Der loose-passive Spieler und Gegner LPA Teil I – gute Pokerstrategien lernen

Loose-passive Spieler (LPA) sind am leichtesten zu schlagen – und es gibt besonders in Partien mit niedrigen Einsätzen viele davon. Sie sind derart von ihrem Bedürfnis nach Harmonie und der Angst vor Konflikten bestimmt, dass sie folgende Botschaft nie verstehen werden: Poker belohnt Geduld und Aggression. Anstatt auf eine gute Hand zu warten und mit dieser zu attackieren, spielen sie zu viele Blätter und diese zu passiv. Sie kommen mit Aggression derart schlecht zurecht, dass sie die anderen Spieler die Action bestimmen lassen. Anstatt zu betten und zu raisen, gibt es für sie nur callen, callen und nochmals callen. Das unvermeidliche Resultat ist eine unabsehbare Reihe beträchtlicher Verluste.

Sie sind nicht so berechenbar wie LAGs, weil sie weder ihre Einsätze erhöhen noch ihre Stimme erheben, aber man kann sie schnell erkennen. Außer der Beteiligung an jedem Pot und der passiven Spielweise, ist ihr gesamtes Erscheinungsbild oft von Sanftmut und Zurückhaltung geprägt. Es handelt sich um jene Sorte Mensch, die Sie gerne als Nachbar oder als Verwandten hätten, die aber keine Chance hat, beim Poker zu gewinnen.

Loose-passive Gegner
Jeder mit einer Bewertung zwischen 7 und 9 bei der Kenngröße „tight/loose“ und zwischen 1 und 3 bei der Kenngröße „passiv/aggressiv“ gilt als loose-passiver Spieler (LPA). Viele der Prinzipien und Beispiele beziehen sich hauptsächlich auf die Calling Station (9,1). Je näher die Bewertung eines Spielers diesem Extrem kommt, desto eher agiert, denkt und fühlt er wie eine Calling Station. Calling Stations spielen nicht um des Siegens willen. Möglicherweise behaupten sie es, wissen aber selbst, dass dies nicht stimmt. Sie werden derart von ihrer Passivität und ihrem Wunsch nach Harmonie beherrscht, dass sie sich in Aktionen verwickeln lassen, deren Fehlerhaftigkeit ihnen bekannt ist.

Weniger extreme LPAs können sich besser beherrschen und sind flexibler. Haben Sie es mit einem solchen Gegner (zum Beispiel einem 7,3-Spieler) zu tun, müssen Sie bei der Anwendung dieser Prinzipien vorsichtig sein. Auch in diesem Fall müssen Sie die gleichen Anpassungen vornehmen, aber mehr Urteilsvermögen aufbringen und sich auf einen effektiveren und undurchschaubareren Gegner einstellen. Sie müssen ständig nach stilistischen Variationen Ausschau halten und sich seinem aktuellen Spielstil anpassen.

Alle loose-passiven Spieler verlieren gewaltige Summen. Sie verlieren mit höherer Beständigkeit als jeder andere – selbst als ein Maniac. Haben die anderen Spieler erst einmal einen loose-passiven Spieler ausgemacht, betten und raisen sie unbekümmert in ihn hinein. Sie wissen, dass er auch callt, wenn er eindeutig geschlagen ist. Bekommt er einmal eine gute Hand und raist, callt niemand, weil jeder weiß, was er hat. LPAs weisen die bei weitem ungünstigste Kombination auf: Sie lassen Action zu, bekommen jedoch selbst keine, wodurch sie die am leichtesten zu schlagenden Gegner sind.
Liegt bei einem Spieler eine der beiden Kenngrößen außerhalb des Rasters (unter 7 bei „looser Spielweise“ und über 3 bei „Aggression“), so befindet er sich außerhalb der mit „loose-passiv“ bezeichneten Ecke und einige der Prinzipien gelten möglicherweise nicht für ihn. Da LPAs die loose und passive Spielweise mit den angrenzenden Ecken teilen, überschneiden sich einige Teile dieses Poker-Artikels mit denen über loose-aggressive beziehungsweise tight-passive Spieler.

Abbildung IX: Loose-passive Spieler

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Merkmale zur schnellen Wiedererkennung
Dieser Abschnitt baut auf dem im vorhergehenden Poker-Artikel genannten Prinzip auf: Menschen spielen auf die gleiche Weise Poker, wie sie an andere Dinge herangehen. Zurückhaltende Leute spielen passiv und leichtsinnige, ungeduldige Menschen spielen loose. Wenn jemandes Stimme, Verhalten und Gesten auf Zurückhaltung und einen Mangel an Selbstkontrolle schließen lassen, bevorzugt er vermutlich eine loosepassive Spielweise. Je mehr Signale Sie wahrnehmen, desto sicherer können Sie sich sein und desto extremer ist wahrscheinlich der Stil dieses Spielers.

Wir müssen jedoch eine früher ausgesprochene Warnung wieder-holen: Poker ist ein Spiel der Täuschung und einige Spieler – besonders diejenigen, die dieses Poker-Portal gelesen haben – könnten sich als LPA präsentieren, um Sie zu täuschen. Stellen Sie sicher, dass deren Spielweise mit den anderen Signalen in Einklang steht. Wenn nicht, ignorieren Sie diese und passen sich deren Spiel an – und gehen davon aus, dass diese Sie auch noch in anderer Hinsicht täuschen wollen. Loose-passive Spieler sind leichter zu identifizieren als alle anderen, mit Ausnahme von loose-aggressiven Spielern. Sie können diese problemlos erkennen, weil sie um nahezu jeden Pot mitspielen und zu Offenheit und Ehrlichkeit neigen: Sie bekommen, was Sie sehen. Ein paar von diesen Spielern erzählen Ihnen sogar, wie sie spielen.

Im Übrigen ist es gar nicht so wichtig, die LPAs schnell zu erkennen. Weder können diese Ihnen sonderlich schaden – es sei denn, sie überholen Sie auf dem River – noch haben Sie die Möglichkeit, großen Einfluss auf LPAs auszuüben. Wenn Sie zum Beispiel versuchen, diese zu bluffen oder zu überfahren, machen sie vermutlich genau das, was sie immer tun – Callen.
Nachfolgend einige Merkmale, an denen Sie einen LPA erkennen können.

Merkmal Nr. 1: Leise Stimme, zurückhaltende Wortwahl und Gesten, ein entgegenkommendes und freundliches Wesen sowie ein friedfertiges Aussehen. Wenn jemand friedfertig und freundlich daherkommt, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass er ein passiver Spieler ist, aber nicht notwendigerweise loose. Scheint er außerdem locker, zwanglos und wohlwollend zu sein, können Sie bei ihm von einer loosen Spielweise ausgehen. Beobachten Sie, wie ersieh gegenüber Außenstehenden verhält, wie beispielsweise der Bedienung, den Dealern und Zuschauern. Eine umgängliche, zuvorkommende Art lässt darauf schließen, dass jemand loose-passiv agiert.

Merkmal Nr. 2: Eher an Gesellschaft interessiert als am Gewinnen.
Dieses Verhaltensmuster ist ein extrem verlässliches Indiz, dass jemand loose-passiv ist. Wenn ein Spieler beispielsweise den Karten wenig Aufmerksamkeit zollt, nicht weiß, wer geraist hat und was gerade vorgeht, oder wie bei einer zwanglosen Partie Bridge herumplappert, können Sie nahezu sicher sein, dass er loose-passiv ist.

Merkmal Nr. 3: Vollkommene Entspannung. Passive Spieler sind entspannter als aggressive und loose-passive sind die lockersten. Manche von ihnen ähneln sogar der Titelfigur der Satirezeitschrift MAD, Alfred E. Neumann, als ob sie sagen wollten: „Was soll mir schon passieren?“

Merkmal Nr. 4: Unscheinbare Kleidung, Schmuck, Wortwahl und Verhaltensweisen. Jeder, der sich kaum von der Tapete abhebt, ist vermutlich passiv, aber nicht notwendigerweise loose. Haben Sie bei jemandem Passivität ausgemacht, können Sie das Ausmaß seiner loosen Spielweise anderweitig ermitteln.

Merkmal Nr. 5: Ein behutsames oder sogar ängstliches Setz-verhalten weist eindeutig auf Passivität hin. Wenn jemand zum Beispiel seine Chips so nah bei sich platziert, dass er anscheinend Angst hat, die anderen zu stören, oder seine Bets am liebsten zurücknehmen würde, ist er vermutlich passiv. Auch hier müssen Sie bezüglich des loosen Verhaltens gesonderte Einschätzungen treffen.

Merkmal Nr. 6: Unnötig frühes Einkäufen. Jeder, der sich in Middle- oder Early Position einkauft, signalisiert eindeutig ein looses Spielverhalten. Offensichtlich tritt dieses Merkmal umso deutlicher zutage, je weniger lang jemand warten kann. Nicht einmal ein oder zwei Hände abwarten zu können, lässt stark auf Ungeduld oder Gleichgültigkeit gegenüber ökonomischen Regeln schließen – was eng mit loosem Spielverhalten verbunden ist. Die Art und Weise, wie jemand am Tisch Platz nimmt, kann ein Hinweis auf den Grad der Aggressivität sein. Loose-aggressive Spieler machen dies möglicherweise energisch oder bringen einen Machospruch, wohingegen loose-passive ruhig und manchmal fast um Entschuldigung bittend ihren Blind setzen, fast, als wollten sie sagen: „Bitte verzeihen Sie die Einmischung.“ Wie immer sollten Sie darauf achten, wie andere Spieler auf den Neuankömmling reagieren. Vielleicht kennen sie ihn bereits. Im Folgenden zwei Erkennungsmerkmale, die oftmals einen loosepassiven Spieler verraten.

Der loose-passive Spieler und Gegner LPA Teil II

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