Ihre Onlinegegner richtig einschätzen Teil II – Internet Pokerstrategien

Persönlichkeitstypen bestimmen
Vielleicht ist es schwer zu glauben, aber Onlinespieler sind tatsächlich auch nur Menschen. Und die meisten von ihnen sind Gewohnheitstiere. Sie wiederholen die gleichen Aktionen in gleichen Situationen und verhalten sich gleich oder sehr ähnlich. Wenn Sie herausfinden können, wie sich Ihre Gegner in einer bestimmten Situation verhalten, können Sie sie schlagen, und zwar regelmäßig.

Auf folgende Charakterzüge und Hinweise sollten Sie achten:
– Deutliche Veränderungen in der Person. Wenn jemand die ganze Zeit still war und plötzlich ein Wortgewitter in der Chatbox hinterlässt, dann muss es dafür Gründe geben. Gewinnt oder verliert er? Oder hängt es mit seiner aktuellen Hand zusammen? Wenn ein Spieler zur Quasselstrippe wird, sobald er ein Monsterblatt hat – oder sobald er blufft – dann haben Sie Ihren Hinweis.
– Reaktionen auf Gewinn und Verluste. Wenn Verlierer durchdrehen und beginnen, mit Geld um sich zu werfen, dann können Sie helfen, die Chiplast etwas zu erleichtern. Wenn umgekehrt ein Gewinner plötzlich zurückhaltend wird und nur noch Premiumblätter spielt, weil er seinen Profit nicht wieder riskieren will, dann gelingt Ihnen vielleicht leichter ein Bluff, weil er durchschnittliche Blätter wegwirft.

Wenn Sie etwas übereinen Spieler herausgefunden haben, erzählen Sie es ihm auf keinen Fall. Wir haben von zahllosen Leuten Bemerkungen wie Weißt Du, Björn, Du erhöhst doch vor dem Flop immer mit Müllblättern gehört. Vielleicht tat er das wirklich, bis es ihm jemand mitgeteilt hat.

Verschiedene Spielstile im Auge behalten
Sie sollten nicht jeden Spieler an Ihrem Tisch lückenlos beobachten und dabei den Überblick verlieren. Immerhin sind Sie zunächst mal Pokerspieler und nicht Privatdetektiv. Deswegen muss der Schwerpunkt Ihrer Konzentration beim Spiel liegen. Trotzdem sollten Sie sich angewöhnen, einen Blick für ungewöhnliches Spielverhalten und ungewöhnliche Spieler zu entwickeln.

Spiel- und Einsatzverhalten beobachten
Wenn Sie in einem Turnier oder ein paar Runden in einem Cashgame sitzen, achten Sie auf Verhaltensmuster bei den Gegnern. Wenn Sie Muster entdeckt haben lassen sie sich vielleicht profitabel nutzen. Hier einige Bereiche, wo es sich lohnt, aufmerksam zu sein.
– Wie verhalten spielen sie? Ein zurückhaltender Spieler engagiert sich nur mit exzellenten Karten aus exzellenter Position. Ein lockerer Typ spielt alles aus jeder Position. Diese Charakteristik richtig einzuschätzen, hilft Ihnen, das richtige Manöver für den Gegner auszuwählen. Zurückhaltend aggressives Spiel mit Premiumkarten gegen die lockeren Typen nimmt deren leichtsinnige Einsätze, Aggression gegen die zurückhaltenden vorsichtigen Spieler lässt sie vielleicht das Gewinnerblatt wegwerfen.
– Die Aggression beim Anspielen. Manche Spieler gehen beim Setzen los wie ein tollwütiger Hund, obwohl sie nichts auf der Hand haben, andere halten sich zurück und gehen seihst mit Superkarten gerade nur mit. ln der ersten Situation hilft manchmal simple Gegenaggression, und die wüsten Typen ziehen sich zurück, während das Wissen/dass der vorsichtige Spieler nur mit Monsterkarten dabei ist, durchaus ein paar Einsätze sparen hilft.
– Blufffrequenz. Heftige Bluffer müssen öfter mal kontrolliert oder sogar erhöht werden. Sie sollten allerdings bei denjenigen, die noch nicht geblufft haben, durchaus auch gute Karten unterstellen.

– Das positionsabhängige Wettverhalten. Manche Leute spielen aus erster Position immer mit einem Einsatz in Potgröße (besonders wenn es eine Schaltfläche sinngemäß zu Den Pot setzen gibt). Wenn Sie das mehrfach beobachten, notieren Sie es und betrachten Sie die Einsätze als nichts mehr als Zufallsrauschen. Denn offensichtlich sollten Sie in der Situation gute Blätter mit Chance auf Gewinn nicht abwerfen (tatsächlich sollte man die Aggressoren aus der ersten Position hin und wieder erhöhen, um deren Reaktion zu testen, und vergessen Sie nicht, sich diese zu notieren).
– Verschleierungstendenzen. Wer sich in die Idee verrennt, seine Gegner ständig hereinlegen zu wollen, und immer stark wenn schwach oder schwach wenn stark spielt, wird ebenfalls vorhersagbar. Verhalten Sie sich dann entsprechend gegenteilig. Zeigt jemand Stärke, angreifen, zeigt jemand Schwäche, mit marginalen Blättern aussteigen.
– Reaktion auf Erhöhungen. Wenn ein Spieler nach einer Erhöhung nahezu alles bis auf Premiumblätter wegwirft, können Sie das ausnutzen. Sie können mit schwächeren Blättern eine Erhöhung riskieren, vielleicht steigt er aus. Oder Sie steigen aus, wenn sich zeigt, er bleibt im Spiel. Wenn entsprechend ein Spieler aus früher Position anspielt und nach einer Erhöhung nur noch schiebt und mitgeht, dann können Sie mit einer guten Hand diverse Einsätze aus ihm herauskitzeln. Wenn Ihr Blatt nicht so prächtig ist, schieben Sie bis zum Schluss mit.

Pausen beobachten
Körpersprachliche Signale lassen sich nicht über das Netz beobachten, aber die Interaktion der Gegner mit der Pokersoftware kann durchaus etwas aussagen. Beim Lesen der folgenden Ausführungen sollten Sie über die zugrunde liegende Psychologie nachdenken und was die Pausen bedeuten. Machen Sie eine Liste, worauf Sie zukünftig achten wollen. Sie sollten Ihre Beobachtungen anhand der jüngsten Aktivitäten der Spieler wer-ten. Wenn jemand fast immer längere Pausen macht, obwohl er an der Reihe ist, spielt er vielleicht gleichzeitig an mehreren Tischen oder hat noch andere Anwendungen auf seinem Rechner aktiviert. Wenn ein normalerweise langsamer Spieler plötzlich schneller agiert, hat er vielleicht ein gutes Blatt auf der Hand und seine Excel-Tabelle ausgeschaltet. Dramatische Verhaltensänderungen können wichtige Online-Teils sein.

Pause nach dem Flop
Wann immer Sie Holdem oder Omaha gegen jemand spielen, der nach dem Flop aus erster Position immer sehr schnell agiert (entweder schiebt oder anspielt), sollten Sie sehr vorsichtig sein, wenn er plötzlich eine Pause einlegt, besonders wenn er nach der Pause schiebt. Wenn sie eine gute Hand Hoppen, tendieren viele Spieler zum Innehalten. Sie überprüfen das Board nochmals, versichern sich, alles richtig zu sehen und agieren erst dann. Am deutlichsten kann man dieses Verhalten nur in erster Position beobachten, wo nicht unbegrenzt Zeit zum Warten und Reagieren bleibt. Spätere Spieler haben mehr Zeit, bis sie dran sind, und können entsprechende Überlegungen ohne Zeitdruck anstellen. Wenn Ihre Nemesis nicht gerade zum Eisholen am Gefrierfach ist, ist jede längere Pause verdächtig.

Pausen vorm Mitgehen hoher Einsätze
Jemand, der eine lange Pause macht, bevor er einen hohen Einsatz bringt, ist noch Furcht einflößender als jemand, der nach dem Flop lange wartet. Wenn ein Gegner wartet, bis seine Aktionsfrist fast abgelaufen ist, und es im gleichen Spiel noch einmal macht, können Sie nahezu absolut sicher sein, dass sein Blatt sehr stark ist. Er will den Eindruck erwecken, als müsste er eine schwierige Entscheidung treffen, obwohl er tatsächlich ein Monsterblatt hat. Spieler, die pausieren und wirklich um eine Einsatzentscheidung ringen, steigen fast immer aus.

Auf blatt- und positionsorientierte Typen achten
Manche Spieler engagieren sich nur mit bestimmten Blättern, und zwar in einer besonderen Weise. Andere entwickeln bestimmte Positionsmuster, sie spielen bestimmte Hände nur aus ausgewählten Positionen. Wenn Sie über die Gegner und deren Spielverhalten genug Daten angehäuft haben, bekommen Sie ein immer klareres Bild von ihnen, die Gegner werden klarer und deutlicher lesbar. Sie können (und so lten) dann aus deren Spiel Ihre Schlüsse ziehen und effektive Gegenstrategien entwickeln. So schlagen Sie die Gegner in deren eigenem Spiel. Achten Sie auf folgende Trends (und auf lhr wachsendes Spielkonto):
– Welche Art von Startkarten spielen sie?
– Achten Sie besonders bei Holdem mit kleinen Limits auf Leute, die beliebige gleichfarbige Karten und oder verbundene Karten spielen. Diese Spielerjagen oft den Blättern nach. Dafür kennen Sie sie – zumindest im No Limit – hart bestrafen. Natürlich dürfen Sie selbst nicht zum Opfer werden, wenn drei gleichfarbige oder verbundene Karten i m Board auftauchen.
– Bei Omaha behalten Sie Spieler im Auge, die sich zu stark an Startpaare binden. Beobachten Sie auch das Verhalten, wenn sie einen Drilling floppen. Bei High/Low achten Sie auf Spieler, die immer mit A-2 erhöhen. Ihre Notizen werden mit der Zeit so zuverlässig, dass die Gegner Ihnen ebenso gut die Karten zeigen könnten. Einige spielen im Omaha buchstäblich alle Startkarten. Da müssen Sie aufpassen, wie diese Actionjunkies nach dem Flop setzen.
– Im Seven-Card Stud sehen Sie die Karten der anderen nicht so häufig, weil viele aus-steigen. Deswegen müssen Sie umso besser aufpassen, welche Startkarten sie dann tatsächlich spielen und wie sie sich verhalten, wenn sich die Blätter entwickeln (mehr Informationen über spezifische Ausprägungen der verschiedenen Pokervarianten in Poker-Artikel).

– Wie sicher geht ein Spieler mit, relativ zur Zahl anderer Spieler im Pot (unabhängig von der Güte seiner Starthand)? Wenn ein Spieler – unabhängig von der Stärke seines Blattes – immer aus der letzten Position den Einsatz bringt, sollten Sie schlechte Blätter direkt vor ihm wegwerfen, weil Sie wissen, hinter Ihnen geht noch jemand mit. Wenn jemand auch aus letzter Position nur starke Karten spielt, wissen Sie, dass Sie aufpassen müssen.
– Welche Sorten von Blättern spielen Leute bezogen auf ihre Wettposition? Allgemein sollte man aus frühen Positionen nur bessere Karten spielen und mit schlechteren auch in hinterer Position vorsichtig sein (weil man in früher Position nie weiß, was nach einem noch geschieht). Wenn Sie Spieler beobachten, die diese elementaren Regeln missachten – besonders wenn sie aus früher Position schlechte Karten spielen – registrieren Sie das und erhöhen Sie von Zeit zu Zeit vor dem Flop. Schwache Blätter sollten zahlen, bevor sie weitere Karten sehen können.

Es lohnt sich immer, die Dokumentation der gespielten Hände (Hand Histories) zu studieren, besonders, wenn man für längere Zeit mit dem oder den gleichen Spielern spielt. Hand Histories kann man normalerweise über die Startseite des Pokerprogramms aktivieren. Sie zeigen alles, was ein Beobachter am Tisch sehen würde (Einsätze, der Chat, aufgedeckte Karten) zusammen mit Ihren Handkarten. Wenn Sie die früheren Spiele nochmals Revue passieren lassen, entdecken Sie manchmal zusätzliche wichtige Hinweise.

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