsorglich bereits aufgestellten Galgen geschleppt. Verstöße gegen die Spielregeln werden heutzutage nicht mehr ganz so drastisch geahndet wie früher im Wilden Westen. Auch die Verhaltensformen sind etwas gesitteter geworden – oder sollten es zumindest sein. Grobe Verstöße beim Spiel im privaten Kreis haben zwar meist keine sofortigen Folgen, doch verliert, wer sich nicht an den Pokerknigge hält, sicher bald seine Spielgefährten.
Dabei sind es nur wenige Grundregeln, die es zu beachten gilt, und auch die sind nicht sonderlich kompliziert. Hier sind die wichtigsten zehn:
1. Die Handkarten bleiben auf oder über dem Tisch
Man darf die Handkarten sofort einzeln aufnehmen, wenn sie ausgeteilt werden. Schlau ist das nicht. Man wartet besser und beobachtet die Mitspieler. Beim Ansehen: Pokerface. Die Mitspieler sollen doch nicht wissen, ob du dich über die Karten freust oder ob du enttäuscht bist. Karten kurz ansehen und Wert und Farbe einprägen. Wenn du noch mal nachsiehst, ob sich im Board brauchbare Ansätze für einen Straight oder einen Flush ergeben, riechen erfahrene Mitspieler sofort den Braten. Du darfst beide Hände nehmen, wenn du dir deine Karten anschaust. Mit einer schützt und verbirgst du sie am besten vor neugierigen Blicken. Auf keinen Fall dürfen die Karten unter dem Tisch angesehen werden. Würde ein Mitspieler eine solche Aktion machen, hättest du doch auch den Verdacht, er würde Karten austauschen, oder?
2. Handkarten bleiben immer verdeckt, aber sichtbar auf dem Tisch liegen
Die beiden Handkarten liegen verdeckt vor dem Spieler. Es ist eine gute Idee, einen kleinen Gegenstand darauf zu legen. Geeignet ist ein einzelner Chip, ein Schlüssel, der Ehering oder was auch immer. Der Gegenstand darf nur die Karten nicht unter sich begraben und verdecken. Eine große Brieftasche, ein Kapitel oder gar die gefaltete Zeitung kommen also nicht in Frage. Die Markierung stellt klar, dass man nach wie vor im Spiel ist und die Karten nicht abgeben will.
3. Spielen, wenn man an der Reihe ist
Und wenn es noch so in den Fingern juckt: Erst anfangen zu spielen, wenn du an der Reihe bist. Das gilt für jede Art von Aktion, gleichgültig, ob du aussteigst, schiebst, mitgehst oder erhöhen willst. Wenn du einen Fold beschlossen hast, schiebe deine Karten – und zwar erst dann, wenn du an der Reihe bist – verdeckt dem Geber zu. Wenn du nämlich deine Absicht, auszusteigen, schon vorher erkennen lässt, so gibst du dem Spieler vor dir eine Information. In dem Augenblick, in dem du sie loslässt, sind sie „tot“. Auch wenn dir plötzlich einfallen sollte, doch weiterspielen zu wollen, gibt es dann kein Zurück mehr.
4. Chips übersichtlich stapeln
Zumindest im Turnier musst du deine Chips übersichtlich stapeln. Mitspieler wie Personal müssen jederzeit deinen Bestand zählen können. Wenn du an einen anderen Tisch umsiedelst, musst du deine Chips so verfrachten, dass sie jederzeit für alle sichtbar bleiben.
5. Keine Chips nachschießen, keine Chips vom Tisch nehmen
Du darfst nur die Chips im Spiel einsetzen, die offen vor dir liegen, bevor die Karten ausgeteilt werden. Zumindest bei No Limit darfst du Chips nur dann vom Tisch entfernen, wenn du endgültig aus dem Spiel aussteigst.
6. Wetteinsatz ansagen und übersichtlich in den Pot schieben
Sag laut und verständlich den Betrag an, um den du erhöhen willst. Rücke dann die Chips, die diesem Wert entsprechen, von deinem Vorrat weg und schiebe sie ruhig und übersichtlich in den Pot. Kleine Mengen schiebt man auf einmal, größere kann man auch in mehreren Schüben in den Pot überführen. Es muss aber immer sichtbar bleiben, dass der ganze angekündigte Wert vollständig im Pot landet. Es ist auf keinen Fall zulässig, Chips schwungvoll in den Pot zu werfen. Dabei geht zu leicht die Kontrolle verloren, ob auch wirklich der volle Betrag einbezahlt wurde.
7. Blatt zeigen und zeigen lassen
Ein Fold bedeutet, die Karten verdeckt dem Dealer zu geben. Sie sind damit „tot“. Der legt sie unbesehen auf den Ablagestapel, den Muck. Keinesfalls zeigt man sie einem oder mehreren Mitspielern, weil’sonst klar ist, welche Karten im weiteren Spiel nicht mehr kommen können. Man sollte vor dem Spiel klären, ob nur am Showdown beteiligte Spieler verlangen dürfen, verdeckte Karten zu sehen, oder auch diejenigen, die mitgespielt haben, aber ausgestiegen sind. Auch wenn es oft von tadelnd gerümpften
Nasen und hochgezogenen Augenbrauen begleitet wird, hast du das Recht, zu verlangen, dass alle am Showdown beteiligten Spieler ihre Karten aufdecken. Und zwar nicht mit nervenzerfetzender Langsamkeit, sondern zügig. Wenn du selbst aufdecken musst, gilt für dich natürlich das Gleiche – und zwar beide Karten, auch wenn du nur eine für deine Kartenkombination verwenden willst. Hat schon jemand seine Karten abgegeben, bevor er aufgefordert wurde, sie zu zeigen, so sind sie „tot“, kommen unbesehen auf den Muck und können auch nicht mehr zurückgeholt werden.
8. Kein gieriger, eigenmächtiger Griff nach dem Pot, bevor der Gewinner zweifelsfrei feststeht
Der Kartengeber stellt fest, wem der Pot zusteht, und nicht der Spieler, der glaubt, dass er ihm zustünde. Der Dealer schiebt den Pot dem Gewinner zu. Dann darf man danach greifen und das Gefühl genießen, den Chipstapel an sich zu ziehen. Bei einem Unentschieden oder wenn es Sidepots gab, teilt der Dealer den Pot auf und weist ihn den Gewinnern zu.
9. Keine Schadenfreude – und Ärger still herunterschlucken
Auch wenn’s schwerfällt…
10. Trinkgeld für die Angestellten
Wer im Casino einen fetten Pot kassiert, sollte dem Kartengeber „Mit bestem Dank für die Angestellten“ ein Trinkgeld geben. Angemessen ist in der Regel der kleinste Chipwert am Tisch. Wenn es mehr ist, werden die Angestellten des Casinos sicher nicht böse sein …
Neben den rein spielbezogenen Regeln gilt überall – und so natürlich auch beim Pokern – der ganz normale Anstand. Es gehört sich nicht, besoffen am Spieltisch herumzuhängen. Es gehört sich nicht, während des Spiels zu telefonieren. Es gehört sich nicht, ständig zu quasseln. Insbesondere nicht über Hände, die noch spielen, und auch nicht über die Spieler, die ihre Karten abgegeben haben. Es gehört sich nicht… Ach, was: die alltäglichen Anstandsregeln sind doch eh‘ geläufig!