Ihre Chips vorteilhaft benutzen Teil I – Pokerstrategien am Einzeltisch
Sie können Ihren Chipstand zum Vorteil nutzen, egal ob Sie vorn oder hinten liegen. Wie Sie das machen können, erfahren Sie jetzt.
Spielen, wen man vorn liegt
Wenn Sie in der glücklichen Position sind, deutlich vorn zu liegen (sagen wir zweimal so viel wie der nächste Gegner), erhöhen Sie in jedem Holdem- oder Omaha-Pot. bei dem Sie dabei sind, besonders wenn eh nur noch wenige Spieler übrig sind und vorher noch niemand erhöht hat. ln der Situation sind Sie der Nerver am Tisch. Sie lassen niemanden eine Karte sehen, ohne dass an Ihrer Brücke Maul zu zahlen ist. Niemand soll Gratiskarten bekommen, denn eine Glückskarte bei anderen kann fatale Folgen für Ihre Chips haben. Deswegen müssen Sie die anderen zwingen, ihre Müllblätter fallen zu lassen. Wenn Sie bei Seven-Card Stud vorn liegen, sollten Sie immer erhöhen, wenn Sie eröffnen müssen. Auch hier sollen alle zahlen, die Karten sehen wollen. Weil Stud immer mit festem Limit gespielt wird, müssen Sie immer setzen, wenn Sie der Gewinnfavorit sind, und besonders, wenn Sie Chipkönig sind. Versuchen Sie nicht, mehr Blinds als normal zu stehlen. Tatsächlich sollten Sie erwägen, weniger zu stehlen. Das unterstellt man Ihnen sowieso, und da sich alle Ihnen gegenüber wie Lilliputaner verhalten, werden vielleicht mehrere gegen Sie gleichzeitig antreten, wenn Sie zu aggressiv eingeschätzt werden. Je mehr Leute mitgehen, desto größer ist die Gefahr, dass Sie unterliegen.
Spielen, wenn man hinten liegt
Keine Panik, wenn Sie anfangs anderen hinterherrennen müssen. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Ihr Chipstand nur noch etwa halb so viel beträgt wie der eines Gegners – besonders bei No Limit. Viele Spieler, von denen Sie locker mit Chips abgedeckt werden könnten, denken in der Situation: Nun. wenn ich seinen All-in-Einsatz mitgehen würde, hätte ich im Verlustfall immer noch meinen halben Stapeln Und wenn dieser lockere Typ dann gewinnt, dann hat er Sie mit seinem frivolen Mitgehen natürlich aus dem Turnier gefegt. Trotzdem bedeutet das, wenn Sie hinten liegen und dem Gegner aber doch einen empfindlichen Verlust zufügen können (etwa ein Drittel seiner Chips in No Limit), dann sollten Sie bei der richtigen Gelegenheit all in gehen (mindestens mit zwei Achten, besser höher). Danach können sich zwei positive und eine negative Situationen ergeben: Der Gegner steigt aus und Sie gewinnen automatisch oder er zahlt mit einem Verliererblatt und Sie verdoppeln Ihre Chips. Besonders gewinnträchtig ist diese Strategie an einem shorthanded-Tisch, an dem weniger Spieler zu schlagen oder hinauszuschubsen sind. Die Möglichkeit, dass er bessere Karten hat oder bekommt, besteht leider auch.
Das 5-bis-10-Manöver
Nicht alle Auseinandersetzungen laufen so, wie man geplant hat. Fragen Sie Napoleon. Sie können überlegen, Strategien entwickeln, kluge Taktik anwenden, aber ein schlechter Lauf der Karten, ein missglückter Bluff, das überlegene Spiel eines Gegners oder eine besonders ungünstige Karte in No Limit, und Sie befinden sich im Pokerteich am Anfang der Nahrungskette. Akzeptieren Sie es: Nur eine Person wird das Turnier gewinnen. Wenn Ihr Chipstand niedrig wird, müssen Sie überlegt, besonnen und konzentriert spielen. Das Schöne heim Onlinespiel ist doch, dass Sie vor sich hin murmeln, den Hund anbrüllen oder ein steinernes Gesicht wie Buster Keaton machen können, und trotzdem ist über das Internet nur Ihr reines Spiel zu sehen. Deswegen sollte das reine Spiel gut sein. Wenn Ihr Chipstand auf das etwa Fünf- bis Zehnfache des Big Blind sinkt, sollten Sie die 5-bis-10-Regel anwenden (das ist unsere Bezeichnung dafür, nicht etwa allseits bekannter Pokerjargon). Die Regel besagt: Beachten Sie immer die Relation Ihres Chipstandes zu den Blinds. Beträgt das Verhältnis etwa 5 – 10 zu 1, müssen Sie überlegen, wann Sie angreifen wollen. Sie müssen geeignete Zeitpunkte finden, wann Sie ein paar gut platzierte Einsätze auf den virtuellen Tisch knallen. Gewinnen Sie damit, bleiben Sie im Turnier, steigen eventuell sogar etwas auf.
Wenn Sie verlieren, können Sie sich den Rest passiv ansehen und mit der Maus herumfummeln. Der Zeitpunkt und die Intensität Ihrer Angriffe müssen vom Eindruck abhängen, den andere Spieler zu diesem Zeitpunkt von Ihnen haben. Wenn alle Sie wegen Ihrer bisherigen Aktionen für einen zurückhaltenden und konservativen Spieler halten, müssen Sie etwas auflockern und aggressiver mit den Einsätzen werden. Steigen Sie öfter ein, schauen Sie sich mehr Flops an. Spielen Sie etwas aggressiver von hinten. Aber dabei niemals vergessen, dass Ihnen bald die Munition ausgehen wird. Wenn Sie eine Auseinandersetzung mit Karten erwarten, die Ihnen wenig bringen werden oder bei denen Sie überspielt werden könnten, lassen Sie sich nicht darauf ein. Wenn Sie umgekehrt bisher den Eindruck eines lockeren Spielers vermittelt haben, wird es schwieriger, aber nicht unmöglich. Sie dürfen jetzt nur noch Qualitätsblätter spielen, nicht mehr positionsorientiert. Wenn Sie gute Karten bekommen, spielen Sie angemessen hart. Sollten alle aussteigen, zeigen Sie die Karten, damit alle sehen, dass Sie tatsächlich etwas hatten. Sie müssen versuchen, die Meinung der anderen über Sie zu ändern, den Eindruck vermitteln. Sie hätten gelernt und würden nur noch gutes Zeug spielen.
Die Gefahr, nur wenige Chips zu haben
Vor Kurzem wurden wir Zeuge eines Ereignisses, bei dem ein Spieler mit wenigen Chips in einem Einzeltischturnier beteiligt war. Am betreffenden Tisch ging ein Spieler aus mittlerer Position sehr schnell all in. Vorher hatte niemand gesetzt. Danach stiegen alle bis auf den Tischgorilla aus. Er hatte dreimal so viele Chips wie der Zweitbeste am Tisch im Big Blind. Nach einer kleinen Pause ging er mit. Wie nach einer All-in-Konfrontation üblich deckten beide ihre Karten auf. Herr Kleinmut hatte A-A, der Gorilla 3-5 verschiedenfarbig. Die Gemeinschaftskarten erschienen: A♠ 2♦ 7♦ 4♣ 6♥ Die drei Asse von Herrn Kleinmut wurden zerquetscht, erst durch eine Ministraße (a bis 5), dann durch eine noch höhere Straße (während Kleinmut auf ein Paar im Board hoffte, um ein Full House zu machen). Danach rastete Herr Kleinmut völlig aus. Es war nicht nachvollziehbar, was er alles sagte, weil der Obszönitätenfilter des Programms vieles nur durch *****-Symbole ersetzte. Man kann aber todsicher annehmen, dass Kleinmut nicht glücklich war.
Tatsächlich war Kleinmut so unglücklich, dass er die nächsten fünf Spiele als Beobachter weitergejammert hat. Er wurde noch wütender, weil Gorilla nicht auf seine Klagen reagierte. Wie konntest Du überhaupt mit dem Blatt mitgehen? fragte er. Die Erklärung kommt hier. Herr Kleinmut: Sie waren der absolute Schwächling am Tisch und er war der Tischkapitän. Der Betrag, den er zum Mitgehen brauchte, war vernachlässigbar, und wenn Sie raus sind, sind Sie raus. War das Mitgehen des Gorillas falsch? Wir glauben nicht. Kein Blatt ist gegenüber einem anderen ein derartiger Außenseiter, und er riskierte nicht viel. Seine Entscheidung mitzugehen basierte einfach auf den Chipverhältnissen, nicht auf dem absoluten Wert seines Blattes. Den Verlust hätte er locker verkraftet. Je weniger Chips Sie haben, desto verletzlicher wird jedes Ihrer Blätter, egal welche absolute Qualität die Karten haben. Es mag kindisch klingen, aber dadurch wird es nicht weniger wahr: Die beste Art, kleine Chipstände zu verteidigen, ist, es gar nicht eist dazu kommen zu lassen.
Chips für ein besseres Blatt zurückhalten
In einem Holdem-Turnier bekommen Sie vor dem Flop 9-9. Sie haben etwa-das Achtfache des Big Blind an Chips. Niemand vor Ihnen spielt an, aus hinterer Position erhöhen Sie um das Dreifache des Big Blind. Nur der Small Blind geht mit. Der Flop kommt mit A Q K. Der Small Blind setzt zweimal den Big Blind, das entspricht jetzt der Hälfte Ihrer Chips. Jetzt ist die Zeit auszusteigen, weiterzugehen und auf die nächsten Karten zu warten. 9-9 ist eine gute Startkarte, aber der Small Blind hatte offenbar genug, um vor dem Flop mitzugehen, und nun liegen drei Überkarten auf dem Tisch. Ein unglücklicher Flop, von dem Sie sich verabschieden sollten. Es kommt ein neues Spiel. Natürlich sollten Sie in jeder vergleichbaren Situation (im 5-bis-10-Bereich und dem bestmöglichen Blatt auf dem Flop) versuchen, so viele Chips wie möglich einzusammeln. Sie brauchen diese Chips dringend, um der Bedrohung der ständig steigenden Blinds zumindest vorübergehend zu entgehen. Wenn Sie einen guten Flush floppen, dann all in gehen und niemand mitgeht, hilft es Ihnen nicht. Es ist besser, bis zum River zu checken, dann klein zu setzen und eventuell einen oder zwei Mitgeher zu erwischen. Wenn Sie durchchecken, bekommt der Herausforderer vielleicht ein Blatt, das er für spielbar hält. Dann spielen Sie etwas kleiner an. er geht mit und – wichtig – Sie zeigen Ihr Gewinnerblatt. um ihm seine Unterlegenheit zu demonstrieren.
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