
Glücksspiel in Belgien: Mehrheit der jungen Erwachsenen spielt online – auch illegal
Jung, digital – und risikobereit: So spielt Belgien zwischen legal und illegal
Es ist ein beunruhigendes Bild in Belgien, das die belgische Glücksspielkommission im Frühjahr 2025 gezeichnet hat. Junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren spielen viel – und nicht immer dort, wo sie es eigentlich dürften. Die neue Studie, durchgeführt vom Forschungsinstitut DataSynergy, gibt seltene und präzise Einblicke in das digitale Spielverhalten dieser Altersgruppe. Befragt wurden 1.000 Personen, und die Ergebnisse sprechen für sich.
Legale Angebote dominieren – aber illegale Plattformen sind mit dabei
Die erste Zahl lässt aufhorchen: 84 % der Befragten gaben an, auf legalen Glücksspielseiten aktiv zu sein. Auf den ersten Blick wirkt das positiv – immerhin zeigt es, dass regulierte Anbieter sichtbar und etabliert sind. Doch gleichzeitig gibt über ein Viertel (28 %) der jungen Spieler an, auch auf illegalen Seiten zu spielen – Seiten, die keiner Kontrolle unterliegen, keine Spielerschutzmaßnahmen garantieren und nicht selten auch Datenschutzlücken aufweisen.
Auffällig ist: Die Namen illegaler Anbieter sind in der Zielgruppe durchaus bekannt. Zwar konnten 94 % der Befragten mindestens eine legale Plattform nennen, aber auch 61 % nannten mindestens einen unregulierten Anbieter. In der Liste der zehn meistgenannten Marken finden sich gleich drei illegale Glücksspielseiten – ein deutliches Zeichen für deren Präsenz in digitalen Lebenswelten junger Erwachsener.
Online verdrängt klassische Spielorte
Dass Glücksspiel längst nicht mehr mit blinkenden Automaten in verrauchten Hinterzimmern assoziiert wird, zeigt die nächste Zahl: Fast die Hälfte (48 %) der Befragten spielt online, während nur 37 % angaben, in einer physischen Spielhalle oder einem Casino aktiv gewesen zu sein. Für viele ist das Glücksspiel inzwischen Teil ihres digitalen Alltags – zwischen Streaming, Gaming und Social Media.
Seit September 2024 – dem Startzeitpunkt der Datenerhebung – haben über die Hälfte (53 %) mindestens einmal gespielt, trotz gesetzlicher Einschränkungen. Das legt nahe, dass technische Zugangsbeschränkungen allein oft nicht ausreichen, um jüngere Zielgruppen wirksam zu schützen.
Vom Spaß zum Ritual? Das Spielverhalten im Detail
Wer nun denkt, dass es sich dabei um vereinzelte „Ausreißer“ handelt, irrt. Das Spiel ist längst in der Mitte des Alltags angekommen. 30 % der Befragten gaben an, gelegentlich zu spielen, etwa einmal im Monat oder seltener. 23 % tun dies hingegen wöchentlich oder mehrmals die Woche – eine Regelmäßigkeit, die auf ein ritualisiertes Verhalten hindeutet. 10 % spielen nahezu täglich – eine Zahl, die aus Sicht des Spielerschutzes besonders relevant ist.
Freunde haben mehr Einfluss als Werbung
Spannend ist auch die Frage nach dem „Warum“. Warum entscheiden sich junge Menschen für eine bestimmte Glücksspielseite? Die Antwort überrascht: Empfehlungen aus dem Freundeskreis sind mit 32 % der wichtigste Entscheidungsfaktor. Die persönliche Empfehlung schlägt dabei klar alle Formen klassischer Werbung.
Werbung über Social Media wird nur von 15 % als ausschlaggebend genannt, Sportsponsoring liegt sogar noch darunter – bei nur 12 %. Diese Ergebnisse zeigen: Glücksspiel ist heute oft ein sozialer Akt, ein digitales Gruppenerlebnis. Werbung wirkt – aber Freundesgruppen wirken stärker.
Die Rolle der Aufsichtsbehörden und internationale Beispiele
Die belgischen Regulierungsbehörden sind mit dieser Entwicklung nicht allein konfrontiert. Auch in anderen Ländern wird zunehmend darüber diskutiert, wie junge Menschen besser vor übermäßigem Glücksspiel geschützt werden können – insbesondere im Netz.
Ein Beispiel: Die amerikanische NFL hat vor Kurzem 600.000 US-Dollar an das International Center for Responsible Gaming gespendet, um das Glücksspielverhalten von College-Studierenden zu erforschen und neues Informationsmaterial für Eltern und Schulen zu entwickeln. Die Branche selbst zeigt also erste Anzeichen von Selbstregulierung – wenn auch zögerlich.
Ein neuer Anlauf für Schutz, Aufklärung und digitale Kontrolle
Die belgische Glücksspielkommission will mit den aktuellen Daten mehr als nur eine Bestandsaufnahme liefern. Das Ziel ist klar: Verbraucherschutz stärken, illegale Anbieter zurückdrängen und junge Menschen gezielter aufklären. Die Studie folgt auf eine ähnliche Untersuchung aus dem Jahr 2023 und soll künftig als Grundlage für konkrete politische und mediale Maßnahmen dienen.
Dazu gehört vermutlich auch ein intensiver Blick auf Social-Media-Plattformen, über die viele junge Menschen erstmals mit Glücksspiel in Berührung kommen. Gleichzeitig wird es darauf ankommen, legale Plattformen noch sichtbarer und attraktiver zu gestalten – mit klaren Regeln, hohem Schutzstandard und glaubwürdiger Kommunikation.
Denn der digitale Glücksspielmarkt wächst weiter – und mit ihm die Verantwortung, ihn sicherer zu gestalten.
FAQ: Glücksspielverhalten junger Erwachsener in Belgien
Wie viele junge Erwachsene in Belgien spielen Glücksspiele?
Laut einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2025 spielen rund 84 % der 18- bis 30-Jährigen auf legalen Glücksspielseiten. Über ein Viertel (28 %) nutzt darüber hinaus auch illegale Plattformen.
Welche Form des Glücksspiels ist am beliebtesten?
Online-Glücksspiel ist deutlich verbreiteter als klassische Spielstätten. 48 % der Befragten gaben an, online zu spielen, während nur 37 % eine physische Spielhalle besucht haben.
Wie oft spielen junge Erwachsene in Belgien?
Die Mehrheit spielt nur gelegentlich (30 %), doch 23 % der Befragten gaben an, einmal oder mehrfach pro Woche zu spielen. 10 % sagten sogar, dass sie fast täglich spielen.
Wie erkennen junge Erwachsene legale von illegalen Glücksspielseiten?
Die Studie zeigt, dass legale Anbieter insgesamt bekannter sind. 94 % konnten mindestens eine lizenzierte Plattform nennen, aber auch 61 % erkannten einen illegalen Anbieter – was auf die hohe Sichtbarkeit beider Arten von Plattformen hinweist.
Was beeinflusst die Wahl der Glücksspielseite?
Empfehlungen aus dem Freundeskreis spielen die größte Rolle. 32 % wählen eine Plattform auf Basis persönlicher Tipps. Werbung über Social Media (15 %) und Sportsponsoring (12 %) sind deutlich weniger entscheidend.
Was unternimmt Belgien gegen illegales Glücksspiel?
Die Glücksspielkommission nutzt die Daten der Studie, um gezieltere Maßnahmen zu entwickeln. Ziel ist es, den Zugang zu illegalen Angeboten zu erschweren, die Aufklärung zu stärken und vor allem jüngere Nutzer besser zu schützen.
Gibt es internationale Reaktionen auf das Thema?
Ja, auch andere Länder reagieren. In den USA hat die NFL beispielsweise 600.000 US-Dollar für Forschung und Aufklärung im Bereich Jugend- und College-Glücksspiel gespendet, um das Problembewusstsein zu stärken.
Welche Rolle spielen soziale Medien beim Glücksspiel?
Soziale Medien sind ein zunehmend wichtiger Kanal – vor allem als Zugangspunkt zu illegalen Plattformen. Zwar ist ihre Werbewirkung laut Studie begrenzt, doch die Sichtbarkeit von Glücksspielinhalten bleibt ein regulatorischer Brennpunkt.