Die Karten aufdecken oder doch nicht – Texas Holdem

Nach der Bietrunde auf dem River – selbst wenn niemand gesetzt hat und es nur gähnend langweiliges Geschiebe gab – kommt noch der Showdown, der spannende und das Herz attackierende Moment, bei dem die Karten aufgedeckt werden. Es ist nicht ungewöhnlich, besonders bei Spielen mit echter Spannung, dass Spieler übermäßig zurückhaltend sind, wenn es ans Aufdecken geht. Die Leute haben einen derartigen Beschützerinstinkt, dass sie nicht mal aufdecken wollen, wenn sie müssen. Und es ist nicht ungewöhnlich, wenn der Kartengeber dann sagt: Wer zuerst aufgedeckt hat, bekommt den Pot. Natürlich ist die Prozedur des Aufdeckens klar geregelt, wenn der ganze Tisch plötzlich wie versteinert scheint und keiner zuerst seine zitternden Karten umdrehen will.

1. Technisch betrachtet ist derjenige, der zuletzt erhöht hat (oder den ursprünglichen Einsatz platzierte, wenn nicht erhöht wurde), derjenige, den die anderen sehen wollen, deswegen deckt er als Erster auf.

2. Der Geber legt die Karten offen sichtbar auf den Tisch und nennt die Maximalkombination mit dem Board, z.B. zwei Paar, Dreier und Zweier.
Zumindest sollte der Dealer das tun, macht es aber nicht immer.

3. Dann zeigt im Uhrzeigersinn jeder Spieler entweder sein Blatt oder (wenn er sich geschlagen sieht oder glaubt) legt die Karten ab.

Jede abgelegte Hand, die nicht aufgedeckt wurde, gilt offiziell als tot und hat kein Anrecht mehr auf den Pot. Wenn eine neu aufgedeckte Hand besiegt ist, dreht der Geber sie um, legt die Karten weg und wendet sich dem nächsten Blatt zu.
Wenn ein neu aufgedecktes Blatt ein früheres schlägt, wird es zur Mitte geschoben und annonciert, zum Beispiel Drilling Drei. Die ursprüngliche Gewinnerhand wird umgedreht und abgelegt.

4. Dieser Prozess setzt sich fort, bis nur noch die stärkste Hand offen liegt (oder zwei oder mehr bei Gleichstand), der Dealer schiebt den Pot zum Gewinner (oder teilt ihn bei Gleichstand). Wenn es Sidepots gibt, werden zunächst dort die Gewinner ermittelt und es wird rückwärts zum Hauptpot hingearbeitet.

Während des Showdowns sollten Sie Folgendes im Kopf behalten:
✓ Anders als im übrigen Spiel müssen Sie beim Aufdecken nicht warten, bis
Sie an der Reihe sind. Wenn Sie glauben, Ihr Blatt gewinnt, können Sie sofort aufdecken.

✓ Passen Sie auf, dass Ihre Karten vor Ihnen liegen. Lassen Sie sie nicht in die Tischmitte segeln (es ist auch nicht nett, Sie dem Gegner an den Kopf zu werfen). Sie müssen immer nachweisen können, welche Karten Ihre sind.

✓ Sie müssen beide Karten aufdecken.

✓ Selbst wenn es Mann gegen Mann steht und der Gegner sofort wegwirft, allerdings ganz bis zum Schluss mitgegangen ist, müssen Sie aufdecken.

✓ Sie können verlangen, dass im Showdown alle involvierten Spieler ihre Karten aufdecken. In manchen Clubs müssen Sie dazu selbst mit am Showdown beteiligt sein, in anderen reicht es, wenn Sie anfangs in der betreffenden Hand involviert waren. Prägen Sie den Kartengeber nach den konkreten Regeln. Eigenartigerweise wird es in den meisten Kartenclubs immer als ein wenig eigenartig
angesehen, wenn jemand die abgeworfenen Karten anderer Spieler sehen will (ich habe nie verstanden, warum, und es hat mich nie daran gehindert).

✓ Die wichtigste Regel lautet: Glauben Sie nie, was ein Spieler über sein Blatt sagt, bevor Sie es mit eigenen Augen sehen. Jeden Tag liest irgendjemand irgendwo sein Blatt falsch. Ich unterstelle dabei schlichte Konzentrations- oder Lesefehler. Von Absichten, die etwas düsterer sind, rede ich hier nicht (obwohl es die überall gibt).

✓ Wenn Sie Ihre Karten zugedeckt haben, ist Ihr Blatt tot. Seien Sie sich absolut sicher, ein Verliererblatt zu haben, bevor Sie es wegwerfen, oder lassen Sie den Geber die Sache feststellen.

✓ Ziehen Sie den Pot nicht selbst ein. Lassen Sie den Geber die erste Bewegung in Ihre Richtung machen, dann übernehmen Sie (es ist ein gutes Gefühl, mit beiden Händen einen Berg Chips nach Hause zu ziehen).

Allgemein mag ich es nicht, Karten aufzudecken, wenn ich nicht muss. Andererseits möchte ich, dass das Spiel vorangeht. Deswegen hier meine schnelle Liste, wie ich mich beim Aufdecken verhalte:
✓ Wenn ich glaube, das Gewinnerblatt zu haben, oder wenn ich die letzte Wettrunde gestartet habe, decke ich sofort auf.
✓ Wenn jemand bessere Karten als meine zeigt, werfe ich mein Blatt sofort weg.
✓ Ich zeige meine Karten nur, wenn ich ganz unglücklich geschlagen wurde, und nur dann, wenn ich dadurch den Gegner glauben machen kann, ich wäre ein extrem zurückhaltender Betonspieler.
✓ Wenn Spieler mir zu langsam beim Aufdecken sind, presche ich ganz einfach vor und decke auf, damit Beschleunigung in die Angelegenheit kommt.

Wenn Ihr Blatt zum Gewinner erklärt wurde und Sie fordern, dass abgeworfene Karten aufgedeckt werden, gehen Sie ein kleines Risiko ein. Wenn die Karten wie gefordert aufgedeckt werden, stehen sie quasi wieder von den Toten auf. Sind die Karten dann besser als Ihre, verlieren Sie den Pot. Die Kartengeber werden immer und immer wieder beschwören, wie gefährlich das Manöver ist, aber in meiner mehr als zwanzigjährigen Zeit in professionellen Kartenclubs habe ich nie erlebt, dass ein Gewinnerblatt aus den toten Karten auferstanden ist. Die Leute werfen ein Gewinnerblatt nicht weg – seien Sie sich nur bewusst, dass es passieren könnte. Ach ja, was ich noch in höchstem Maße empfehle: Verlangen Sie nie, die weggeworfenen Karten von sturzbetrunkenen Spielern zu sehen.

Wenn Sie bis zum River kommen und niemand Ihren finalen Einsatz mitgeht, zeigen Sie Ihre Karten nicht, es sei denn: Sie sind überzeugt, es werde den Eindruck von Ihnen bei den anderen Spielern verändern (oder unterstützen), was immer das sein mag (Sie spielen konservativ, Sie spielen superlocker, Sie haben geblufft, Sie haben nicht geblufft und so weiter).
✓ Es gibt einen Preis für ein starkes Blatt, zum Beispiel für das beste Blatt des Abends (mehr dazu im nächsten Artikel6).

Online läuft es automatisch
Im Onlinepoker ist der Showdown eine total automatische Angelegenheit. Über Schaltflächen wie Auto-Muck können Sie Verliererblätter automatisch wegwerfen lassen. Das ist wie vieles andere ein kleiner Beitrag aus der Onlinewelt, um das Spiel zu beschleunigen. Wenn Sie ein Blatt aufdecken wollen, müssen Sie die Auto-Muck-Funktion deaktivieren. Zum Ende einer Hand werden Sie dann gefragt, ob Sie Ihre Karten zeigen wollen. Wenn jemand bis zum Schluss dabei war, dann aber seine Karten ungezeigt abwirft, können Sie sie dennoch zeigen lassen, indem Sie über die Hand History-Funktion der Site den letzten Spielverlauf abrufen. Wie das geht, finden Sie über die Hilfe-Schaltfläche der Pokersite.

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