Die World Series of Poker Weltweit folgen Teil I – Internet Poker Grundlagen
Weltweit wird eine immer größere Anzahl von Pokerbewerben veranstaltet. Neben nationalen Meisterschaften, der European Poker Tour, mit Austragungsorten in verschiedenen Städten Europas und dem Finale in Monte Carlo, und der World Poker Tour in den Vereinigten Staaten steht unumstritten an der Spitze aller Konkurrenzen die Weltmeisterschaft, die jährlich in Las Vegas ausgetragen wird.
Die World Series of Poker ist ein Bewerb, der sich über mehrere Monate erstreckt. Gespielt werden alle bekannten Varianten von Poker, 7-Card-Stud, Omaha, Hold’em, Limit, Pot-Limit, No-Limit. Die niedrigsten Bewerbe erlauben eine Teilnahme bereits mit einer Nenngebühr von $ 500. Krönung des Ereignisses ist jedoch der Hauptbewerb:
Texas Hold’em, no Limit, Buy-in: $ 10.000!
Und genau dieses Ereignis ist üblicherweise auch gemeint, wenn allgemein von der World Series of Poker (WSOP) gesprochen wird.
Obwohl dieser Bewerb genaugenommen erst im Jahre 1970 ins Leben gerufen worden ist, so geht die Geschichte doch auf das Jahr 1949 zurück:
Nicolas Dandalos, genannt „Nick the Great“, wandte sich mit einer Idee an einen legendären Veranstalter von Poker- und anderen Spielereignissen, Benny Binion, nämlich, eine öffentliche Marathonkonfrontation zwischen zwei Spielern um horrende Einsätze zu organisieren.
Dandalos‘ Gegner wurde Johnny Moss. Das Spiel dauerte fünf Monate! Unterbrechungen gab es, während der ganzen langen Zeit, nur zum Essen und zum Schlafen. Als Dandalos letztendlich seinen letzten Einsatz verspielt hatte, stand er mit den Worten auf: „Johnny, ich muss mich verabschieden!“ Danach ging er schlafen.
Die geschätzte Gewinnsumme von Johnny Moss: 2 Millionen Dollar (anno 1949!!!)!
Benny Binion (1904 – 1989) war eine schillernde Persönlichkeit, die einem Hollywoodfilm entstammen könnte. Auf einer Ranch in Texas aufgewachsen, war er im Alter von sechs Jahren mit dem Treiben von Kühen, dem Einbrennen der Marken und dem Handel mit Pferden beschäftigt. Die Abende verbrachte er am Lagerfeuer, umgeben von zähen Cowboys.
1922, im Alter von achtzehn, begann er, sich dem Glücksspiel zu widmen. In Dallas, Texas, war es seine Aufgabe, zahlungskräftige Spieler zur Teilnahme, vor allem an Crapsspielen, zu bewegen. Im Laufe der Jahre wurde er selbst zum Veranstalter!
1947 übersiedelte er schließlich ins, damals neu inmitten der Wüste von Nevada entstandene, Spielerparadies: Las Vegas!
Nach dem gelungenen Marathonereignis von 1949 dauerte es dann doch noch zwei Jahrzehnte, bis er sich dem Realisieren seines Traumes wirklich widmen konnte: die weitbesten Pokerspieler in einem Turnier zu vereinen, um den Sieger unter den Besten zu bestimmen.
Im ersten Bewerb, 1970, wurde der Sieger nicht durch die Höhe seines Gewinnes erkoren, sondern durch demokratische Abstimmung. Und wieder war es Johnny Moss! Erst seit 1971 wird nach der Regel gespielt, dass jeder Spieler, dessen eingebrachtes Kapital zu Ende gegangen ist, eliminiert ist – und der letzte, der die Summe aller Chips aller Spieler vor sich auf dem Tisch gestapelt hat, zum Weltmeister ernannt wird. Der Sieger, unter dieser neuen Regelung, im Jahre 1971: Johnny Moss (und 1974 ist es ihm noch einmal gelungen!)!
Die Ausmaße der Weltmeisterschaft heute, sowohl in Anbetracht der Teilnehmerzahl als auch der Höhe der Gewinne, übersteigt sicher die wildesten Erwartungen, die Benny Binion je hätte erträumen können.
Mehrere Fernsehsender Amerikas übertragen das Finale! Im Jahre 2005 waren es 5.619 Pokerspieler, die sich um den Titel schlugen. Die Summe der Preisgelder: $ 52.818.610! 560 Spieler sollten sich diesen Berg an Geld teilen. Auf den Sieger, den Weltmeister, warteten $ 7.500.000!
Zum Vergleich: Im vorangegangenen Jahr, 2004, waren es noch 2.576 Teilnehmer, und der Sieger, es war Greg Raymer, der seine Teilnahme in einem Internetturnier gewonnen hatte, musste sich noch mit 5 Millionen zufrieden geben!
Dass bei einem solchen Starterfeld der Erfolg nicht nur vom Geschick abhängt, sondern auch von einer ganz gehörigen Portion Glück, zeigen die Buchmacherkurse. Favorit des Bewerbes war Phil Hellmuth, Sieger des Jahres 1989 und großer Star der World Poker Tour. Mit Sicherheit ist er einer der erfahrensten und erfolgreichsten Pokerspieler der ganzen Welt. Sein Kurs: 225 zu 1! Zweiter Favorit war Phil Ivey mit 250 zu 1. Andere Größen, wie der legendäre Doyle Brunson, zweimaliger Sieger der World Series, stolzer Besitzer von 10 Braclets, notierte bereits auf über 500 zu 1.
Der Bewerb begann am 8. Juli. Nachdem auf jedem Tisch neun Spieler sitzen, verteilte sich das Köpferollen der ersten Tage auf über 600 Tische.
Nur von wenigen spektakulären Begegnungen wird allgemein berichtet. Etwa, als Chris Grigorian nach seinem All-in vor dem Flop seinen Gegner deutlich vor einem Mitgehen warnte. Dieser antwortete: „Mir bleibt nichts anderes übrig!“, ging mit und zeigte K – K. Grigorian konnte jedoch beweisen, dass seine Warnung wirklich berechtigt war. Seine Bunkerkarten: A – A! Allerdings, am River fiel ein König, und für ihn war das Spiel zu Ende.
In einer anderen Begegnung ging ein Spieler mit K – K All-in. Die höchste Karte am Tisch war eine Dame. Der Gegner legte Q – Q dazu, wurde aber ebenfalls durch einen König am River eliminiert. Bei einem anderen All-in am Flop zeigte ein Spieler sein Narrenflush. Eine der Gemeinschaftskarten war eine 2. Der Gegner hielt 2 – 2 im Bunker. Was brachte der River? Die vierte 2!
Und einige der großen Namen verschwanden schon während der ersten drei Tage vom Teilnehmerfeld:
Doyle Brunson, Sieger der Jahre 1976/77,
Carlos Mortenson, Sieger des Jahres 2001,
Johnny Chan, Sieger der Jahre 1987/88,
Chris Ferguson, Sieger des Jahres 2000, und auch Daniel Negreanu, ein junger Spieler, Anfang dreißig, aus Kanada, der zwar die Weltmeisterschaft noch nicht für sich verbuchen konnte, sich allerdings erfolgreichster Spieler der World Poker Tour nennen darf.
Am Ende des vierten Tages hatte sich das Feld auf 566 Spieler reduziert. Pech für die nächsten fünf; denn der 561. kriegt immerhin ein Freiticket fürs nächste Jahr – und ab dem 560. Platz gibt es Geld. Zumindest $ 12.500, was den Einsatz und die Reisespesen deckt!
Die Mehrzahl der Teilnehmer waren natürlich Amerikaner. Während der durchschnittliche Stack mittlerweile $ 98.500 betrug, fand sich an zwölfter Stelle ein Däne, Klaus Aresen aus Aarhus, mit 307.000 Chips. Ein Wiener, Poesser Kandlbinder, fand sich nicht mehr auf der Liste, allerdings einige Deutsche:
Alexander Dietrich aus Völklingen, $ 162.400 Jens Vörtmann aus Dortmund, $ 143.900 Henning Frick aus Berlin, $ 94.900 Tim „Ice“ Gillig aus Frankfurt, $ 74.600 Bernd Rygol aus München, $ 49.200
Publikumsliebling war eindeutig Vorjahressieger Greg Raymer. Kurz zuvor noch im Mittelfeld, lag er mit $ 318.700 nun an neunter Stelle und damit nur knapp hinter dem Chipleader, Rod Pardey Jr., mit $ 464.000.
Am fünften und nächsten Tag, den 12. Juli, gelang es Raymer, zumindest vorübergehend, sich an die erste Stelle zu spielen. Die zuvor genannten deutschen Teilnehmer mussten sich, einer nach dem anderen, verabschieden. Der erfolgreichste unter ihnen war Alexander Dietrich. Er landete an 122. Stelle und kassierte dafür immerhin $ 54.965. Auch wenn sich für ihn der Traum vom Titel verflüchtigt hatte, es war sicher eine erlebnisreiche und gut bezahlte Woche in Las Vegas! Am Mittwoch, den 14. Juli, hatte sich das Feld schließlich auf 27 Spieler reduziert! Nicht nur, dass die Preisgelder die $-100.000-Marke nun deutlich überschritten, in solch einem enormen Feld so lange zu überleben ist mit Sicherheit Anlass für höchste Zufriedenheit und berechtigten Stolz.
Mike Matusow war nun Chipleader mit knapp über fünf Millionen. Der, als zweiter Favorit ins Rennen gegangene, Phil Ivey, lag an zweiter Stelle. Es folgte Steve Dannemann. Danach ein durchaus bekannter und erfolgreicher Spieler, Tex Barch, der am Vortag Greg Raymer eine schwere Niederlage hatte zufügen können. Trotzdem, Greg war noch im Rennen, und zwar an fünfter Stelle.
Joe Flachem, ein in Australien lebender Libanese, für den dies die erste Teilnahme bei den World Series war, lag mit $ 2.700.000 an siebter Stelle.
Chipleader Matusow, unumstritten ein Pokerspieler der Weltklasse, der auch schon mehrmals in großen Turnieren am Final Table sitzen durfte, ist allerdings in Kreisen von Pokerspielern, besser bekannt für sein zügelloses Temperament, was ihm aber nicht unbedingt die Sympathie des Publikums einbrachte. In einer verlorenen Partie hatte er seinem Gegner, und dieser war Greg Raymer, quer über den Tisch die Karten ins Gesicht geworfen. Gut, wir sind in Amerika!
Am Donnerstag, den 15. Juli, um 15.30 Uhr, versammelten sich die 27 Spieler auf drei Tischen. Das Ziel des Tages: 18 Spieler waren zu eliminieren! Gekämpft wurde um eine der größten Ehren, von der jeder Pokerspielerträumt: den Platz am Finaltisch!
Ayhan Alsancak, wohnhaft in Göteborg, Schweden, war mit bescheidenen $ 250.000 in schwächster Position. Nach nur knapp 20 Minuten riskierte er ein All-in vor dem Flop. Greg Raymer ging mit! Beide deckten ihre Karten auf. Alsancak zeigte einfarbige K – 7, während Raymer A – 8, the Dead Man’s Hand, auf den Tisch legte. Beide erhoben sich von ihren Stühlen und wünschten einander, von einem herzhaften Händedruck begleitet, viel Glück. Auf den Tisch fielen: Q – 7 – 4 – 9 – K! Zwei Paare für den Schweden!
Dieser Aufschwung verhalf ihm immerhin dazu, sich an die zehnte Stelle zu spielen – ein Platz vor dem Finaltisch! Sein Trostpreis: $ 600.000!
Um 16.44 Uhr passierte ein für Raymer verhängnisvoller Pot. Aaron Kanter setzte am Turn 600.000. Am Tisch lagen 6 – 5 – 3 – 7, zwei davon in Herz. Raymer antwortete mit einem All-in!