Spielsysteme in Lotto und Glücksspiele – Weggeworfenes Geld

Spielsysteme in Lotto
Als am 6. Oktober 1997 die Gewinnquoten veröffentlicht wurden, platzte bei 124 Lottotippern der Traum vom Millionär. Sie alle hatten dieselbe Zahlenreihe angekreuzt. Mit s i 53 092 € mussten sie sich deshalb zufriedengeben. 1977 hatten schon einmal 205 Spieler dieselben Zahlen, der Gewinn betrug damals noch ganze 30 000 €. 1988 hatten sogar 222 Menschen auf den Sixpack 24, 25, 26, 30, 31, 12 gesetzt. Damals gab’s für jeden 84 000 €.

Wer auf Geburtsdaten setzt oder Muster auf die Tippscheine malt, hat zwar die gleiche Chance auf einen Sechser wie jeder andere, aber die Wahrscheinlichkeit eines richtig hohen Gewinns ist eher gering. Denn es gibt Lottozahlen, die beliebt sind, während andere seltener getippt werden. Darauf bauen professionelle Tippgemeinschaften wie Faber ihre Marketingstrategien auf. Motto: Wenn schon gewinnen, dann richtig! Vier Prozent aller Einsätze sollen inzwischen bei solchen Unternehmen abgegeben werden.

Wer etwa bei Lotto Team einsteigt, beteiligt sich am Vollsystem Super-Gigant 11. Neunzig Prozent aller möglichen Spielzahlen, wirbt der Prospekt, werden abgedeckt. Wie bei den meisten kommerziellen Anbietern setzen die Spielgemeinschaften darauf, beliebte Zahlen nicht zu tippen. In Büchern, die das Glück erzwingen wollen, und mehr noch im Internet ist ein regelrechter Glaubenskrieg um die besten Strategien ausgebrochen.

Zum Super-Gigant 11 merkt ein Kritiker an: Wenn man 90% bis 100% aller Lotto-Zahlen verwendet, ist prinzipiell keine durchgängige Hochquotenstrategie mehr möglich, vor allem dann nicht, wenn man die Zahlen über Vollsysteme vollständig permutiert! Die Hochquotenstrategie geht davon aus, dass man hohe Gewinne nur erreichen kann, wenn man seltene Zahlen spielt. Ein weiteres Problem sei, dass Tippgemeinschaften ihre Tips immer mehrere Wochen konstant halten. Aus zahlentheoretischen Überlegungen (und in der Praxis verifizierbar) sind bei den Lotto-Ziehungen durchschnittlich jede zweite Woche Mehrlinge (Zwillinge usw.) zu erwarten und jede zweite Woche nicht! Ein Tip über mehrere Wochen liegt also tendenziell jede zweite Woche total daneben und ist weggeworfenes Geld! Mehrlinge sind mehrere Zahlen in Folge. Und schließlich meint der unbekannte Stratege: Je mehr unbeliebte Zahlen von solchen Spielergemeinschaften getippt werden, desto mehr gleicht sich deren Häufigkeit derjenigen beliebter Zahlen an.

Wie also sollte eine erfolgversprechende Tippstrategie aussehen? 1. Keine Vollsysteme spielen. 2. Echte Hochquotenreihen spielen. 3. Keine Mehrwochenscheine spielen. 4. Keine Quick-Tipps spielen.

Auch die Glücksspiel-GmbHs bieten in ihrer Kundenzeitschrift Spiel mit ein Lottobarometer an. Dies sei aber lediglich ein spielerischer Versuch, die Präferenz, dass eine bestimmte Zahl von 1 bis 49 bei der nächsten Ziehung der Lottozahlen gezogen wird, mittels einer Kennziffer auszudrücken. Sie ergibt sich aus der Formel:
n X 6/49 + w – z = k (Kennziffer)

Man geht dabei von der Anzahl der bisherigen Ausspielungen (n) aus, multipliziert diese Zahl mit 6 und dividiert sie durch 49. Dazu addiert man die Zahl wie lange nicht gezogen (w = Zahl der Wochen) und zieht die Ziehungshäufigkeit (z) dieser Lottozahl ab. Selbstverständlich ist damit keine bestimmte >Vorhersage< möglich, schränkt Toto-Lotto in Stuttgart ein, zumal die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Zahl gezogen wird, bei jeder Ziehung gleich ist. Eine mathematische Berechnung der Ziehungswahrscheinlichkeit sei damit sicher nicht möglich.

Auch Otto Lotto glaubt, dass das Glück nicht zu erzwingen ist, schon gar nicht beim Lotto. Auf keinen Fall können noch so ausgeklügelte Strategien die Prozente wiedergut machen, die von cleveren Geschäftsleuten für ihre Bemühungen ums Glück kassiert werden. Die Hälfte der Einsätze wird ohnehin einbehalten, und deshalb stehen die Sieger bei den Lotterien fest: die Finanzminister und mit ihnen alle, die das Spiel veranstalten. Und so behält auch bei diesem Versuch, den Zufall zu beeinflussen, Bert Brecht recht: Ja, renn nur nach dem Glück, doch renne nicht zu sehr! I Denn alle rennen nach dem Glück, das Glück rennt hinterher.

Albert Einstein soll sich lange Jahre mit Roulette beschäftigt haben und schließlich zur Erkenntnis gelangt sein, dass es nur zwei Wege gibt zu gewinnen: Jetons zu stehlen oder Systeme zu verkaufen. Das gilt bis heute, nicht nur heim Roulette, sondern auch beim Lotto.

vorherige Das Stiftungswesen, ernst Albrechts Geldhahn abgedreht
nächste Fallbeispiel 4 in Berlin – unverschämter Griff in die Lottokassen