Eine komplette Pokerpartie spielen Teil II – Internet Poker Grundlagen

Es geht los!
Weil das Zahlen der Blinds von der Regel vorgeschrieben ist, brauchen diese beiden Spieler zunächst keine Entscheidung über die Höhe ihrer Wetteinsätze zu treffen, und die Mitspieler nehmen ihre Einsätze gelassen zur Kenntnis.

Erst der nächste Spieler in der Runde muss nun etwas unternehmen. Alle Augen sind auf ihn gerichtet wie Gewehrläufe. Man sagt deshalb auch, dieser Spieler stehe „under the gun“.

In unserem Spiel ist das Stefan. Er hat es nicht gut getroffen. Mit Zwei und Sieben in verschiedenen Farben hat er gar keine andere Wahl, als „Fold“ zu erklären und seine Karten dem Dealer Jan zuzuschieben, der sie unbesehen auf den Ablagestapel, den Muck, legt. Damit ist Stefan aus dem Spiel.

Christian in mittlerer Position ist mit sich und seinem Blatt nicht unzufrieden. Er knurrt innerlich zwar ein wenig, weil er natürlich Ass und König lieber in der gleichen Farbe gehabt hätte. Ass-König, wenn auch in unterschiedlichen Farben, sind aber trotzdem ein guter Anfang. Wer weiß, was sich daraus noch alles ergibt, denkt er sich, und hat dabei eine hohe Straße vor Augen. Er kündigt an, mit 2 Chips mitzugehen und um weitere 8 zu erhöhen – und legt 10 Chips in den Pot. Der enthält nun 13 Chips.

Tobias ist an der Reihe. Er hat ein Zehner-Pärchen und den Vorteil der späten Position. Er möchte Stärke demonstrieren, geht mit 10 Chips mit und erhöht um weitere 15 Chips. Folglich muss er nun 25 Chips in den Pot einlegen, der damit auf 38 Chips wächst.

Jan müsste nun ebenfalls 25 Chips einzahlen, nur um mitgehen zu können – und das mit mageren Sechs und Acht in unterschiedlichen Farben. Dieses Eisen ist ihm zu heiß. Mit einer eleganten Geste legt er seine beiden Karten auf den Muck und sagt dabei laut und deutlich „Fold“ an. Auch er ist aus dem Spiel, bleibt aber nach wie vor Dealer.

Die Runde ist noch nicht zu Ende. Denn bevor der Flop aufgedeckt wird, müssen zunächst alle Spieler mit ihrem Wetteinsatz gleichziehen. Das ist nur gerecht, denn ansonsten würden die Mitspieler, die in einer frühen Position sitzen, ja stets weniger Einsatz bringen als ihre nachfolgenden Mitspieler. Alle Spieler, die schon gesetzt haben und weiter im Spiel bleiben wollen, müssen somit weitere Erhöhungen ihrer Mitspieler, die nach ihnen an der Reihe sind, mitgehen.

So waren Anna und Daniel als Small- und Big-Blind nicht aus freien Stücken dabei, sondern mussten einen Zwangseinsatz (von 1 und 2 Chips) bringen. Wenn sie weiter dabei sein wollen, müssen sie nun die Differenz zum letzten Einsatz (von 25 Chips) zahlen. Für Anna als Small-Blind wären das 24 und für Daniel als Big-Blind 23 Chips. Beide zahlen in den Pot.

Auch Christian muss nachzahlen, wenn er weiter im*Spiel bleiben will, da er erst 10 Chips eingezahlt hat. Er entscheidet sich, mitzugehen und die Differenz nachzuzahlen, also 15 Chips. Mit einem Re-Raise (also einer erneuten Erhöhung) könnte er eine weitere Wettrunde in Gang setzen. Doch er verzichtet, weil er erst den Flop sehen will. Tobias könnte übrigens keine neue Wettrunde in Gang setzen, weil er seine eigene Erhöhung nicht noch einmal erhöhen kann. Der Pot ist inzwischen schon auf 100 Chips (also 1 Euro) angewachsen.

Nun ist es an der Zeit, den Flop aufzudecken. Jan „verbrennt“ die oberste Karte vom Stapel, indem er sie unbesehen auf den Muck legt. Damit soll verhindert werden, dass ein Spieler irgendein Merkmal auf der obersten Karte erkennt und sich darauf einstellen kann. Dann deckt Jan, der Dealer, die ersten drei Gemeinschaftskarten auf: Eine ♣10, eine ♦9 und eine ♠ 6.

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Die Runde beginnt wieder bei Anna. Sie ist vom Flop nicht begeistert, rechnet sich aber nach wie vor Chancen mit dem Bubenpärchen aus. Im günstigsten Fall könnten die noch folgende vierte und fünfte Karte, Turn und River, schließlich noch einen Buben und einen weiteren passenden Wert zu dem Flop enthalten – das wäre dann ein Full House. Neun, Zehn und einer der Buben sind aber auch ein vielversprechender Anfang einer Straße, die nach oben oder unten ausgebaut werden könnte. Sie will vorerst nichts riskieren, aber im Spiel bleiben. Sie klopft auf den Tisch, sagt „Check“ an und schiebt damit das Recht, die Wettrunde zu eröffnen, an Daniel weiter.
Dieser hat eine Straße mit einem Schlagloch vor sich – es fehlt nur eine Dame. Daniel ist bereit, auf diese Chance zu bauen. Mutig setzt er 50 Chips.

Armer Christian! Der Flop hat ihn nicht getroffen. Für eine Straße müssten ihm Turn und River einen Buben und eine Dame bescheren, worauf er sich lieber nicht verlassen will. Im Übrigen könnte er nur noch auf einen zweiten König oder ein weiteres Ass hoffen, um wenigstens ein Paar zu haben. Nein, damit ist kein Staat zu machen. Er gibt auf, erklärt „Fold“ und liefert seine Handkarten verdeckt beim Dealer ab. Jan legt sie wieder unbesehen auf den Muck.

„Einer weniger, der mir den Pot streitig machen könnte, aber auch einer weniger, der in diesen einzahlt“, denkt sich Tobias. Er scharrt bereits vor Aufregung mit den Füßen. Ihm spielt der Flop in die Hand. Ein Zehner- Drilling ist bereits gesichert. Sollte Turn oder River ihm einen der beiden anderen Werte, die bereits liegen (Neun oder Sechs), noch einmal bescheren, so hätte er ein Full House. Die etwas zögerlich spielenden Blinds kann er nicht so recht einschätzen. Er möchte sie unbedingt aus dem Feld drängen. Mit 50 geht er mit, um 100 erhöht er. Der Pot ist schon recht attraktiv geworden. Enthält nun 300 Chips.

Wie in der vorangegangenen Wettrunde müssen auch Jetzt die Spieler, die weiter im Spiel bleiben wollen, mit dem neuen Wetteinsatz in Höhe von 150 Chips gleichziehen.

Anna, die zunächst nur gecheckt und damit weitergegeben hatte, beschließt – obwohl es mittlerweile recht teuer geworden ist – wieder mitzugehen und zahlt die 150 Chips. Auch Daniel zahlt nach. Da kein Spieler einen erneuten Re-Raise erklärt hat, ist es nun an der Zeit, den Turn, die vierte Gemeinschaftskarte, aufzudecken. Jan als Dealer verbrennt wieder die oberste Karte vom Muck, indem er sie unbesehen auf den Ablagestapel legt. Dann deckt er auf: Eine ♦ Dame.

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Anna ist angetan. Eine nach oben und unten offene Straße. Vier Karten lückenlos. Sie erhöht und legt 100 in den Pot.

Daniel kann sein Glück kaum fassen, jetzt schon, ohne den River gesehen zu haben, gehört ihm die komplette Straße. Anna und Tobias irritieren ihn etwas. Doch er geht davon aus, dass diese gar nicht so stark sind, wie sie vorgeben. Die Chance, dass sie mit dem River vielleicht ihr Blatt noch weiter verbessern, möchte er ihnen allerdings verbauen. 100 setzt er, um mitzugehen, und 200 legt er als Erhöhung drauf. Er hofft, dass damit zumindest Anna nun aus dem Rennen ist.
Tobias hat nach wie vor nichts anderes als einen gesicherten Drilling. Er setzt seine ganze Hoffnung darauf, dass mit dem River eine Sechs, Neun oder Dame kommt, was ihm ein Full House bescheren würde. Mutig riskiert er 300, um mitzugehen, was ihm im Augenblick ausreichend erscheint.

Wider Daniels Erwarten zahlt auch Anna am Ende der Runde die noch fehlenden 200 Chips nach, um weiter im Rennen zu bleiben. Damit ist die vorletzte Runde überstanden. Es kommt zum letzten Akt. Jan „verbrennt“ wieder die oberste Karte vom Stapel und deckt die letzte Gemeinschaftskarte auf, den River: Eine ♠ Neun.

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Anna hat nun durch den River zwei Paare. Doch weil sich ihre beiden Mitspieler so breitbeinig aufgestellt haben, ist sie unsicher, ob sie mit diesem Blatt etwas gewinnen kann. Denn möglicherweise hat ja einer der beiden anderen die Straße zustande gebracht, auf die sie selbst gehofft hatte. Sie checkt zunächst.

Daniel sieht sich als klarer Gewinner. Er könnte einfach checken und die Aktion an Tobias abgeben. Doch nun läuft er, wie er glaubt, kaum mehr ein Risiko, wenn er noch mal kräftig in den Pot einzahlt. Entweder streicht Tobias dann gleich die Segel – dann bekommt er seinen Einsatz mit dem Pot wieder zurück. Oder Tobias zahlt in dem irrigen Glauben, er hätte selbst das bessere Blatt, noch mal in den Pot ein. Umso besser für mich, denkt Daniel. Denn was könnte Tobias schon auf der Hand haben? Gar etwa auch eine Straße? Dann kann sie allerdings nur gleich stark sein, denn mit Acht- Bube wäre er sicher schon frühzeitig ausgestiegen. Wenn er auch einen Buben und einen König auf der Hand hat, wird der Pot geteilt. Doch vermutlich hat er nur zwei Paare? Die haben gegen eine Straße nichts auszurichten. Ohne ein Full House in seine Überlegungen einzubeziehen, zahlt Daniel 200 Chips in den Pot und blickt Tobias herausfordernd an.

Tobias‘ Hoffnung auf ein Full House hat sich erfüllt. Er ist sicher: Der Pot gehört ihm! Er zahlt ebenfalls 200 ein und erwidert Daniels Blick.

Anna, die zunächst noch gecheckt hatte, gibt nun endgültig auf.
Nochmals weitere 200 Chips zahlen? Das ist ihr eindeutig zu viel.
Sie gibt ihre Karten ab.

Jetzt geht’s ums Ganze!
Am Ende dieses nervenaufreibenden Spiels bleiben Tobias und Daniel als letzte Gegner übrig. Beide liegen mit ihrem Einsatz gleichauf. Der Pot ist angemessen fett – hier türmen sich inzwischen fast 2.000 Chips -, die Nerven liegen blank, keiner will aufgeben. Showdown!
Aufdecken muss immer zuerst derjenige, der zuletzt erhöht hat:
In diesem Fall also Daniel, da Tobias nur gecallt hat. Siegesgewiss übergibt Daniel dem Dealer seine beiden Handkarten, der sie offen neben die Gemeinschaftskarten legt. Doch Tobias hat mit seinem Full House das bessere Blatt. Damit hat Daniel nicht gerechnet. Jan schiebt Tobias den fetten Pot entgegen – Daniel gibt sich, sichtlich enttäuscht, geschlagen.

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