Eine komplette Pokerpartie spielen Teil I – Internet Poker Grundlagen

Eine Pokerpartie läuft folgendermaßen ab:
1. Jeder Spieler erhält zwei zufällig ausgewählte Karten.
2. Jeder schätzt für sich den Wert dieser Karten ab. Entweder steigt er gleich wieder aus dem Spiel aus, indem er seine Karten abgibt, oder er bleibt im Spiel, was mit einem Wetteinsatz verbunden ist.
3. Nun kommen drei Karten offen auf den Tisch. Man bezeichnet sie als Flop. Aus den eigenen und den offenen Gemeinschaftskarten stellt jeder für sich gedanklich und klammheimlich eine Kombination von Karten mit möglichst hohem Wert zusammen. Wenn sich dabei nichts Brauchbares ergibt, hat jetzt jeder wieder die Möglichkeit, aus dem Spiel auszusteigen. Sein bisheriger Wetteinsatz ist dann verloren. Oder er bleibt im Spiel, was in der Regel wieder mit einem Wetteinsatz verbunden ist.
4. Nachdem alle entweder aufgegeben oder gewettet haben, wird eine weitere, vierte Karte aufgedeckt, der Turn. Es folgt eine weitere Wettrunde für die, die weiter im Spiel bleiben wollen.’»
5. Schließlich wird eine fünfte Karte aufgedeckt, der River.
6. Nach einer letzten Wettrunde haben entweder alle Spieler aufgegeben – bis auf einen, der dann den Pot gewinnt, ohne seine Handkarten zeigen zu müssen. Oder die noch im Spiel verbliebenen Spieler vergleichen ihre Kartenkombinationen. In diesem Fall gewinnt der Spieler den Pot, der die besseren Karten hat.

Klingt einfach und ist es auch. Im Prinzip jedenfalls …
Ein Wort zum Ass: Ein Ass ist normalerweise die höchste Karte. Es kann aber auch als Einser eingesetzt werden. Es gilt aber stets Entweder-oder.

Eine Straße kann also nicht etwa als Dame-König-Ass-Eins-Zwei „um die Ecke“ laufen, sondern das Ass darf in diesem Fall nur jeweils am Anfang oder Ende der Straße stehen. Alle Farben haben den gleichen Wert. Bei gleicher Kartenkombination in unterschiedlicher Farbe entscheidet also nicht die Farbe darüber, wer gewinnt. Dafür gibt es andere Regeln.

Aktionsmöglichkeiten der Spieler
Sobald beim Poker eine Wette abgegeben wurde, müssen die Mitspieler entscheiden, ob sie mitgehen (Call), erhöhen (Raise) oder aufgeben (Fold) wollen. Mit jeder Wette (Bet) zahlen die Spieler Chips in den Pot ein.

„Call“ bedeutet mitzugehen und gleichzuziehen. Das heißt, der Spieler legt den Betrag in den Pot, um den ein anderer Mitspieler vor ihm erhöht hat. Beispiel: Alle Spieler hatten zunächst 3 € gesetzt. Anna erhöht ihren Wetteinsatz nun mit 1 € auf 4 €. Christian, der nach ihr an der Reihe ist, muss nun ebenfalls mindestens 1 € mehr einlegen, um gleichzuziehen und damit weiter im Spiel zu bleiben.

„Raise“ heißt, mitzugehen und zusätzlich den Einsatz zu erhöhen.
Beispiel: Christian muss 1 € einbringen, um mitzugehen, und kann darüber hinaus um einen beliebigen Betrag erhöhen.

„Check“ wird angesagt oder durch ein Klopfen auf den Tisch mitgeteilt. Es bedeutet, dass der Spieler zunächst einmal abwarten will. Er steigt nicht aus, sondern „schiebt“ das Recht, die Wettrunde zu eröffnen, an den nächsten Spieler weiter. Schieben ist allerdings nur dann möglich, wenn in der laufenden Runde nicht bereits ein anderer Spieler vor ihm gewettet hat.

„Fold“ heißt, dass der Spieler passt – und damit aufgibt. Er gibt seine Karten verdeckt an den Dealer und scheidet aus dem laufenden Spiel aus. Seine bis zum Fold getätigten Einsätze sind für ihn dann allerdings verloren. Sie bleiben zur Freude der anderen im Pot.

Ein Musterspiel
Pokern lernt man am besten durch „learning by doing“. Verfolgen wir daher ein einfaches Musterspiel. Damit es übersichtlich bleibt, lassen wir nur sechs Spieler an dem Spiel teilnehmen: die pokerbegeisterten Freunde Jan, Anna, Daniel, Stefan, Christian und Tobias.

Bei privaten Spielerunden wird der erste Kartengeber, der Dealer, gewöhnlich durch Los ermittelt: Vom gut gemischten Kartenspiel wird so lange reihum an jeden Mitspieler eine Karte ausgegeben, bis die erste Dame (oder eine andere Karte) fällt. Danach werden die Karten wieder ins Spiel gemischt. In unserem Spiel wurde Jan als Dealer ermittelt.

In jeder Spielrunde beginnen alle Aktionen jeweils links vom Dealer beim sogenannten Small-Blind und gehen reihum im Uhrzeigersinn. Der Dealer ist also stets der Letzte, der einen Einsatz bringen oder erhöhen kann oder die Segel streichen muss. Wer mag, kann beim Spiel zuhause einen Dealerbutton verwenden, der die Position des Kartengebets markiert. Dieser Anzeiger wandert nach jeder Runde im Uhrzeigersinn um einen Platz weiter. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit, denn damit wandern auch die übrigen Positionen reihum.

Wer an welcher Stelle am Spieltisch sitzt, ist nämlich keineswegs gleichgültig: Die Position eines Spielers ist umso besser, je weiter hinten er in der Spielrunde sitzt, weil er dann beurteilen kann, was die Spieler vor ihm tun. Das erlaubt ihm in gewissem Umfang Schlüsse darauf, wie stark das Blatt der vorhergehenden Spieler ist – was die eigenen Entscheidungen sicherer macht. Man unterscheidet zwischen „Early Position“, „Middle Position“ und „Late Position“ (wie in der Abbildung rechts dargestellt). In unserem Musterspiel hat Tobias in der „Late Position“ die stärkste Ausgangsposition.

Karten auf die Hand!
Jan mischt die Karten sorgfältig und gibt sie jeweils einzeln und reihum im Uhrzeigersinn, stets bei seinem linken Nachbarn Anna beginnend, an die Mitspieler aus. Jeder Spieler erhält zwei Karten. Diese Karten werden Handkarten oder Hole-Cards genannt.

Sobald das Geben beendet ist, dürfen sich alle Spieler ihre Karten ansehen. Jeder Spieler darf sich seine Handkarten jederzeit und beliebig oft ansehen, sollte sie aber vor den Mitspielern verborgen halten. Zusätzliche Karten bekommen die Spieler im weiteren Spielverlauf nicht mehr auf die Hand. Alle weiteren Karten werden offen in der Mitte des Spieltisches als Gemeinschaftskarten ausgelegt. Die Ausgangsposition sieht wie folgt aus:

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Bevor das Spiel beginnt, müssen die beiden Spieler links vom Dealer sogenannte Blinds, also Einsätze, bringen. Der direkte linke Nachbar (Anna) bringt die Hälfte des vereinbarten Mindesteinsatzes als Smoll-Blind, der zweite linke Nachbar (Daniel) den vollen Mindesteinsatz als Big-Blind.

In diesem Fall hat sich unsere Spielerunde darauf geeinigt, dass der Small- Blind einem Chip (mit einem Gegenwert von 1 Cent) entspricht und der Big-Blind zwei Chips. Man kann hier natürlich auch andere Werte festlegen. Beide Spieler legen ihren Anteil in den „Pot“, den Sammeltopf für die Wetteinsätze der Spieler, in der Mitte des Spieltisches.

Diese Zwangseinsätze, deren Zahlung nicht verweigert werden darf, bringen erstes Geld in den Pot, heizen damit das Spiel an und sollen verhindern, dass die Spieler zu früh aus dem Spiel aussteigen. Auch die noch folgenden Einsätze der Mitspieler werden in den Pot eingezahlt.

Wie gut ist mein Blatt?
Alle analysieren zunächst ihr Blatt. Es ist nicht gerade einfach, Geld bereits auf Endergebnisse zu setzen, von denen man nicht einmal 30 Prozent kennt. Denn im weiteren Spielverlauf kommen ja noch fünf Karten hinzu.

Anna ist zufrieden. Ein Paar Buben sind eine starke Ausgangsposition. Da sie den Nachteil hat, in einer frühen Position am Tisch zu sitzen, ist eine starke Hand bei ihr besonders wichtig. Aus ihrem Paar kann zwar kein Vierling mehr werden, weil Daniel ebenfalls einen Buben auf der Hand hat – doch woher soll Anna das wissen? Ein Drilling ist aber allemal möglich, und wenn es gut läuft sogar ein Fullhouse. Wenn nicht, dann vielleicht zwei Paare. Im ungünstigsten Fall bleibt es bei dem Paar, das sie schon auf der Hand hat. Einen Einsatz muss Anna nicht bringen, denn sie hat ja bereits den Small-Blind in den Pot gelegt.

Auch Daniel hat keinen Grund zum Jammern. Die Kombination Bube-König in unterschiedlichen Farben ist zwar nicht so stark wie das Bubenpärchen von Anna – von dem Daniel natürlich nichts weiß – aber es ist immerhin ein guter Anfang, zum Beispiel für eine hohe Straße. Auch er braucht zunächst nichts zu tun, da er bereits den Big-Blind beigesteuert hat.

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