All-in gehen ist manchmal Risiko – Pokerstrategien für fortgeschrittene

Das ist die stärkste Waffe im Arsenal eines Pokerspielers. Wenn Sie sich mit der Menge Ihrer Chips wohlfühlen, dann können Sie All-In gehen – das wird Ihren Gegenspieler stark unter Druck setzen, und wahrscheinlich wird er aufgeben. Er denkt vielleicht, dass er eine Chance von 50 Prozent hat, aber will er wirklich seine gesamten Chips auf eine Gewinnchance setzen, die nicht höher ist, als wenn man eine Münze wirft und Kopf oder Zahl wettet? Sie sind der Aggressor, Sie haben Ihre Chips als Erster in die Mitte geschoben, und wenn der andere Spieler nicht gerade völlig verzweifelt ist – oder sehr reich -, dann dürfte er aufgeben. Für den Fall, dass er mitgeht, sollten Sie aber doch ziemlich sicher sein, dass Sie gewinnen. Oftmals haben Sie die Nuts und wissen, dass Ihr Gegner noch glaubt, die bessere Hand zu haben. Dann lohnt es sich wirklich, All-In zu spielen, in der Hoffnung, dass er aufgibt und Sie alles einstreichen.

In den meisten Fällen ist das aber nicht so eindeutig vorherzusagen, und dann müssen Sie All-In gehen, um Ihren Gegner zum Aufgeben zu zwingen. Bei dieser Strategie können Sie sowohl der Angreifer als auch das Opfer sein, sie sollten also alle Risiken gut abwägen. Schließlich riskieren Sie Ihr gesamtes Turnier, wenn Sie All-In gehen, oder wenn Sie bei einem Cash-Game mitspielen, riskieren Sie Ihre gesamten Chips und müssen neue kaufen, um am Tisch bleiben zu können.

Hier sind ein paar typische Hände, bei denen Sie in Er-wägung ziehen könnten, All-In zu gehen:
Sie erhöhen vor dem Flop, und jemand anderes erhöht erneut. Offensichtlich setzt dieser Spieler einiges Vertrauen in seine Hand, überlegen Sie sich also, ob Sie an diesem Punkt wirklich All-In gehen wollen.

Wenn der andere mitgeht, toll – wenn Sie die Asse haben, werden Sie in den meisten Fällen gewinnen. Wenn Sie die Könige haben, dann würden Sie zwar gegen seine Asse verlieren, aber wenn er nur ein Ass und einen hohen Kicker hat, gewinnen wahrscheinlich Sie. Er hat nur eine Chance von 20 Prozent, über den Flop sein Ass zu bekommen.

Anders sieht es aus, wenn Sie relativ wenig Chips haben.
Angenommen, Sie haben:

Pic 22

Angenommen, Sie haben:

Pic 23

Wenn Sie wenig Chips haben, müssen Sie schnell verdoppeln, sonst laufen Sie Gefahr, allein durch das Setzen der Blinds so viel zu verlieren, dass Sie früher oder später aus dem Turnier fliegen, wenn Sie nichts dagegen unternehmen. Wenn Sie nur noch Chips für ein paar wenige Blinds haben (ein Richtwert: alles, was unter dem Wert von zehn Blinds liegt), dann sollten Sie sich überlegen, mit den oben angegebenen Händen All-In zu gehen. Es besteht die Chance, dass niemand mitgeht, und dann streichen Sie einfach die Blinds ein und können eine Runde weiterspielen. Aber wenn jemand mitgeht, dann werden Sie wohl verdoppeln, es sei denn, Sie haben Pech, und Ihr Gegner hat eine Monsterhand. Mit diesen Entscheidungen sollten Sie allerdings nicht allzu lange warten, denn wenn Sie es aufschieben, bis Sie fast keine Chips mehr haben, machen Sie Spielern mit schlechten Händen und vielen Chips das Mitgehen sehr einfach. Und die haben dann nämlich eine Chance, auf dem Flop, Turn oder River ihre Hand so zu verbessern, dass sie Sie schlagen.

Ein gutes Beispiel dafür ist mein Ausscheiden aus den European Poker Tour French Open in der schönen Stadt Deauville in der Normandie. Es war der erste Tag der drei-tägigen Veranstaltung, und ich hatte die meiste Zeit ziemlich solide gespielt, wenn auch unspektakulär. Ich hatte mit 10.000 Chips angefangen, mal verloren, mal gewonnen, dann wieder verloren. Nach zehn Stunden wurde mir langsam etwas unwohl mit meinen schrumpfenden Chipstapeln, und ich musste Widerstand leisten, um irgendwie zu verdoppeln. Mittlerweile war die Höhe der Blinds bei 400 bzw. 800, und ich hatte nur noch 5000 Chips. Es wäre also ziemlich sinnlos gewesen, einfach rumzusitzen und abzuwarten. Ich war in mittlerer Position und hatte Folgendes auf der Hand: Q♥ Q♣

Ich ging All-In und hoffte, dass jemand mitgehen und mir damit die Chance geben würde, meine Chips zu verdoppeln. Alle stiegen aus, bis auf den Spieler auf der besten Position, John Texas Hewston aus Großbritannien. Er hatte von allen am Tisch die meisten Chips und ging mit. Ich zeigte meine Damen, und er zeigte: A♠ 7♦

Ein Klassiker für mich, denn nur ein Ass oder zwei weitere Siebener konnten ihm helfen. Es sah ganz so aus, als könnte ich meine Chips mindestens wieder auf 10.000 aufstocken, womit ich eine Chance gehabt hätte, noch am zweiten Tag mitzuspielen. Aber der Flop brachte ein Ass, und ich hätte noch eine weitere Dame gebraucht, um zu gewinnen. Sie kam nicht, und ich war draußen. Trotzdem hatte ich in diesem Moment richtig gehandelt. Ich hatte einen Spieler mit sehr vielen Chips dazu verleitet, mit einer Hand mitzugehen, die er normalerweise nicht so gespielt hätte. John hatte bloß Glück, und obwohl wir hinterher an der Bar Witze darüber machten, hatte er recht, als er zu mir sagte: Was willst du, du wolltest doch jemand, der mitgeht!

Je weniger Chips Sie haben, umso mehr müssen Sie die Anzahl der Hände erweitern, mit denen Sie All-In gehen – ein niedrigeres Paar oder ein Ass mit einem nicht so guten Kicker. Wenn Sie jedoch ein Cash-Game spielen, gibt es keinen Grund, die letzten paar Dollars auf diese Art zu riskieren. Verlassen Sie lieber den Tisch, um Chips nachzukaufen, werfen Sie Ihr restliches Geld nicht zum Fenster hinaus.

Eine andere gute Gelegenheit, All-In zu gehen, wäre gekommen, wenn Sie Folgendes
auf der Hand haben: A♠ K♥
oder : A♠ K♦

Wenn Sie eine dieser Hände haben, dann sollten Sie All-In gehen, wenn mehrere Spieler mitgehen – oft Limpers genannt, weil sie buchstäblich in den Pot hinken. Sie haben die beste Hand, also können die anderen es nicht wagen, mitzugehen, und Sie streichen ihre Chips und die Blinds ein. Mit A, K liegen Sie hinter jedem Paar. Auch ein Paar Zweier liegt einen Hauch vor Ihnen, aber nur einen Hauch. Ein Spieler mit einem niedrigen Paar schätzt vielleicht, dass Sie A, K auf der Hand haben, wenn Sie All-In gehen, und er wird lieber keine 50:50-Situation riskieren. Wenn andere Spieler mitgehen und Sie dann über den Flop keine passende Karte mehr dazubekommen, verlieren Sie einen ganzen Berg Chips. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man erst gar nicht mit Ihnen mitgeht.

Wenn Sie mit wenigen Leuten spielen – sagen wir mal, Sie sind bei den letzten drei oder vier Spielern oder bereits Heads-Up (zu zweit) -, dann sollten Sie die Auswahl der Hände, mit denen Sie All-In spielen, ebenfalls vergrößern. In diesem Stadium des Turniers müssen Sie allein schon wegen der Blinds Chips ansammeln, und mit einem ordentlichen Paar oder A, K haben Sie gute Chancen, dass Sie verdoppeln und einen der anderen Spieler rauswerfen können – und dabei oft ans Geld gelangen.

Versuchen Sie aber nicht, den Schlaumeier zu spielen, indem Sie an einem vollen Tisch mit einem mittleren oder niedrigen Paar All-In spielen – Sie haben den anderen am Tisch wahrscheinlich nicht viel voraus, von denen einer vielleicht zwei Over-Cards auf der Hand haben könnte, und jeder, der ein höheres Paar hat, stellt eine potenzielle Gefahr für Sie dar. Mit solchen Karten All-In zu gehen ist nur angezeigt, wenn Sie bloß noch zu zweit sind oder wenn Ihnen die Chips so knapp werden, dass Sie zum Handeln gezwungen sind.

Wenn Sie Cash-Games spielen, sollten Sie nur an All-In denken, wenn Sie die Nuts haben – warum sollten Sie Ihr ganzes hart verdientes Geld auf eine Hand setzen, von der Sie nicht sagen können, ob sie gewinnen wird? Später werden wir uns genauer ansehen, wie Sie spielen sollten, wenn Sie die Nuts haben.

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