Eine interessante Geschichte von der Welt Sportwettens
Ich bin ein Berufsspieler, d.h. ich investiere Geld in verschiedene Spiele. Damit sind aber keine Glücksspiele gemeint. In den vergangenen fünfzehn Jahren habe ich konsequent Geld bei den unterschiedlichsten Spielen gewonnen. Manche Menschen nennen mich einen Spieler, während mich andere als einen eiskalten Analytiker oder Mathematiker betrachten. In manchen Dingen bin ich immer noch ein kleiner Junge mit einem großen Spieltrieb und dem enormen Bedürfnis, unterschiedlichste Spiele zu beherrschen. Schach habe ich inzwischen durch Backgammon ersetzt und von der Pferderennbahn bin ich zu allgemeinen Sportwetten übergegangen. Doch weiterhin bewahre ich mir einen unerschütterlichen Enthusiasmus für das, was ich tue.
Als Kind war ich ein aufgeweckter Junge. Kinder haben oft ambivalente Berufswünsche: Heute wollte ich Krankenwagenfahrer und morgen Holzfäller werden. Mit elf Jahren fand ich es faszinierend, Spielen als berufliche Perspektive anzustreben. Seltsamerweiser fiel dies mit dem Kauf meines ersten Kassettenrekorders zusammen. Geboren bin ich in Hämeenlinna, einer Stadt über hundert Kilometer nördlich von Helsinki, der Hauptstadt Finnlands. Vor dem Ausbruch des Winterkrieges (1939/40 zwischen Finnland und der Sowjetunion) hütete mein Großvater Emil Henrik Pferde in Karelien und begann sich im hohen Alter für Pferderennen zu interessieren. Papa machte mir Pferderennen schmackhaft, es war eine spannende und attraktive Beschäftigung. Ich rannte oft zu den Zeitungshändlern, um die neuesten Programme zu holen. Aber niemand in unserer Familie, nicht einmal Papa, war besonders an Wetten interessiert.
Großmutter half gelegentlich, die Fußballscheine aus-zufüllen. Jeden Samstag wettete ich mit meinem Vater eine kleine Summe in den Wettbüros. Erst nachdem wir die Ligatabellen gründlich studiert hatten, füllten wir sorgsam die Scheine aus. Im Jahr 1973, ich war elf Jahre alt, gewann ich schließlich die Summe von 360 FIM (etwa 50 EURO). Die Hälfte gehörte wirklich mir. Das war eine enorme Geldsumme für einen kleinen Jungen, die es mir ermöglichte, diesen ersten Kassettenrekorder zu kaufen – ein wunderbares, ja geradezu mythisches Gerät, das sich für mich als der größte Schatz über-haupt erwies. Mutters Stiefvater Veikko brachte mir das Schachspielen bei.
Es bedeutete für mich den Eintritt in die magische Welt der Spiele. Nach einem Jahr ständigen Schachspielens schaffte ich es, ihn endlich zu schlagen. Ich war und bin mir nicht ganz sicher, ob er wirklich nach seinen besten Kräften spielte, aber ich hielt meinen Sieg dennoch für eine wichtige Leistung. Das erste Pferd, auf das ich je gesetzt habe, hieß Akseli. Ich belauschte zwei gut gekleidete Herren vor dem Rennen, die Zigaretten rauchten, nach Wohlstand aussahen und einen selbstsicheren Eindruck auf mich machten. Und ich hörte sie etwas über Akselis Reiter, Tapio Tarri, brüllen: Tapsa, wir haben eine Menge Geld auf Dich gewettet, also gib Dein Bestes.
Dieser Tipp war wie ein Evangelium für mich und bedeutete, dass ich mein ganzes Geld auf Akseli setzen musste. Leider brach Akseli im Schlussspurt ein und lief in Höhe der Stalle aus. Aber ich lernte an diesem Tag etwas Wichtiges: dass es besser ist, sich auf Fakten zu verlassen als auf Gerüchte. Dies um so mehr, als ich herausgefunden hatte, dass ich der Einzige war, der auf Akseli gewettet hatte … Meine größten Verluste lagen etwa im Bereich von 27, 38 und 50 FIM (etwa 5 bis 10 EURO). Diese Verluste machten mich psychisch krank. Eine schlechte Nacht auf der Rennbahn in Riihimäki ließ mich ernsthaft darüber nachdenken, alles aufzugeben – nach einem Verlust von nicht mehr als 27 FIM! Diese pathologische Angst vor dem Verlieren war gleichzeitig mein Vorteil und ermöglichte mir, das Risiko bei meinen Wetten zu minimieren. Meine Mutter rief ein starkes Schuldgefühl in mir wach, was zu kleinen Wetteinsätzen führte; es sollte einer meiner wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Zukunft werden.