Online-Turnierformen sorgfältig untersuchen Teil II – Poker Turnierstrategien

Online-Turnierformen sorgfältig untersuchen Teil I

Eine Strategie für Gratisturniere mit No Limit Holdem
In seinem Buch Tournament Poker for Advanced Players erklärt David Sklanski, der Halbgott der Pokerstrategie, eine No Limit-Turnierstrategie, die er als Das System bezeichnet. Das System wurde stark in Internet-Diskussionsforen debattiert. Ursprünglich hatte Sklansky es entwickelt, um unerfahrenen Spielern eine Chance in Turnieren gegen die Profis zu eröffnen. Warum soll man die Methode nicht auch in Gratisturnieren ausprobieren? Immerhin kostet der Versuch nichts.
Im Wesentlichen geht es um Folgendes:
– Wenn es vorher keine Erhöhung gab, sollte man mit jedem Paar, jedem AX gleicher Farbe, jedem AK und allen Verbindungskarten gleicher Farbe höher als 3 all in gehen.
– Wenn es eine Erhöhung gab, sollte man mit AA, KK oder AK gleicher Farbe all in gehen.
– Sämtliche anderen Blätter sollte man abwerfen.

Dem System entsprechend sollte man in den ersten vier Runden nur AA spielen und damit immer all in gehen. Allerdings setzt es voraus, dass jeder mit einem Riesen-Chipstapel startet (10.000 Turnierchips mit Anfangs-Blinds von 5 und 10). Diesen Luxus gibt es leider nicht bei Gratisturnieren. Abhängig von der Höhe der Blinds und dem Anfangsstapel wollen Sie vielleicht warten – oder auch nicht. Wenn Sie weniger als das Zehnfache des Big Blinds haben, können Sie nicht auf AA warten. Weil man so selten zwei Asse bekommt, schmilzt der Chipstapel dahin, bis nichts mehr übrig ist, bevor überhaupt eine Chance zum Spielen kommt. Wenn das System Sie neugierig macht, forschen Sie im Internet danach. Es existieren mittlerweile fortgeschrittene Versionen davon, allerdings kommt man schnell an den Punkt, wo man komplexe Pokertheorie verstehen muss und nicht mehr geradeaus und einfache Strategien spielt. Immer dran denken: In einem Gratisturnier ist die Zahl derer, die mitgehen oder erhöhen, wenn sie aussteigen sollten, deutlich höher als gewöhnlich, weil sie – im wahrsten Sinne – nichts zu verlieren haben. Trotzdem sollen Sie es öfter einmal versuchen, Gratisturniere zu spielen (wenn die Spielweise der anderen nervt, gehen Sie zu Turnieren, die Geld kosten).

Den Wert von Gratisturnieren einschätzen
Rein mathematisch betrachtet sind Gratisturniere das Beste, was es gibt. Man kann Geld verdienen, ohne einen Cent zu riskieren. Aus der Sicht eines Mathe-Puristen sind Gratisturniere einfach großartig. Viele Pokerpuristen hassen sie allerdings. Die lange Spielzeit kann sehr langweilig sein, und die zermürbende Beanspruchung wird noch durch die nur kleinen Gewinne verstärkt. Dann ist das Spiel insgesamt so absolut locker, dass es mehr an Lotterie als an Poker erinnert. Dauernde Teilnahme an Freifahrt-Turnieren verbessert das Spielvermögen kaum, es sei denn, man kommt öfter in die Geldränge. Am Ende könnte es für das spätere Spiel um harte Euros sogar abträglich sein. Wer immer nur gegen nachlässige und disziplinlose Gegner spielt und nie sein eigenes, hart verdientes Geld riskiert, wird nicht die erforderliche Erfahrung erwerben, um sein Spiel insgesamt zu verbessern. Der Wert, den Sie aus dem Gratisspiel ziehen, hängt ganz von Ihnen ab. Wir betrachten es so wie Wetten, dass …? im Fernsehen. Jeder sollte es mal gesehen haben, um mitreden zukönnen. Aber sich dauerhaft Absurditäten wie das Annähen eines Knopfes mit einer Gabel- staplerzinke anzuschauen, ist schon etwas eigenartig, oder?

Eine Chance mit dem Einzeleintritt
Turniere mit einer einzigen Startgebühr (Freeze-out-Turniere) sind die häufigste Form, die uns im Netz begegnet. Man zahlt eine bestimmte Summe (das Startgeld) plus einen kleineren Betrag (die Startgebühr) an die Site. Die Startgebühr beträgt meist zehn Prozent des Startgeldes und geht als Servicegebühr an die Site. Dann spielt man, bis man entweder alle Chips der anderen gewonnen oder seine eigenen Chips verloren hat. Die Summe aller Startgelder bildet das Preisgeld oder den Preispool, der nach einem festgelegten Schlüssel auf die bestplatzierten Spieler ausgeschüttet wird.

Freeze-Out-Turniere finden Sie in zwei Formen: Turniere auf Abruf, die ständig angeboten werden und beginnen, sobald genug Teilnehmer sich registriert haben (zwei für Heads up, zehn für einen vollen Einzeltisch). Meist bestehen sie aus einem Tisch (zwei Tische auf den flexibleren Sites). Zeitlich festgelegte Turniere beginnen zu exakt bestimmten Zeiten und haben eine längere Phase für die Registrierung. Hierbei sollte man immer größere Veranstaltungen mit vielen Tischen erwarten. Die Besonderheiten dieser Turnierformen werden im Folgenden behandelt. Freeze-Out-Turniere (sowohl auf Abruf als fest geplant) gibt es in folgenden Variationen:
– Holdem: Festes Limit und No Limit. Hier und da Findet man auch Pot Limit.
– Omaha: Festes Limit und Pot Limit sowohl für Omaha und Omaha High/Low.
– Seven-Card Stud: Festes Limit für Seven-Card Stud und Seven-Card Stud High/Low.

Sobald für die Turniere ein Startgeld gezahlt wird, steigt die Spielstärke der Beteiligten verglichen mit den Gratisturnieren deutlich. Wie man erwarten sollte, sind die Wettbewerber umso stärker, je höher das Startgeld ist. Alle turnierstrategischen Tipps, die Sie aus realen Casinos kennen, sind hier angebracht und erforderlich. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass Onlinespieler in No Limit- und Pot Limit-Turnieren öfter mutig und verwegen setzen {wir diskutieren das in Poker-Artikel). Im Poker-Artikel sehen wir uns die Einzeltischturniere auf Abruf sehr detailliert an.

Neun Leben hat die Katze -wer nachkaufen kann, auch!
In vielen Turnieren – und in allen auf Abruf – ist die Sache gelaufen, wenn Sie alle Ihre Chips verloren haben. Das Programm ermittelt Ihre Position im Teilnehmerfeld in dem Moment, wo Sie rausfliegen. Wenn z. B. 100 Leute teilnehmen und vor Ihnen 20 rausfliegen, dann enden Sie in Position 80 (und weitab vom Geld). Nicht alle Turniere sind so. Nehmen Sie die besondere Form der Re-Buy-Turniere, wo Sie für eine bestimmte Zeit, meist die erste Turnierstunde oder die ersten drei Limitstufen, Chips nachkaufen können. Wenn Sie weniger Chips als die Startmenge haben – auch wenn Ihr Stapel ganz weggeschmolzen ist und Sie quasi kurz vom Rausfliegen sind – gibt es den Rettungsanker der Re-Buys. Mehr über das Nachkaufen und unsere Einstellung dazu (und die möglichen schlechten Nebeneffekte) lesen Sie in Poker-Artikel . Zum Nachkaufen klicken Sie auf den Kassiererknopf des Bildschirms. Sie können auch nachkaufen, indem Sie auf das Chipfachsymbol des Spieltisches klicken (dort, wo der Kartengeber sitzt). Für den Nachkauf ist keine neue Startgebühr fällig. Nach dem Ablaufen der Re-Buy- Phase kann nicht mehr nachgekauft werden. Dann läuft das Turnier weiter, wie man es von Einzeleintrittsveranstaltungen kennt. Wer seine Chips verloren hat, ist endgültig draußen. Der Kasten Rettungsanker – Chips nachkaufen in diesem Poker-Artikel zeigt, wie es geht.

Rettungsanker – Chips nachkaufen
Sie kaufen sich in ein $ 20 Pot Limit Omaha-Turnier ein. Dazu zahlen Sie $ 20 Startgeld und $ 2 Startgebühr. Das Programm weist Ihnen automatisch einen Platz und 1.500 Turnierchips zu. Sie verlieren die allererste Hand und fallen auf 1.450 Chips zurück. Jetzt könnten Sie auf das Chipfachsymbol an Ihrem Tisch klicken und für weitere $ 20 (keine Gebühr diesmal) 1.500 Turnierchips nachkaufen. Sie hätten dann 2.950 Turnierchips (nachkaufen ginge dann erst wieder, wenn Sie weniger Chips als zum Start hätten).Zehn unglückliche Blätter weiter und Sie sind auf Null. Sofort geht ein Bildschirmfenster auf, und Sie lesen die verführerische Frage: Möchten Sie für $ 20 weitere 1.500 Turnierchips nachkaufen? Wenn Sie Ja anklicken, zieht das Programm $ 20 aus Ihrem Konto (wieder ist keine Startgebühr fällig), und Sie haben wie durch Zauberhand wieder einen 1,500er Chipstapel vor sich.

Wenn Sie Nein klicken oder einfach die Entscheidungszeitspanne verstreichen lassen, sind Sie draußen. Es gibt in das Turnier kein Zurück mehr. In diesem besonderen Turnier können Sie während der ersten Turnierstunde unbegrenzt nachkaufen. Turniere mit Nachkaufmöglichkeit sind in der Liste immer besonders gekennzeichnet, entweder mit Hinweisen wie $22 + Re-Buys oder $ 20 R. ln der Turnierlobby finden Sie auch die Regeln für das Nach kaufen und alle zu beachtenden Besonderheiten.Die Nachkaufmöglichkeit gibt es häufig bei den Spielen, wo hoch gesetzt werden kann, also mit No Limit- und Pot Limit-Formaten, doch bei festen Limits sind sie sehr selten. Der Grund ist, dass ein oder zwei unglückliche Spielverläufe bei hohen Einsatzmöglichkeiten das Ende bedeuten können. In Limit-Turnieren ist die Gefahr, in den frühen Phasen alle Chips zu verlieren, nicht so groß, daher werden selten Nachkaufmöglichkeiten angeboten.

Zusatzchips zum Sonderpreis
Re-Buy-Turniere haben häufig die zusätzliche Möglichkeit, ein so genanntes Add-on zu wählen. Im Anschluss an die Nachkaufphase (meist während der ersten Pause nach einer Stunde) kann jeder – unabhängig von seinem Chipstapel – einmalig Chips kaufen. Meist bekommt man für wenig Geld überproportional viele Chips (verglichen mit der Menge für ein Re-Buy). Nehmen wir als Beispiel das $ 22 Pot Limit-Omaha-Turnier aus dem Kasten Rettungsanker- Chips nachkaufen: Einer Ihrer Kumpel schafft es bis zur ersten Pause. Er klickt auf das Chipfach und bekommt das Angebot (was nur während der Pause gilt), für weitere $ 20 zusätzliche 2.000 Chips zu kaufen (vorher gab es nur 1.500 für $ 22). Üblicherweise findet man Re-Buys nur bei großen fest geplanten Turnieren. Add-on gibt es ausschließlich bei Re-Buy-Turnieren, aber nicht alle Re-Buy-Turniere haben zwingend die Add-on-Option. Sie sollten eindeutig feststellen, welche Nachkauf- und Add-on-Möglichkeiten ein Turnier bietet, bevor Sie sich anmelden (Infos dazu finden Sie in der Liste der Turnierlobby), denn es hat einen großen Einfluss auf die Gesamtkosten des Turniers. Mehr zu Entscheidungen für oder gegen Re-Buys und Add-on finden Sie in Poker-Artikel .

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