Kampf der Manipulation – der Weg zur sicheren Wette

In den Tagen nach dem Wettskandal gehörten Leute wie Erwin Horak oder Marcus Meyer zu den gefragtesten Männern im Land. Es gab kaum ein Medium, das nicht früher oder später bei einer der Führungspersonen unter Deutschlands Wettanbietern angeklopft hätte. Man wollte schließlich mehr wissen, wer sich hinter jenen Wetten verbarg, auf die
das Land seit den ersten Enthüllungen um den auf Abwege geratenen Schiedsrichter Robert Hoyzer seine Aufmerksamkeit richtete. Wer hatte so entschlossen auf die Pokalsensation des SC Paderborn gegen den Hamburger SV getippt? Die Aussage freilich klang meist in etwa wie die von Erwin Horak, dem Chef der bayerischen Lotterieverwaltung: „Unseren Erkenntnissen nach war das ein Mann“. Die Frage war nun, ob es der gleiche Mann war, der auch die Annahmestellen eines privaten Anbieters angesteuert hatte, um seine Finanzen auf die lukrative Überraschung des damaligen Regionalligisten aus Paderborn zu verwetten.

Die Ermittlungen rund um das Geständnis von Robert Hoyzer haben gezeigt: Er war es in der Tat – der kroatische Profizocker Ante Sapina hatte einige Energie darauf verwendet, um aus den so sicheren Erkenntnissen um den Ausgang der Pokalpartie möglichst viel Kapital zu schlagen. In letzter Konsequenz, das mag viele beruhigt haben, brachte ihn diese Energie hinter Gitter.
Was blieb war die Frage, warum es überhaupt so weit hatte kommen können. Ob die Branche nicht hätte in der Lage sein müssen, das auffällig systematische Vorgehen des Wettbetrügers aus dem Berliner Cafe King schon im Vorfeld zu erkennen. Hätte sie Wohlsein müssen, könnte man meinen. Weniger vielleicht der geltenden Limits wegen, denn selbst beim strengeren Staatsanbieter ODDSET kann ein und dieselbe Wette meist ohne große Folgen mehrfach eingereicht werden. Aber die anerkannten Anbieter sind schließlich über Zentralcomputer organisiert und müssen alle Wetten erst registrieren bevor sie gültig sind. Doch es scheint einzig der Rechner von ODDSET gewesen zu sein, dessen Frühwarnsystem die seltsam hohen Bewegungen zu Gunsten des Außenseiters aus Westfalen aufgefallen waren. Spät, aber immerhin, machte ODDSET vor dem Anpfiff die Schotten für den Pokalfight dicht. Was zwar nicht die bereits vollbrachten, aber zumindest neue kriminelle Ambitionen verhinderte.
Bei jenem Privatanbieter jedoch, den Sapina in Berlin so gezielt ab- getingelt hatte, kam die Beunruhigung erst, als die Nachrichten von Hoyzers seltsamen Elfmetergeschenken und der roten Karte gegen HSV-Star Mpenza die Runde machten. Zu spät – denn wer eine Wette annimmt, muss auch auszahlen der falsche Pfiff ist zunächst einmal Branchenrisiko.
Und die Schmerzgrenzen bis zum Alarm wurden gerade auf Seiten der Privatanbieter hoch angesetzt. Falsche Vorsicht verprellt die Kundschaft, und das kann tödlich sein, in Zeiten des voll entbrannten Wettbewerbs. Auch deshalb haben sie Wetten in den privaten Büros denkbar einfach gemacht. Wer wettet, muss im Zweifel sein Alter nachweisen, aber ansonsten funktioniert die Sache vom stadtbekannten Zocker bis zum kleinen Spaßspieler anonym. Hat ein Computer eine Wette abgesegnet – wir haben es Ihnen in diesem Sportwettenportal schon ausgeführt – dann gibt es einen Quittungsbeleg mit aufgedruckter Wette nebst Einsatz. Wer den Beleg vorweisen kann, erhält formlos seinen Gewinn. Nur im Internet haben auch die Privaten schon länger die eine oder andere Absicherung eingebaut. Nicht genug damit, dass man registriert sein muss, um eine Wette abzuschließen – wer kassieren will, muss mindestens einmal ein amtliches Dokument eingereicht haben und ist damit aktenkundig. Zeitweise wenigstens, denn offiziell werden die Belege spätestens nach Ablauf etwaiger Beschwerdefristen vernichtet.
Glaubt man den Anbietern, dann sind die Zeiten als Konsequenz aus dem Fall Hoyzer für Betrüger nun aber härter geworden. Zwar wird das Wettgeschäft auf der Straße wohl weitgehend anonym bleiben, doch die Warnsysteme der verschiedenen Zentralcomputer wurden verschärft.
Und nicht nur das – auf Initiative des Deutschen Profifußballs wurde unter dem Dach des Anbieters betradar*com ein Anbieter übergreifendes Warnsystem entwickelt. Weltweit speisen Anbieter seither Wettbewegungen zum deutschen Fußball in das System ein, das nun zeitnah vor verdächtigen Aktivitäten warnt. Wie effektiv, das wird die Erfahrung zeigen müssen. Doch Männer wie Erwin Horak oder Marcus Meyer hätten gewiss nichts dagegen, wenn sie nicht so bald wieder in der Öffentlichkeit stehen müssten.

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