Ist französisches Roulette im Kasino noch zeitgemäß
Es dauert. Es dauert lange, bis eine Partie französisches Roulette durchgespielt ist. Vom Platzieren der Einsätze durch Spieler und Croupiers über das Drehen der Scheibe mit dem Kugelwurf, dem Kugelfall und dem anschließenden Einziehen und Sortieren der Verluste und dem Auszahlen der Gewinne vergehen bis zu zehn Minuten, wenn intensiv gesetzt wurde. Der langwierigste Prozess ist das Auszahlen der Gewinner. Weil alle Gäste mit gleichen Jetons spielen, wird jeder Gewinnsatz nacheinander abgefragt und ausgezahlt. Es dauert.
Das zeitraubende Prozedere wird von vier Angestellten abgewickelt, die bezahlt werden müssen. Für betriebswirtschaftlich denkende Kasinomanager muss das ein Albtraum sein, denn moderne Technologie kann das Roulettespiel enorm beschleunigen. Ein moderner american Roulettetisch eines deutschen Kasinos (natürlich mit französischem Kessel) wird von einem Croupier bedient. Nach einem Spiel zieht er die Verlustchips ein und befördert sie durch einen Schacht im Tisch in eine Sortiermaschine, die Chips in sauberen Stapeln zu 20 wieder nach oben befördert. Das ganze dauert keine Minute. Währenddessen hat der Croupier die Gewinne ausgezahlt und dreht schon wieder am Rad. Ein Angestellter schafft so in ein bis zwei Minuten, wofür am französischen Tisch vier Personen bis zu zehn Minuten brauchen. Kein Wunder, das französisches Roulette zu einer aussterbenden Gattung geworden ist. Viele Spielbanken bieten es zwar noch an, mehr aber aus Gründen von Tradition und Ambiente, vielleicht auch, weil Betriebsräte Arger machen würden, wenn plötzlich drei Viertel des Personals entbehrlich würden. Bei Spielbank-Neueröffnungen wird heutzutage oft von vornherein auf französisches
Roulette verzichtet, so hat zum Beispiel das zur Westspiel-Gruppe gehörende Casino Bad Oeynhausen nur noch sechs amerikanische Roulettetische.