Eine gute Hand manchmal wegwerfen – Pokerstrategien für fortgeschrittene

Ich habe es schon an anderer Stelle betont, aber es ist so wichtig, dass ich dem Thema noch ein Kapitel widme, damit Sie es auch wirklich schlucken. Einer der schnellsten Wege, Ihre Chips zu verlieren und aus einem Spiel zu fliegen, besteht darin, dass Sie sich stur weigern, ein Spiel mit einer guten Starthand aufzugeben. Wenn Sie Könige haben und auf dem Flop ein Ass kommt, und jemand wettet, dann ist es sehr gut möglich, dass derjenige sein passendes Ass zu seiner Starthand dazubekommen und Sie geschlagen hat. Ja, kann sein, dass er blufft, wie ich es in obigen Szenarien durchgespielt habe, aber die Leute bluffen nun auch wieder nicht pausenlos, und Sie müssen damit rechnen, dass sie in 75 Prozent der Fälle tatsächlich etwas Tolles auf der Hand haben. Ja, indem Sie passen, verzichten Sie freilich auf die Chance, mit Ihren Königen einen netten Gewinn einzustreichen, aber sehen Sie es mal so: Sie haben wesentlich mehr gespart.

Die guten Spieler erkennt man daran, dass sie auch mit sehr guten Starthänden aufgeben, wenn sie merken, dass sie geschlagen sind. Das können Sie ziemlich oft im Fern-sehen beobachten, aber wenn man zu Hause auf dem Sofa sitzt, redet man sich leicht mit seinem Natürlich, da musste er ja aufgeben. Allerdings ist es keine Routineangelegenheit, in so einem Moment zu passen, und in der Hochdruckatmosphäre eines großen Turniers braucht man dazu Erfahrung und viel Geduld.

Bei der European Poker Tour in London, als ich an dem Tisch saß, der im Fernsehen übertragen wurde, hatte ich drei Stunden lang nur wenig gute Karten bekommen und hielt mich nur so gerade eben über Wasser, indem ich ab und zu ein paar Blinds stahl. Die einzigen beiden Male, in denen ich wirklich eine Monsterhand kriegte, musste ich trotzdem aufgeben. Beim ersten Mal
hatte ich: K♦ K♣

Ich saß in hinterer Position, und ein Spieler in mittlerer Position – ich glaube, es war Patrick Mortensen aus Schweden, ein recht guter Spieler – hatte erhöht. Ich erhöhte nochmals, und das wiederholten wir dreimal. Zu meiner Überraschung – und auch Freude in diesem Moment – ging der Spieler im Big Blind, Robert Cooper aus England, mit mir mit, woraufhin Patrick die Gefahr witterte und aufgab. Jetzt hatte ich also die Chance, einen riesigen Pot einzukassieren, bis der Flop kam: 4♦ 8♣ A♠

Robert war als Erster am Zug und erhöhte gleich mal um die Höhe des Pots. Aus meiner Sicht hätte der Flop kaum mieser ausfallen können, und ich musste aufgeben. Ich hatte folgendermaßen gedacht: Wenn er Q, Q oder J, J hatte, dann hätte er nach meiner Erhöhung vor dem Flop nochmals erhöht (und in diesem Fall wäre ich All-In gegangen), aber wenn er eine Hand wie A, K; A, Q oder A, J hatte, dann war er mitgegangen, weil er den Flop sehen wollte. Dieses Szenario erschien mir am wahrscheinlichsten, und dann hätte der Flop ihn natürlich wesentlich nach vorne gebracht. Viele Spieler hätten hier den Fehler gemacht, bei seiner Erhöhung mitzugehen oder nach dem Flop mit Ihren Königen loszuschlagen, und schon wäre das Desaster da gewesen. Es war unwahrscheinlich, dass er geblufft oder nur so getan hatte, als hätte er ein Ass.

Nur drei Runden später
bekam ich: J ♣ J♠
Ich erhöhte in mittlerer Position um das Vierfache des Big Blind. Alle anderen gaben auf, bis auf Patrick Mortensen, der mitging.
Auf dem Flop kam: 6♦ 7♣ 8♥
Ich hatte ein Over-Pair und erhöhte ordentlich, doch Patrick ging wieder mit.
Dann kam auf dem Turn: 10♦

Ich wettete einen kleineren Betrag, und prompt ging Patrick All-In. Entweder hatte er seinen Open-Ended Straight vervollständigt, oder er hatte ein höheres Paar als ich oder ein Set. Ich musste aufgeben, um meine verbliebenen Chips zu bewahren. Später entdeckte ich, dass ich in beiden Fällen richtig gehandelt hatte, als ich aufgab.

PokerStars-Tipps
John Duthie, Gründer der European Poker Tour und erster britischer Spieler, der eine Million Pfund im Fernsehen gewonnen hat:
Lernen Sie, hohe Paare nach dem Flop nicht zu mutig zu spielen. A, A ist auch nicht mehr als ein Paar und kann von vielen Händen geschlagen werden! Zu viele Anfänger werfen ihr Geld mit so einer Starthand aus dem Fenster. Mit so etwas kann man entweder einen kleinen Pot gewinnen oder einen großen verlieren. Gewinnen Sie lieber die kleinen!

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