Quo vadis, die deutsche Eishockey Liga – erfahren Sie mehr
Quo vadis, deutsches Eishockey?
Wenn die Weltmeisterschaft einer Sportart im eigenen Land stattfindet, sollte das für die betreffende Sportart eigentlich einen großen Schub bedeuten und das Ansehen des Sports ein wenig aufpolieren. In vielen Sportarten ist dies auch der Fall. Noch heute sprechen viele Menschen über das Sommermärchen 2006 oder über den WM-Titel im eigenen Land im Handball 2007. Doch wann erinnern sich die Leute noch einmal an eine Eishockey-WM im eigenen Land? Die letzte Heim-WM fand 2010 statt, bei der die DEB-Truppe sensationell ins Halbfinale einzog. Und auch 2017 findet wieder eine WM im eigenen Land statt, Co-Ausrichter ist die französische Hauptstadt Paris. Wird diese WM diesmal das deutsche Eishockey nach vorne bringen?
Querelen in fast allen Ligen
Die DEL stellt im Eishockey die höchste Spielklasse dar. Allerdings handelt es sich bei der DEL um eine geschlossene Gesellschaft, denn einen geregelten Auf- und Abstieg von der oder in die DEL2 – die zweithöchste Spielklasse – gibt es nicht. In den letzten Wochen machten erneut Nachrichten die Runde, wonach die DEL auch weiterhin eine geschlossene Gesellschaft bleiben wird. Dies wiederum bringt die Teams aus dem Unterhaus in Rage, da nicht zuletzt die Top-Teams wie der frischgebackene Meister aus Frankfurt ihren Fans schließlich mittelfristig wieder die Erstklassigkeit bieten wollen. Interne Querelen und falsche Eitelkeiten scheinen nach jetzigem Stand der Dinge fruchtbare Gespräche zu verhindern. Die Geschädigten sind Vereine, Fans und vor allem der Eishockeysport selbst. Man stelle sich den Fußball ohne Auf- und Abstieg vor. Nicht nur die Fans würden auf die Barrikaden gehen.
Auch in den unteren Ligen nur wenig geordnete Strukturen
Wenn man sich in die unterklassigen Ligen des Eishockeys bewegt, fällt auf, dass es dort ebenfalls lange an vernünftigen Strukturen mangelte oder noch immer mangelt. In der DEL2 soll der eine oder andere Verein finanziell bereits wieder am Tropf hängen. Und in der dritthöchsten Spielklasse, der Oberliga wurden zum zweiten Mal die Tilburg Trappers Meister. Tilburg? Wo in Deutschland liegt das? Die Antwort: Tilburg liegt in Holland. Seit etwa zwei Jahren dürfen die Trappers aus den Niederlanden in der Oberliga mitspielen und sind dabei nicht nur sportlich eine echte Bereicherung. Allerdings sollte es den deutschen Vereinen zu denken geben, wenn ein Club aus Holland in die Liga kommt und zweimal in zwei Jahren den Titel holt. Wenn man im Laufe dieser Saison bei openodds.com nach den besten Quoten geschaut hat, dürften die Trappers nicht lange weit oben gestanden haben. Die Niederländer drehten erst in den Playoffs so richtig auf und konnten letztlich die Tölzer Löwen in die Knie zwingen. Der Vorrundenmeister aus Herne strich bereits in der ersten Runde gegen die Hannover Indians die Segel.
Die vierthöchste Spielklasse ist die neugegründete Regionalliga West, in der sich die Hammer Eisbären die Krone aufsetzten. Jene Hammer Eisbären, die im Vorjahr noch dem diesjährigen Finalgegner aus Hamm unterlegen waren. Doch auch hier steigt der Meister nicht auf. Bereits im Vorjahr verzichteten alle Teams auf den Aufstieg in die Drittklassigkeit. Kein Wunder, denn mit einer Mannschaft aus berufstätigen Amateuren und einigen Halbprofis lässt sich professioneller Aufwand nicht betreiben.
Jahrhunderttalent Draisaitl
Leon Draisaitl, Sohn des ehemaligen deutschen Nationalspielers Peter Draisaitl zählt inzwischen zu den absoluten Jungstars der NHL. Zwar ist der 21-Jährige in Köln geboren, hat jedoch die entscheiden Karriereschritte in Nordamerika gemacht. In einem Senioren-Team kam Draisaitl in seiner Heimat nie zum Einsatz. Fraglich, ob „King Leon“, wie ihn die Fans seines Clubs Edmonton Oilers bereits nennen, innerhalb der deutschen Strukturen die gleiche Entwicklung genommen hätte. Somit werden möglicherweise mehr und mehr talentierte Spieler die Heimat verlassen und ihr Glück in Nordamerika versuchen. Also quo vadis, deutsches Eishockey? Geordnete Strukturen von der höchsten bis in die niedrigste Liga wären schon einmal ein guter Anfang. Wenn dann mehr Draisaitls auf der Bildfläche auftauchen, werden sich vielleicht auch nicht nur die eingefleischten Eishockey-Fans an eine WM im eigenen Land erinnern…
Bildquelle: stock.adobe . com