Gegenstrategien bei loose-aggressive Spieler und Gegner Teil II – Pokerstrategien lernen
Gegenstrategien bei loose-aggressive Spieler und Gegner Teil I
Auf welche Weise sollten Sie Ihre Strategie angleichen?
LAGs verlieren zwar viel Geld, trotzdem ist es riskant, gegen sie zu spielen. Sie erhöhen das Ausmaß Ihrer Schwankungen, indem sie prinzipiell die Einsätze erhöhen. Falls Sie Glück haben, gewinnen Sie mehr. Meinen es die Karten nicht gut mit Ihnen, können Sie sehr schnell sehr viel Geld verlieren. Landen Sie aber mit Ihren Raises und Reraises mit dem Maniac im Heads-Up, können Sie sich gelegentlich der günstigen Kombination erfreuen, Ihre Gewinnrate zu erhöhen und gleichzeitig die Schwankungen zu reduzieren.
Selbst wenn anders gelagerte Motive Sie antreiben – jede hier gegebene Empfehlung bezieht sich einzig auf die Gewinnmaximierung. Im nachfolgenden Poker-Artikel wird auf die anderen Motive eingegangen. Eines dieser Motive, Ihre Sehnsucht nach Action, kann sich als Ihr größter Feind erweisen. Vielleicht reizt es Sie, mit dem LAG zu zocken, besonders wenn er Sie öffentlich kritisiert, zu tight zu agieren, oder sogar einen „Feigling“ nennt. Es sind bereits viele, normalerweise vernünftige Zeitgenossen beim
Versuch, ihre Männlichkeit einem Maniac unter Beweis zu stellen, Bankrott gegangen. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, müssen Sie der Versuchung zu zocken widerstehen und den gegenteiligen Ansatz wählen: In der ersten Setzrunde seltener callen und die Aggressivität immer gezielter einsetzen. Ihr Ziel sollte es sein, die Verluste auf die schwachen beziehungsweise marginalen Hände zu begrenzen und mit den besseren (aber nicht unbedingt den besten) den LAG möglichst zu isolieren. Ihr Nettogewinn wird aus zwei Gründen ansteigen. Erstens tappen Sie mit den marginalen Blättern in keine Falle. Zweitens bekommen Sie, wenn Sie raisen, lediglich vom LAG Action.
Die Leute achten viel eher auf Raiser als auf Caller. Der LAG bekommt auf seine Raises viel mehr Action als Sie und die anderen schenken Ihrem Call kaum Aufmerksamkeit. Sie können sehr große Pots gewinnen, indem Sie mit besonders guten oder sogar unschlagbaren Händen ganz ruhig callen, sobald der LAG erhöht und jemand anderes eventuell reraist. Ganz zum Schluss können Sie natürlich raisen, aber zu diesem Zeitpunkt ist der Pot möglicherweise bereits so groß, dass einige Spieler „Verzweiflungs-Calls“ machen.
Vielleicht sagt Ihnen diese Strategie nicht zu. Sie könnten sich in der Zockerlaune verzetteln und looser sowie aggressiver auftreten – und das kann sehr teuer werden. Im Endeffekt sollten Sie weniger Hände spielen, was zwar nicht so viel Spaß bringt, aber Ihre langfristige Erwartung erhöht. Lassen Sie uns konkreter werden. Im Folgenden ein paar Konzepte, die Ihnen bei der Konfrontation mit einem LAG helfen.
Konzept Nr. 1: Versuchen Sie nicht, ihn zu bluffen. Die Verlockung zu bluffen kann geradezu erdrückend sein, besonders wenn Sie eine Menge Geld in einen geplatzten Draw gesteckt haben. Aber das ist in der Regel Geldverschwendung, weil diese Spieler mit nahezu allem callen. Und wie steht es damit, sich absichtlich bei einem Bluff erwischen zu lassen? Vergessen Sie es, Ihr Gegner spielt ohnehin loose. (Die einzige Ausnahme entsteht in der letzten Setzrunde, wenn Sie einen geplatzten Draw ohne Hoffnung auf Gewinn des Showdowns haben. Da auch der LAG möglicherweise sehr wenig hat, könnte ein Bluff angebracht sein.)
Konzept Nr. 2: Stehlen Sie seltener dessen Blinds oder Antes.
Diese Versuche sind schon allein deswegen unsinnig, weil Sie damit sehr wenig gewinnen, aber sehr viel verlieren können. Ein LAG wird in den frühen Setzrunden mit nahezu allem callen und oft reraisen. Ein Reinfall beim Stehlen seiner Blinds kann Sie ein Vielfaches Ihres potenziellen Gewinns kosten, besonders wenn Sie diesen Fehler in den späteren Setzrunden verschlimmern.
Konzept Nr. 3: Unterlassen Sie es, mit einer „positioneilen Hand“ For Value zu betten. Eine „positionelle Hand“ ist eine schwache Hand, die anscheinend stärker ist, weil alle bis zu Ihnen gecheckt haben. Mit diesen Händen zu betten ist oft riskant, aber in diesem Fall ist es noch riskanter. Viele Spieler würden deshalb mit recht ordentlichen oder sogar guten Händen nicht betten, weil sie einen Raise des LAG fürchten oder einen Check-Raise versuchen. Angenommen, Sie spielen Stud, im Pot befinden sich drei Spieler (Sie, ein Maniac und ein Durchschnittsspieler) und Sie drawen auf einen Flush mit einem Ass als höchste Karte. Auf dem River bekommen Sie ein zweites Ass, bei niemandem ist ein Paar zu sehen und alle checken zu Ihnen. Wenn Sie mit Ihren Assen betten und Sie die beste Hand haben, wird vermutlich niemand callen. Betten Sie und werden Sie gecallt, sind Sie wahrscheinlich geschlagen. Aber was ist, wenn Sie geraist werden? Vermutlich callen Sie, um keinem Bluff aufzuliegen, und kommen sich dann wegen des Verlustes zweier unnötiger Bets wie ein Idiot vor.
Konzept Nr. 4: Raisen oder reraisen Sie, um ihn zu isolieren.
Gelegentlich sollten Sie aggressiver auftreten. Einige Blätter lassen sich bei einem kleinen Feld besser spielen, wie zum Beispiel hohe Karten oder hohe Paare vor dem Flop beim Hold’em oder mittlere beziehungsweise hohe Paare in der ersten Setzrunde beim Stud. Schützen Sie solche Hände, indem Sie den LAG raisen oder reraisen.
Angenommen, Sie spielen Hold’em, sitzen in Middle Position mit
und ein LAG raist vor Ihnen. Reraisen Sie, um mit ihm ins Heads-Up zu gelangen. Machen Sie beim Stud das Gleiche mit einem Paar Siebenen, wenn der LAG mit einem offenen Buben raist. (Es sei denn, die Spieler nach Ihnen haben mehrere höhere Karten. Dann ist ein Fold in der Regel das Beste, es sei denn, niemand anderes hat ebenfalls eine Sieben und Sie haben eine hohe Overcard als Kicker.)
Wenn Sie als Erster an der Reihe sind und der LAG zu Ihrer Rechten sitzt, können Sie auch checkraisen. Viele Spieler-auch diejenigen mit besseren Karten – folden eher, als dass sie zwei Bets bringen und sich dem Risiko aussetzen, zwei weitere folgen lassen zu müssen, wenn der LAG und Sie reraisen. Sie halten zum Beispiel beim Hold’em
im Big Blind. Der LAG sitzt auf dem Button. Außer Ihnen sind noch vier weitere Spieler dabei und niemand hat vor dem Flop geraist. Auf dem Flop kommen
Sie checken, weil Sie Ihren Kicker nicht besonders gut finden und sehen wollen, wie die anderen reagieren – und der LAG bettet fast sicher, wenn zu ihm gecheckt wird. Alle checken, der LAG bettet, der Small Blind foldet und Sie raisen. Sie können ziemlich sicher sein, vorne zu liegen, weil er in dieser Situation mit allem betten würde. Natürlich könnte auch er vorne liegen, aber wahrscheinlich haben Sie die beste Hand und würden gerne ein Heads-Up erreichen. Ihr Raise kann die anderen Spieler verängstigen und verunsichern, besonders wenn diese Sie als tighten Spieler ansehen. Vermutlich setzen diese Sie nicht auf Q♦3♣ weil sie damit nicht checkraisen würden.
Wenn Sie jemanden mit einer Hand verjagen, die Sie geschlagen hätte, gewinnen Sie in zweierlei Hinsicht. Sie gewinnen einen Pot, der ihm zugestanden hätte, und er gibt Ihnen in Zukunft mehr Action. Vielleicht erinnert er sich, dass Sie ihn aus „seinem“ Pot geraist haben, und jagt Ihnen das nächste Mal nach (wenn Sie ihm möglicherweise die unschlagbare Hand präsentieren).
Konzept Nr. 5: In den späteren Setzrunden sollten Sie For Value betten, raisen oder checkraisen. Wenn Sie davon ausgehen, die beste Hand zu haben, sollten Sie extrem aggressiv vorgehen. Natürlich werden Sie mit Ihrer Einschätzung manchmal falsch liegen, aber die Gewinne werden die Verluste deutlich übersteigen. Würden Sie gegen einen normalen Spieler checken und callen, sollten Sie jetzt checkraisen beziehungsweise mit der Absicht betten, einen Raise zu callen. Rechtfertigt Ihr Blatt einen soliden Call, raisen Sie. Diese Aggressivität bringt Ihnen vier Vorteile ein.
1. Der Profit mit Ihren Gewinnerhänden erhöht sich.
2. Gelegentlich vertreiben Sie eine bessere Hand. Wenn Sie zum Beispiel beim Stud Two Pair mit Siebenen aggressiv betten, bekommen Sie von dem LAG möglicherweise einen Raise mit einem Paar Asse, woraufhin eventuell ein ängstlicher Spieler ein besseres Two Pair oder eine Hand, die sich noch zur besten entwickelt hätte, foldet. Können Sie eine bessere Hand auch nur ab und zu vertreiben, werden die Bets, die Sie gelegentlich verlieren, mehr als kompensiert.
3. Sie könnten den LAG „anspornen“. Es stellt für ihn einen größeren Nervenkitzel dar, gegen jemanden zu spielen, der bereit ist, mit ihm zu zocken, als gegen einen eher konservativen Spieler. Geben Sie ihm Action, wenn er erkennt, dass Ihre Hand nur leidlich gut ist, bekommen Sie mit einer großartigen Hand mehr Action.
4. Es wird für Ihr Image Wunder vollbringen. Sie wirken wie ein weitaus looserer „Zocker“, als Sie eigentlich sind. Viele Spieler werden nicht realisieren, dass Sie in Wirklichkeit gar nicht zocken, sondern einfach nur die Schwächen des LAG ausnutzen. (Einige Gegner werden jedoch die Ihren Spielzügen innewohnende Raffinesse erkennen und sich entsprechend anpassen.)
Möglicherweise sind Sie jetzt von einem scheinbaren Widerspruch irritiert. Haben Sie nicht erst vor einer Minute gelesen, dass Sie Ihre Anforderungen anziehen sollen? Ja, aber dieser Ratschlag bezog sich auf Ihre Starthände. Unterläuft Ihnen mit diesen ein Fehler, kann Sie das viele Bets kosten. Jetzt stehen Ihnen jedoch viel mehr Informationen zur Verfügung und Sie glauben, die beste Hand zu haben. Voraussichtlich erhöhen Sie Ihren Erwartungswert und im schlimmsten Fall kostet es Sie den Bruchteil einer Bet.
Konzept Nr. 6: Ermuntern Sie ihn zu einem Bluff. Er liebt es zu bluffen. In der Tat ist es für die meisten dieser Spieler ein größerer Nervenkitzel zu bluffen, als mit der besten Hand zu gewinnen. Vermuten Sie Schwäche beim Gegner und dass er Ihre Bet am Ende möglicherweise nicht callt, betten Sie nicht selbst. Checken Sie bloß und callen, falls er bettet.
Konzept Nr. 7: Mit marginalen Händen sollten Sie in den späteren Setzrunden und besonders auf dem River callen oder sogar raisen. Dafür gibt es vier Gründe.
1. Der Pot ist so groß geworden, dass der Verlust von ein oder zwei Bets viel unwichtiger ist als der Verlust des gesamten Pots.
2. Diese Spieler betten mit weitaus schlechteren Händen als jeder andere.
3. Diese Spieler lieben es zu bluffen. Die paar Bets, die Sie hier und da verlieren, machen viel weniger aus als der gewaltige Pot, den Sie in der Regel gewinnen werden.
4. Sie können es sich nicht leisten, als „Folder“ angesehen zu werden. Viele dieser Spieler haben eine ziemlich gute Antenne für Ängstlichkeit und aufkommende Angst ermutigt sie (und jeden guten Spieler) zusätzlich, Sie anzugreifen
.
Manchmal müssen Sie sogar mit einer grenzwertigen Hand raisen, um einem Overcall vorzubeugen. Zum Beispiel hat beim Hold’em der LAG in jeder Setzrunde gebettet oder geraist und der Pot ist auf 17 Big Bets angewachsen. Sie haben nur Top Pair plus schwacher Kicker und es drohen weder eine Straight noch ein Flush. Wenn der LAG bettet, sollten Sie callen oder sogar raisen, um einem weiteren Call vorzubeugen. Es würde Ihnen überhaupt nicht gefallen, den LAG zu schlagen, aber gegen ein niedriges Two Pair oder Top Pair plus besserem Kicker eines anderen Spielers zu verlieren.
Wenn der LAG hinter Ihnen sitzt
Die folgenden Konzepte beziehen sich auf den Fall, dass der LAG nach Ihnen agiert.
Konzept Nr. 1: Achten Sie jederzeit auf Signale. Da sehr viele LAGs ihre Intentionen preisgeben, müssen Sie jedes Mal nach links schauen, bevor Sie handeln. Besonders häufig kündigen sie einen geplanten Fold an. Bemerken Sie eine solche Information, ziehen Sie daraus Nutzen. Macht er sich daran zu folden, spielen Sie Ihre Hand ganz normal, abgesehen davon, dass Sie Ihre Position am Tisch gedanklich einen Platz nach links verschieben; macht er sich daran, zu raisen oder zu callen, passen Sie Ihre Strategie an.
Beachten Sie: Die folgenden Punkte basieren darauf, dass Sie kein Signal bemerkt haben.
Konzept Nr. 2: Verhalten Sie sich in den frühen Setzrunden deutlich tighter. Da die Wahrscheinlichkeit eines Raise bedeutend zunimmt, sollten Sie nicht callen – es sei denn. Sie können einem Raise standhalten.
Konzept Nr. 3: Versuchen Sie nicht, deren Blinds zu stehlen. Diese Spieler verteidigen ihre Blinds unverhältnismäßig stark und reraisen eventuell sogar mit schwachen Blättern.
Konzept Nr. 4: Sie sollten gelegentlich checkraisen. Ein Check-Raise ist gegen diesen Spieler viel weniger riskant und profitabler als gegen jeden anderen. Da er mit Händen bettet, mit denen andere checken 146 würden, ist die Gefahr, dass jeder nach Ihnen checkt, reduziert. Darüber hinaus sind die Gewinne größer, weil viele Spieler nach einer Bet von Ihnen folden würden, aber callen, wenn er bettet.
Konzept Nr. 5: Benutzen Sie ihn, um die anderen Spieler zu verjagen. Sitzt der LAG direkt zu Ihrer Linken, sollten Sie bereitwillig mit vielen Händen in ihn hineinbetten, damit sein voraussichtlicher Raise die nachfolgenden Spieler eliminiert.
Konzept Nr. 6: Sie sollten großartige Hände slow spielen. Ein LAG bekommt weitaus mehr Action als Sie – lassen Sie ihn daher die Arbeit verrichten. Auf dem River können Sie je nach Sachlage callen oder raisen.