Was man noch über eine Eishockey-Wette wissen soll
So populär Eishockey auch in jeder Hinsicht geworden sein mag: Für wettlustige Sportfans ist die vielleicht schnellste Mannschaftssportart der Welt zumindest auf den ersten Blick kein einfaches Pflaster. Kaum eine Szene ist schließlich so im Fluss wie Eishockey – was im einen Jahr gültig ist, das kann im anderen schon wieder vollends überholt sein. Und in kaum einer Sportart sind Schwächephasen so programmiert und gleichzeitig so folgenlos wie im Eishockey denn ganz egal ob es nun in der DEL ist, in der NHL oder etwa in der schwedischen Eliteserie: Auch noch so große Favoriten können über die riesige Zahl der zu absolvierenden Spiele nicht ständig höchstes Niveau erhalten. Andererseits sind aus dem gleichen Grund selbst längere Niederlagenserien unter Umständen schnell nivelliert.
Doch es gibt so manche Möglichkeiten, mit denen Eishockey auch für Wettfreunde durchaus lukrativ werden kann. Bei der Auswahl des abzuschließenden Wetttyps sollte man allerdings klar die Eigenheiten des jeweiligen Wettbewerbs im Auge behalten. Wer seine Aufmerksamkeit den Auftritten der Nationalmannschaften schenken will, der sollte vor allem Langzeittipps mit einiger Vorsicht genießen. So treffen etwa bei Olympischen Spielen zumindest sechs, möglicherweise sogar sieben nahezu gleichwertige Teams aufeinander. Daher kristallisiert sich üblicherweise erst im unmittelbaren Turnierverlauf heraus, wer am Ende ganz oben stehen wird. Um das Risiko also zu mindern, sollte man etwa für Tipps auf den kommenden Olympiasieger den Verlauf der ersten Spiele abwarten.
Ähnlich sieht es bei den jährlichen Weltturnieren aus. Wobei sich wegen der geringeren Wertigkeit der Turniere auch unter den „großen Sieben“ von Jahr zu Jahr merkliche Qualitätsunterschiede ergeben können. Wer auf den Weltmeister tippen will, der ist also gut beraten, die Kader der teilnehmenden Nationen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wobei man dafür auch vergleichsweise kurzentschlossen sein muss, denn wie schon erwähnt, müssen WM-Nationen ihren Kader erst kurz vor dem Turnierstart benennen. Die vom Weltverband UHF betriebene Internetseite ihwc*net gibt da meist am schnellsten Aufschluss.
Doch lassen Sie sich beim Blick auf die Kaderlisten nicht allzu sehr von großen Namen blenden. Nicht immer bedeutet Eishockey-Prominenz auch zwangsläufig Erfolg. Tschechien schickte 2004 im eigenen Land das scheinbar Beste vom Besten ins Rennen – Jahrhunderttalent Jaromir Jahr inklusive – und blieb doch schon im Viertelfinale hängen. Vier Jahre zuvor war ein Ensemble der russischen Ausnahmekönner in noch weit schlimmerem Ausmaß am Druck der heimischen Kulisse zerbrachen. Das Team um Superstar Pavel Bure brachte es in Moskau und St. Petersburg noch nicht einmal in die Finalrunde der letzten Acht. Umgekehrt demonstrieren gerade die Teams aus Nordamerika, dass sich über ein funktionierendes Kollektiv und ein hohes Maß an Teamgeist auch manch spielerische Nachteile kompensieren lassen den ohne große Namen angetretenen USA etwa wurde 2004 in Prag ein Aus in der Zwischenrunde prophezeit – doch zur allgemeinen Verblüffung warfen die US-Boys sogar die hoch gelobten Gastgeber aus Tschechien aus dem Rennen und holten sich immerhin die Bronzemedaille.
Und bisweilen kann eine Mannschaft im Laufe eines WM-Turniers auch unverhofften Aufschwung erhalten. Wer in seinem Kader den einen oder anderen Platz unbesetzt lässt, der kann zur Zwischenrunde noch einmal zusätzliche Kräfte nachnominieren. Eine Möglichkeit, die gerade die großen Eishockey-Nationen üblicherweise immer wieder nutzen – schließlich wird durch den parallel weiterlaufenden Spielbetrieb in der NHL mit etwas Glück zum passenden Zeitpunkt noch so mancher Ausnahmekönner frei. Für Wettfreunde kann es sich daher als hilfreich erweisen, den Spielbetrieb in Nordamerika vor der endgültigen Tippabgabe im Auge zu behalten. Eishockey ist eine typische Internet- Sportart – Fachseiten wie hockeyweb*de können manch wertvollen Aufschluss geben. Wer das gedruckte Wort vorzieht, für den liegt im Zeitschriftenhandel beispielsweise das wöchentlich erscheinende Fachmagazin Eishockey News bereit. Wer mit diesen Hintergrundinformationen richtig spekuliert, der kann möglicherweise auch einen Außenseitercoup erahnen.
Sollten Sie eher den nationalen Betrieb ins Visier nehmen, dann bleibt Ihnen wenigstens der Faktor der Nachnominierung weitgehend erspart. So können sich zwar, wie in jeder anderen Teamsportart auch, die Vereinsmannschaften während eines laufenden Wettbewerbs bedingt verstärken. Doch diese Transfergeschäfte haben im Regelfall nur wenig Einfluss auf das sportliche Geschehen. Anders als beim Fußball sollten dagegen aus vergangenen Spielzeiten bekannte Favoritenkonstellationen nur bedingt ins Urteil einbezogen werden denn die besondere Machart der Sportart mit meist saisonal befristeten Spielerverträgen kann die Kräfteverhältnisse von einem Jahr aufs andere grundlegend ändern. Wer in einem Jahr nicht zufriedenstellend abschneidet, der setzt eben kurzerhand das Gros seines Kaders auf die Straße und hofft auf neue Kräfte.
Natürlich zeigt die Erfahrung selbst in der so wankelmütigen DEL, dass am Ende meist die finanzstärksten Klubs das Rennen machen. Ob es die Mannheimer Adler waren, die Kölner Haie oder 2005 die Eisbären aus Berlin – wo das Geld war, da war im deutschen Eishockey meist auch die Trophäe. Doch es geht auch anders! Oder wer hätte 2003 mit einem Champion aus Krefeld gerechnet? Von den Frankfurt Lions ganz zu schweigen, die 2003 nur dank des Rückzugs der Schwenninger Wild Wings am Abstieg vorbeigeschrammt waren und ein Jahr später mit komplett neuer Mannschaft zum Titel stürmten. Nehmen Sie vor dem Saisonstart im Internet oder in einem möglichst aktuellen Sonderheft die Kader unter die Lupe mit denen die verschiedenen Vereine die Saison in Angriff nehmen wollen.
Eine alte Weisheit besagt, dass die Offensive zwar Spiele gewinnt, die Defensive dagegen Meisterschaften. Nehmen Sie sich diesen schönen Spruch getrost zu Herzen und beobachten Sie vor allem die defensiven Schlüsselpositionen. Hat eine Mannschaft einen überragenden Torhüter an Bord geholt – oder noch besser sogar deren zwei? Wer hat die schussstärksten Verteidiger? Ein Urteil ist im Vergleich etwa zum Fußball alles andere als Hexenwerk denn kaum eine Sportart ist derart stark auf Statistiken fixiert wie das schnelle Spiel mit der Hartgummischeibe. Über kaum ein anderes Spiel wird derart massiv Sportwettenportal geführt wie über Eishockey.
Die NHL etwa gibt Jahr für Jahr einen umfangreichen Statistikband über das Geschehen und die vielen Protagonisten heraus. Genauso lassen sich aber auch über das Internet so manche Schätze zu Tage fördern. Auf der Webpage hockeydb*com beispielsweise finden Sie die wichtigsten Statistiken über das Gros der im weltweiten Profibetrieb aktiven Teams.
Im Gegensatz zur deutschen Eliteklasse hat deren Vorbild in Nordamerika übrigens ein eigenes System entwickelt, das helfen soll die Kräfteverhältnisse Jahr für Jahr neu zu mischen, das so genannte Draftsystem – jene Spielerbörse, in der sich die stärksten Neuentdeckungen der Welt versammeln. Auf diesen Pool, den professionelle Spieleragenten im Auftrag der Liga jährlich zusammenstellen, haben die im Vorjahr am schwächsten platzierten Teams den ersten Zugriff. Wer beim Blick auf die Talente den sichersten Blick beweist, der kann das sportliche Leistungsvermögen seines Teams möglicherweise entscheidend verbessern. Versuchen Sie getrost einmal nachzuvollziehen, wer sich die größten „Rohdiamanten“ an Land gezogen hat – so können Sie wichtige Aufschlüsse über mögliche Außenseitertipps erhalten.
Wer sich dagegen an Einzeltipps versuchen will, der sollte noch ein wenig tiefer in die Materie einsteigen und sich vor dem Tipp auf die Partie(n) seiner Wahl ein möglichst genaues Bild von der Ausgangsposition machen.
Eine einigermaßen akribische Recherche könnte sich auszahlen, denn grundsätzlich zeigt die Erfahrung, dass Eishockey weitaus berechenbarer ist als etwa Fußball. Was nicht heißt, dass nicht auch bei den Kufen Cracks der Zufall eine erhebliche Rolle spielen könnte. Die eine oder andere vom Schiedsrichter fälschlicherweise verhängte Strafzeit oder rätselhaftes Schusspech der Angreifer reichen aus, und ganz schnell kann auch ein Eishockeyspiel eine völlig andere Wendung nehmen als erwartet.
Dennoch gibt es so manche Kriterien, die beim Eishockey durchaus Vorhersagen für den Ausgang einer Partie zulassen, angefangen mit allgemeingültigen Faktoren wie dem Heimrecht oder klaren Favoritenstellungen. So lässt sich grundsätzlich feststellen, dass im Eishockey statistisch gesehen öfter das auf eigenem Eis antretende Team triumphiert als in anderen Sportarten. Genauso aber passiert es auch weitaus seltener, dass sich klare Favoriten von Außenseitern übertölpeln lassen.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Durch die enorme Geschwindigkeit des Spiels kommen beim Eishockey im Verlauf einer Partie sehr viel mehr Torchancen zu Stande als etwa beim Fußball. Und egal wie stark auch der Mann im Tor des Außenseiters sein mag, ganz egal wie groß die Ladehemmung bei den Offensivkräften des Favoriten sein mag – über kurz oder lang wird mit großer Wahrscheinlichkeit der eine oder andere Schuss ins Netz treffen.
In traditionell sehr ausgeglichenen Spielklassen wie der Deutschen Eishockey Liga kommen derart „eindeutige“ Konstellationen freilich nur sehr selten zu Stande. Anders sieht es bei internationalen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften aus – Japan etwa hat in jenen Jahren, in denen es vom Weltverband einen automatischen Startplatz für die Weltgruppe eingeräumt bekam, gegen die renommierte Konkurrenz nicht umsonst meist deftige Niederlagen kassiert. Ein wenig anders sieht die Sache im nationalen DEB-Pokal aus.
Hier treffen gerade in den frühen Runden zuverlässig Teams aus erster und zweiter Liga aufeinander, wobei die Ausgangsposition schon auf Grund der unterschiedlichen Ausländerkontingente der beiden Spielklassen vermeintlich eindeutig ist. Doch an dieser Stelle kommt die sehr unterschiedliche Wertschätzung für den kleinen Wettbewerb ins Spiel. Während es für die Zweitligisten im Pokal um reichlich Renommee und nicht zuletzt auch schöne Zusatzverdienste geht, sieht manch ein DE-Ligist den zweiten Wettbewerb des Jahres eher als Draufzahlgeschäft und Ballast in einem ohnehin chronisch vollen Terminkalender an. Nicht selten lassen Äußerungen in der Fachpresse schon auf die zu erwartende Einstellung im Pokaleinsatz schließen. Und sei es nur über Hinweise auf Stars, die der Trainer des Erstligisten gegen den Underdog zu schonen gedenkt.
Leicht zu erraten: Motivation kann auch beim Eishockey ein bedeutender Faktor sein. Und dabei muss es noch nicht einmal um Geringschätzung eines Wettbewerbs wie im Falle des DEB-Pokals gehen. Ist ein Team etwa bei einer Weltmeisterschaft oder bei Olympischen Spielen schon vorzeitig für die nächste Runde qualifiziert, nimmt es möglicherweise in einem letzten Gruppenspiel so manchen Druck heraus um die für das weitere Titelrennen so wichtigen Kräfte zu sparen. Gleiches kann durchaus auch im gewöhnlichen Ligabetrieb Vorkommen. Mannschaften, die schon sicher für die Playoff-Runde qualifiziert sind, aber keine Aussicht mehr auf einen der Heimrecht garantierenden ersten vier Plätze haben, gehen oft in den letzten Spielen nicht mehr mit vollem Einsatz zur Sache. Menschliche Probleme zwischen Trainer und Spielern können im Einzelfall noch ein paar Extra-Prozente kosten.
Aber natürlich entstehen Durchhänger auch beim Eishockey nicht nur im Kopf. Ganz zwangsläufig hat jede Mannschaft im Verlauf einer langen Saison das eine oder andere Tief zu durchlaufen. Auch beim Eishockey kann der Blick auf die zurückliegenden Ergebnisse hilfreich sein. Hat ein Team fünf Spiele in Folge verloren? Dann ist der Trend sicher auch in einer sechsten Begegnung nicht so leicht aufzuhalten. Umgekehrt stehen die Chancen natürlich nicht schlecht, dass eine Mannschaft nach fünf Siegen in Folge auch noch einen sechsten erzielt. Ob eine Mannschaft nun vor einem Trend in die eine oder andere Richtung steht, das kann beim Eishockey mit etwas Glück erahnt werden – wenn man sie denn hinsichtlich gewisser, beim Eishockey sehr entscheidender Kriterien unter die Lupe nimmt. Wobei Verletzungen sicherlich noch das am einfachsten nachprüfbare Kriterium sind.
Ist eine Mannschaft von großem Verletzungspech betroffen? Muss sie über Wochen einen kleinen Restkader in die verschiedenen Ligaspiele schicken? In solch einer Situation wird sich der Substanzverlust früher oder später bemerkbar machen: Ein Einbruch ist unweigerlich die Folge. Fast unweigerlich zumindest denn die Geschichte zeigt, dass es von Zeit zu Zeit Teams gibt, die gerade in derartiger Bedrängnis besonders große Leistungen bringen. In der Saison 1999/2000 beispielsweise verbrachten bis zu neun Akteure der damals frisch gegründeten München Barons im Krankenstand. Trotzdem legten die verbliebenen Mitspieler gerade in der vermeintlich schwersten Zeit mit starken Vorstellungen die Grundlage für den späteren Gewinn der deutschen Meisterschaft. Welcher Faktor hier entscheidend gewesen sein könnte, darauf kommen wir gleich noch zurück.
Besonders knifflig wird eine Verletzungsserie vor allem dann, wenn die Schlüsselpositionen einer Mannschaft betroffen sind. Die alles überstrahlende Schlüsselposition ist der Torhüter. Sie mögen nun einwenden, das dies in anderen Teamsportarten wie Fußball oder Handball nicht viel anders ist. Und Sie haben da natürlich keinesfalls Unrecht. Siehe die Fußball-Weltmeisterschaft 2002, bei der die deutsche Nationalmannschaft ohne Bayern Münchens Torhüter Oliver Kahn wohl nur schwerlich den Vorstoß ins Finale geschafft hätte. Und trotzdem hat der Mann auf der Torlinie im Eishockey noch einmal eine weit exponiertere Stellung denn wo sonst wird mit einer vergleichbaren Häufigkeit auf das gegnerische Tor geschossen?
30 bis 40 Torschüsse in einem Spiel sind nichts Ungewöhnliches, und schon ein einziger Fehlgriff kann im ungünstigsten Fall über Sieg und Niederlage entscheiden. Wer konkurrenzfähig sein will, der sollte einen „Goalie“ in seinen Reihen wissen, der über 90 Prozent der auf seinen Kasten abgefeuerten Schüsse pariert. Mit einem solchen Goalie kann sogar ein vermeintlicher Underdog zum gefürchteten Favoritenschreck werden. Die Düsseldorfer EG beispielsweise kehrte 2000/01 mit einem wenig erstligatauglichen Kader in die Deutsche Eishockey Liga zurück. Doch die Rheinländer hatten mit dem Russen Andrej Trefilov einen Torhüter in ihren Reihen, der mit seinen Paraden selbst die besten Angreifer der Liga zur Verzweiflung brachte. 91,7 Prozent jener eindrucksvollen 1.429 Schüsse auf sein Tor hatte der Russe den Weg ins Netz verwehrt. Er selbst mauserte sich damit zur Nummer drei des Jahres, knapp hinter den Schlussmännern der beiden Finalisten aus Mannheim und München. Sein Team ließ als zwölfte der damals noch 16 Mannschaften umfassenden Liga immerhin so hoch eingeschätzte Vertretungen wie die Berliner Eisbären hinter sich. Da ist leicht vorstellbar, was 2005/06 im Lager der Hamburg Freezers losgewesen sein muss, als sich binnen eines Monats gleich vier Torhüter verletzten. Wer einen Blick auf die Statistik wirft, der sollte bei der Betrachtung der verschiedenen Kader mögliche Ergebnisunterschiede während der Normalrunde und in den Playoffs kritisch hinterfragen denn gerade erfahrene Spieler lassen es oft ruhig angehen und schonen in der Normalrunde ihre Kräfte, um in den entscheidenden Saisonspielen buchstäblich zu explodieren.
Ein typischer Fall ist der derzeitige Hamburger Spieler Shane Peacock, den sein Ex-Trainer Hans Zach in Köln auch wegen seines mäßigen Engagements zu den Hamburg Freezers weiterschickte. So unauffällig sich Peacock während der Vorrunden auch präsentieren mag – in der „fünften Jahreszeit“ läuft der schussgewaltige Verteidiger regelmäßig zu großer Form auf. Überhaupt zeigt die Statistik, dass gerade jene Teams mit einem soliden Stamm aus erfahrenen Kräften nicht nur die unvermeidlichen Schwächephasen am schnellsten und besten kompensieren können. Diese Mannschaften gehören auch in den Playoffs zuverlässig zu den heißesten Titelanwärtern.